Jedem, der im Landkreis Tirschenreuth unterwegs ist, fällt es auf: Bei einigermaßen passendem Wetter sind ungemein viele Radfahrer unterwegs. Man begegnet ihnen nicht nur auf Vizinalbahn-, Steinwald-, Waldnaabtal- und Wondrebradweg, nein auch auf vielen anderen Routen wird fleißig in die Pedale getreten. Der Radtourismus hat, wohl auch durch die E-Bikes und die Corona-Pandemie, einen riesen Schub bekommen.
Das ist auch dem Battenberg-Gietl-Verlag in Regenstauf nicht verborgen geblieben. Er hat nach Autoren gesucht, welche sich nicht nur gut mit den Radwegen in der Region auskennen, sondern neben den bekannten Routen auch so manchen Geheimtipp an Radlfans weitergeben können. Dabei sind die Verantwortlichen durch Berichte in unserer Zeitung auf den früheren Landratsamtsbeamten Gerd Richter (80) und den Leitenden AOK-Verwaltungsdirektor im Ruhestand Thomas Sporrer (62) gestoßen, die sich in den vergangenen Jahren als Gästeführer sehr erfolgreich Radführungen in und um Tirschenreuth ausgedacht und begleitet haben. "Der Verlag hat uns angeboten, über den gesamten Landkreis Tirschenreuth einen Radführer herauszubringen, wenn wir als Autoren mitarbeiten", erzählt Thomas Sporrer. Mit den Allgemeinärzten Helmut Pürner (69) und Bernhard Person (71), die in Tirschenreuth früher eigene Praxen hatten, waren schnell noch zwei weitere radlbegeisterte Männer gefunden, um die Aufgaben auf viele Schultern verteilen zu können.
Seit einem Jahr arbeiten sie nun schon an ihrem Projekt. "Da haben wir uns ganz schön was aufgehalst", stöhnt Thomas Sporrer. Angefangen vom passenden Layout über die verschiedenen Rubriken bis hin zu den verwendeten Schriften gebe es bei so einem Buchprojekt so viele Dinge zu klären. "Doch mittlerweile sind wir auf der Zielgeraden", sagt der Tirschenreuther.
Vier Autoren eingebunden
Die vier Tirschenreuther können dabei aus dem Vollen schöpfen. Gerd Richter, der bis zu seiner Pensionierung beim Tirschenreuther Landratsamt das Sachgebiet Kommunalrecht geleitet hat, führt seit über 30 Jahren während der Saison die Altherren-Gymnastikgruppe der TG auf dem Fahrrad durch die Landschaften des Stiftlandes. "Er kennt jede Geschichte, jede Kapelle und jede Kirche, weiß, wo Fuchs und Dachs gemeinsam einen Bau haben und, und, und. Sein Wissen lässt so ziemlich jeden Gästeführer blass aussehen, er ist der Heimatkundler schlechthin. Sein Wissen war die Grundlage für unsere Streckenauswahl", erzählt Sporrer.
Die Buchautoren haben 21 Touren ausgewählt. "Jede Gemeinde im Landkreis ist vertreten. Wir nutzen vorhandene Fahrradwege oder eben auch nicht, wenn es wichtige Gründe für einen Alternativweg gibt", erzählen die Vier. Wichtig ist ihnen dabei, dass die Radfahrer nicht nur zu bekannten Zielen wie der Großen Kappl und dem Kloster Waldsassen gelotst werden, sondern auch auf die kleinen Sehenswürdigkeiten, die kaum einer kennt, aufmerksam gemacht werden. "Wer weiß schon, dass es in Mähring einen fest installierten Kreuzweg mit Kapelle und Steinsäulen gibt oder kennt schon die mit Holzbalken eingerahmte, auf Granitsäulen thronende Mariensäule mitten in einer Wiese bei Fuchsmühl?", fragen die vier Radler.
Obwohl man natürlich mit dem Führer vor allem den Tourismus im Landkreis Tirschenreuth fördern wolle, werde der Radfahrer hier und da auch dazu ermuntert, den Landkreis zu verlassen. "Was wäre denn schon eine Zoigl-Tour ohne Neuhaus?", fragen sie. Aus ähnlichen Gründen gebe es auch Vorschläge für kurze Abstecher nach Oberfranken.
Während im Stiftland Zoigl, Kapellen und Kirchen wichtige Themen sind, gehe es bei den Touren im Westen mehr um Vulkane, Burgen und Schlösser. Und in der Mitte führe natürlich kein Weg am Naturpark mit dem Steinwald-Radweg vorbei. "Dieser Weg ist eine der schönsten Touren der gesamten Region", schwärmen die Autoren von diesem Rundkurs, den sie komplett übernommen haben. „Warum sollte man was ändern, wenn es schon fast perfekt ist?“, sagt Bernhard Person. "Fast perfekt" sagt er deshalb, weil sie die Route noch um einen Punkt erweitert haben. Wer wissen will, welcher Punkt das ist, muss sich schon das Büchlein kaufen.
"Auf den Spuren der Mönche"
Jeder hat dabei seine Lieblingstour. Bei Thomas Sporrer ist dies zum Beispiel die Waldsassener Klostertour „Auf den Spuren der Mönche“, die durch das gesamte Stiftland führt. "Dies wird mit 85 Kilometern die längste und mit über 1000 Höhenmetern wohl auch die anspruchsvollste Tour werden", kündigen die Autoren an. Dem gegenüber stünden zwei kurze und leichte Familientouren, die den Sterzer Rundweg und die Wiesauer Kipp zum Ziel hätten. Dies seien einfache Strecken mit viel Spaß und Spiel für die Jüngsten.
"Natürlich sind wir alle Touren selbst noch einmal abgefahren", erzählt Sporrer. Hunderte von Kilometern haben sie dabei zurückgelegt. Bei diesem Qualitäts-Check standen Fragen wie "Sind die Wege in Ordnung?", "Ist die Streckenführung vernünftig?" und "Wie ist der Untergrund?" im Mittelpunkt. Diese Testfahrten führten mehrfach noch einmal zu Änderungen, auch um Tiere und Pflanzen zu schützen. So haben die Autoren eine spannende Tour durch die Tirschenreuther Heusterz auf Hauptwege verlegt. „Naturschutz hat Vorrang“, sagt Gerd Richter.
Die Autoren haben die Arbeit für den Führer, der rechtzeitig zur neuen Saison auf den Markt kommen soll, genau untereinander aufgeteilt. Gerd Richter bringt sein großes Wissen in die Tourenplanung ein, Thomas Sporrer kümmert sich um Texte, Geschichten und zusammen mit Bernhard Person um die Bilder für die Touren und Helmut Pürner um GPS-Daten. Auf Wunsch des Verlages wird er in einem Kapitel auch erläutern, wie man diese GPS-Daten aus dem Buch auf das Handy bekommt und sich mit der kostenlosen Software Komoot durch den Landkreis lotsen lassen kann. „Mitten im Griesbacher Wald ohne GPS die richtige Abzweigung zu finden, ist eine Herausforderung“, findet das Quartett.
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