Tirschenreuth
22.11.2023 - 14:26 Uhr

Was man bei der Jugendarbeit gegen sexuelle Gewalt tun kann

Es war die erste Versammlung, die der neue Vorsitzende des Kreisjugendrings, Max Siller, leitete. Er meisterte sie mit Bravour.

Was kann man tun, um Gefahren von sexueller Gewalt im Jugendbereich vorzubeugen? Mit dieser Frage beschäftigte sich der Kreisjugendring in der Herbstvollversammlung am Freitag beim "Hoanfbartl" in Tirschenreuth. Sozialpädagoge Rainer Seidel von der Kommunalen Jugendpflege des Landkreises Tirschenreuth setzte sich mit diesem Thema kritisch auseinander.

Laut Bundeskriminalamt wurden im vergangenen Jahr in Deutschland über 18 400 Kinder und Jugendliche in Deutschland Opfer von sexueller Gewalt. Dazu komme noch eine hohe Dunkelziffer, wusste Seidel. Unter sexueller Gewalt verstehe man, dass eine sexuelle Handlung aktiv oder passiv ohne Einwilligung des Sexualpartner vorgenommen werde. Dazu zählten Küsse, Petting, das gegenseitige Masturbieren, das Entblößen der Geschlechtsteile, das Betasten der Geschlechtsteile oder auch das Zurverfügungstellen von Pornografie. "Kinder unter 14 Jahre genießen umfassenden Schutz", betonte er. Jeder mache sich strafbar, wenn er mit einem Kind sexuelle Handlungen vollziehe. Sexuelle Gewalt gegen Minderjährige passiere nicht zufällig, sondern sei meistens das Ergebnis eines geplanten Vorgehens. Typische Täterstrategien seien zufällige Berührungen, das Anvertrauen von Geheimnissen, anzügliche Witze und Komplimente oder erste leichte Grenzüberschreitungen. Dabei seien die Täter oft besonders nett, freundlich und charmant.

Präventionskonzepte sollten nicht als Konzepte verstanden werden, die ausschließlich an der Stärkung der Kinder arbeiteten, meinte Seidel. "Die Verantwortung für den Schutz vor Missbrauch liege immer beim Erwachsenen, niemals beim Kind, so Seidel. Jede Organisation und jeder Verein habe selbst die Verantwortung, die Prävention von sexualisierter Gewalt in den eigenen Strukturen und bei den dort tätigen Erwachsenen zu verankern.

Die neue Leiterin des Kreisjugendamtes, Sabine Konrad, verwies auf die speziellen Herausforderungen im Hinblick auf die häusliche und sexuelle Gewalt. Wichtig sei, die Opfer ernst zu nehmen und aufzuklären. Dass dieses Thema sehr brisant war, verdeutlichte die Tatsache, dass es während der Vorträge mucksmäuschenstill im Saal war.

Der neue Vorsitzende des Kreisjugendrings, Max Siller, freute sich über den guten Besuch. Etwa 70 Vertreter waren gekommen, um sich zu informieren. Geschäftsführerin Andrea Schug gab einen kurzen Rückblick über die Aktivitäten der vergangenen sechs Monate und bezog auch Stellung zur "U 18-Wahl" im Landkreis, die der Bezirksjugendring durchführt hat. Zwölf Schulen beteiligten sich daran. 1326 Kinder und Jugendliche gaben ihre Stimme ab. Bei dieser Wahl war die AfD die zweitstärkste Partei. Das Ergebnis müsse wachrütteln, meinte Schug.

MdL Tobias Reiß betonte in einem Grußwort, wie wichtig hier eine gute Jugendarbeit sei.

 
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