Der Landkreis Tirschenreuth hat bei der Coronakrise bundesweit eine traurige Bekanntheit erlangt. Die hohen Fallzahlen bei der Ausbreitung der neuartigen Krankheit und die vielen Todesfälle haben den Landkreis und insbesondere den Hotspot Mitterteich immer wieder in den Fokus gerückt. Viele Fragen blieben dabei unbeantwortet. Zum Beispiel, warum sich das Virus Covid-19 so rasant im Landkreis ausbreiten konnte? Oder warum die Virenkrankheit im Landkreis Tirschenreuth so viele Todesopfer gefordert hat? Auch die Frage, ob das Mitterteicher Starkbierfest bei der Ausbreitung eine Rolle gespielt hat, wurde nie geklärt.
Licht ins Dunkel bringen
Zwei Gutachten sollen Licht ins Dunkel bringen: eines stammt vom Robert-Koch-Institut in Berlin, am anderen arbeiten Wissenschaftler der Universitäten Regensburg und Erlangen. Die Expertise des Robert-Koch-Instituts liegt nun dem Landkreis vor. In einer Presse-Rundmail will die Behörde am Mittwochmorgen die Inhalte bekanntgeben.
Auftrag der Gutachter des Robert-Koch-Instituts war es, herauszufinden, warum der Landkreis Tirschenreuth vom Infektionsgeschehen so sehr betroffen war. Außerdem sollte das Institut der Frage nachgehen, warum die Todesrate im Landkreis so hoch war. Das Virus Covid-19 spielte im Landkreis Tirschenreuth nach der Statistik des Robert-Koch-Instituts bislang beim Tod von 139 Menschen eine Rolle. 1142 Krankheitsfälle sind amtlich erfasst (Stand Dienstag, 14 Uhr). Die meisten Opfer starben in Mitterteich und Erbendorf. Prozentual stark betroffen von der Krise waren aber auch kleinere Gemeinden, wie Fuchsmühl und Konnersreuth.
Her die Chronologie der Krise:
7. März
Starkbierfest in Mitterteich
10. März
Das Gesundheitsamt Tirschenreuth meldet den ersten am Covid-19-Virus Erkrankten im Landkreis. Es handelt sich um einen 83-jährigen Mann, der im Krankenhaus behandelt wird. Seine Frau wird in Quarantäne geschickt.
ab 11. März
Das Virus breitet sich rasant im Landkreis Tirschenreuth aus.
16. März
Der Freistaat ruft den Katastrophenfall aus.
18. März
Der Landkreis verhängt für Mitterteich bis 2. April eine Ausgangssperre. Das gab es in der Bundesrepublik vorher noch nie. Innenminister Joachim Herrmann macht sich selbst ein Bild von der Lage.
20. März
Der erste Todesfall im Landkreis Tirschenreuth: Es handelte sich um einen 87-jährigen Mann, der eine Vorerkrankung hatte. In Bayern gibt es zu diesem Zeitpunkt insgesamt 15 Corona-Todesfälle.
21. März
Die Kassenärztliche Vereinigung richtet eine mobile Abstrichstation in Tirschenreuth ein.
24. März
Die Zahl der Erkrankten übersteigt im Landkreis die Marke von 200.
31. März
Die Zahl Erkrankten übersteigt im Landkreis die Marke von 500.
3. April
Die 7-Tage-Inzidenz erreicht im Landkreis Tirschenreuth mit 571 Neuerkrankten in einer Woche, hochgerechnet auf 100.000 Einwohner, den Höchstwert. Ministerpräsident Markus Söder kündigt eine Antikörperstudie für den Landkreis Tirschenreuth an.
7. April
Ende der Ausgangssperre in Mitterteich
11. April
Der Landkreis beginnt, alle Beschäftigten und Bewohner von Altenheimen auf das Coronavirus zu testen.
15. April
Die Zahl der Corona-Infizierten übersteigt im Landkreis Tirschenreuth die Marke von 1000 Erkrankten.
27. April
Der Freistaat führt in Bayern in Geschäften und im Öffentlichen Nahverkehr eine Maskenpflicht ein. Das Robert-Koch-Institut schickt auf Betreiben von Landrat Wolfgang Lippert drei Epidemiologen nach Tirschenreuth, um das Infektionsgeschehen im Landkreis zu untersuchen. Die 7-Tage-Inzidenz sinkt im Landkreis wieder unter 50.
7. Mai
Der 100. Corona-Todesfall im Landkreis Tirschenreuth wird registriert.
8. Mai
Die Universitäten Regensburg und Erlangen stellen in Regensburg die Antikörper-Studie „Prospektive Covid19-Kohorte Tirschenreuth“ (TiKoCo19) vor. Der Freistaat investiert über eine halbe Million Euro in diese Untersuchungen.
28. Mai
Der Landkreis Tirschenreuth erreicht bei der 7-Tage-Inzidenz als erster Oberpfälzer Landkreis zeitweise wieder den Wert 0,0.
18. Juni
Das Verwaltungsgericht in Regensburg verpflichtet das Landratsamt Tirschenreuth per Beschluss, die aktuellen Zahlen aller positiv auf Corona getesteten Personen in den einzelnen Städten und Gemeinden herauszugeben.In Mitterteich gab es mit 181 Erkrankten bis dahin den höchsten Wert.
24. Juni
Der Landkreis Tirschenreuth gibt auch die Herkunftsgemeinden der Todesopfer bekannt. Die meisten Todesopfer gab es bis dahin in Mitterteich und Erbendorf – je 21.
29. Juni
Die Blutentnahmen für die Antikörperstudie der Universitäten Regensburg und Erlangen beginnen. Dazu werden in Tirschenreuth, Waldeck und Wiesau Testzentren eingerichtet. 5 Prozent der Bevölkerung - insgesamt 3600 Personen - sollen getestet werden.