Architekt Peter Brückner ist für auffällige Planungen bekannt. In seiner Zeit als Präsident des Rotary-Clubs Stiftland will er seine Fähigkeiten auf eine besondere Weise der Region zukommen lassen. Einen Ort der Meditation wollen Brückner und der Club dem Stiftland als Geschenk machen. Für die turmartige Wegkapelle hat sich der Planer eine idyllische Stelle neben dem Vizinalbahnradweg am Rande eines fast schon verschwundenen Teiches ausgesucht. Der Stadtrat Tirschenreuth, zuständig für die Genehmigung des Bauantrags, unterstützt das Vorhaben mit großer Mehrheit.
Bei der Sitzung des Stadtrats am vergangenen Donnerstag konnte der Architekt seine Vorstellungen schon recht bildlich präsentieren. Pläne und ein Modell zeigen die ungewöhnliche Wegkapelle als schlanke Konstruktion, die typisch für die Brückner-Bauten, auf heimische Baustoffe, geschichtlichen Bezug und die besondere Wirkung des Baukörpers setzt. Begeistert von der Vorstellung ist Bürgermeister Franz Stahl, der nicht nur den weiteren Akzent in den Waldnaabauen herausstellt. Auch werde die Wegkapelle sehr sensibel in die Landschaft integriert.
In der Tradition des Clubs will der neue Präsident in seiner einjährigen Amtszeit der Region ein besonderes Geschenk machen. Die Idee der Wegkapelle sei dabei einhellig vom Club unterstützt worden, schilderte Brückner die Absicht, der Himmelsleiter und Heusterzbrücke ein drittes Element hinzuzufügen.
Neben dem Radweg, ein Stück südlicher der Brücke, soll an einem kleinen Weiher die Kapelle mit einer Grundfläche von drei mal sechs Metern entstehen. Mit einer Höhe von neun Metern bleibt das Bauwerk noch unter der Baumgrenze. Der Standort sei mit den zuständigen Stellen abgesprochen, versicherte der Planer. Im Zuge des Baus sollte auch der fast verlandete Teich wieder angelegt werden. Der Grund gehöre dem Landkreis.
Beton mit Kaolin
Die Kapelle "im Herzen des Stiftlandes" will der Club komplett aus Spendengeldern finanzieren und dazu das Rotary-Hilfswerk einsetzen. An Kosten errechnete Brückner rund 200 000 Euro. Bei der Ausführung setzt der Rotary-Präsident auf regionales Material. So wird für die Bodenplatte und den Sockel Beton mit Kaolin vermischt und so ein heller Werkstoff kreiert. Den massiven Baukörper bilden dann 325 Holzbalken mit unterschiedlicher Länge, die fast auf normale Raumhöhe hinuntergehen. Zu einer Ecke hin werden die Balken immer kürzer und geben schließlich in neun Metern Höhe Platz für ein Oberlicht frei, das der Kapelle, je nach Tageszeit, eine besondere, natürliche Beleuchtung spenden soll.
Rund um die Uhr geöffnet
Das Bauwerk soll rund um die Uhr geöffnet bleiben, eine Türe ist nicht vorgesehen. Über einen kurzen Zugang vom Radweg her führt der Weg in einen schmalen Vor- und dann in den Hauptraum, der ebenfalls schlicht mit Betonbank und -tisch möbliert ist. Blech auf dem flachen Holzdach sowie der Betonsockel würden die Langlebigkeit der Balkenkonstruktion garantieren. Vorgesehen sei an dem Bauwerk auch ein Kreuz, aber die Wegkapelle "ist für alle Menschen offen", plant Brückner.
Eine breite Mehrheit im Stadtrat empfand das Vorhaben als weitere Steigerung der Attraktivität in den Waldnaabauen, das sich auch durch die Materialien gut in die Landschaft einfügen würde. "Das ist ein weiterer Anziehungspunkt", formulierte Angelika Brunner (CSU). Dass noch mehr Menschen in die sensible Landschaft kommen, entkräftete das Gremium mit dem Hinweis, dass die Bauwerke für eine deutlichere Besucherlenkung sorgen würden. "Das ist ein Turm, keine Kapelle", störte sich Karl Berr (Wählergemeinschaft Umwelt) an der Optik. Und Franz Heinrich (Grüne) sah in der dominanten Konstruktion einen Widerspruch zur Sensibilität der Landschaft. "Das ist eher ein Symbol für die Holzindustrie", beurteilte der Grünen-Stadtrat. "Das ist ein interessanter Ort, der neugierig macht", hielt Paulus Mehler dagegen und vertraute, dass die Besucher auf dem Weg bleiben würden. Zudem sei es schließlich auch Absicht, dass Besucher in die Waldnaabauen kommen, unterstrich der CSU-Rat. Gegen die Stimmen von Berr und Heinrich erteilte das Gremium dem Bauantrag die Zustimmung.
Baubeginn noch in diesem Jahr
Jetzt geht es für den Planer auch darum, die Finanzierung zu bewerkstelligen, bei der Spenden eine große Rolle spielen werden. Vorgesehen ist auch der "Verkauf" der Balken. Die "Balken-Paten" sollen natürlich entsprechend gewürdigt werden. Bei der Ausführung verweist Brückner auf ein enges Zeitfenster, das schon die Rücksicht auf die Natur vorgeben werde. So sollte mit den ersten Arbeiten am Fundament noch im Oktober begonnen werden. Die vorgefertigten Balken würden dann wie in einem Baukasten auf den Beton-Sockel aufgesetzt.
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