Seine Doktorarbeit widmete Volker Höcht 2016 dem Thema „Strategisches Demographie-Management für kleine Kommunen in schrumpfenden Regionen“. Der Wirtschaftsförderer im Landratsamt ist also Experte auf dem Gebiet der Bevölkerungsentwicklung.
Wie zuverlässig sind die Berechnungen der Statistiker?
Die aktuelle Prognose ist ein plausibles Zukunftsbild, aufbauend auf den getroffenen Annahmen. Die beruhen oft auf altersspezifischen Fertilitätsraten, Geburtenziffern, Sterbewahrscheinlichkeiten und Migrationszahlen. Grundsätzlich werden die Parameter Zuzug, Wegzug, Geburten und Sterbefälle einbezogen. Die statistischen Ämter berechnen meist verschiedene Varianten, um die tatsächliche Entwicklung besser einzugrenzen.
Kann man das Ruder überhaupt noch herumreißen, was den Bevölkerungsschwund im Landkreis betrifft?
Die Altersstruktur wird als der dominante Faktor in der Bevölkerungsentwicklung in den kommenden Jahren in Deutschland angesehen. Die größte deutschlandweite Herausforderung im Bereich Demographie ist, dass bereits seit vier Jahrzehnten die Zahl der Kinder die der Elterngeneration nicht ersetzen kann. Die Zahl der Sterbefälle übersteigt die der Neugeborenen. Ohne Zuwanderung aus dem Ausland würde die Bevölkerung seit langem rapide schrumpfen. Und genau das ist es, was uns auch bei der Bevölkerungsentwicklung im Landkreis „auf die Füße“ fällt, die Überalterung der Bevölkerung.
Was fällt bei genauerer Betrachtung der Statistik auf?
Wenn man sich die Daten für den Landkreis genauer ansieht, steht im Bereich der natürlichen Bevölkerungsbewegung einem Verlust von -4017 (von 2010 bis 2019) einem positivem Saldo im Bereich Migration von +506 gegenüber. Es gibt seit 2014 positive Jahresbilanzen bei Wanderungen. Die Abwanderung über die Landkreisgrenzen hinweg ist grundsätzlich gestoppt. Nur bei den 18- bis 30-Jährigen gibt es noch Verluste. Das ist demografisch gesehen besonders gravierend, da es Auswirkungen auf die Geburtenzahlen hat.
Was tut der Landkreis, um gegen diesen Trend anzukämpfen?
Aktuell gestartet ist unsere Fachkräfte- und Rückkehrerkampagne, welche vor allem die 18- bis 30-Jährigen animieren soll, sich hier anzusiedeln. Wir sprechen junge Personen vor dem Schul- oder Berufsabschluss gezielt an, zeigen ihnen die aussichtsreichen Perspektiven in der Region auf. Der Arbeitsmarkt in der Region ist hervorragend, aber auch mit der Lebensqualität (Work-Life-Balance) können wir punkten. Zudem ist das Pilotprojekt „Demografiefeste Kommune“ gestartet, das die Herausforderungen im Landkreis tiefergehend analysieren und weitere Maßnahmen identifizieren soll.
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