Schon vor einigen Monaten hat Bürgermeister Franz Stahl Regierungsvizepräsident Florian Luderschmid nach Tirschenreuth eingeladen. Kurz vor Weihnachten ging dieser Wunsch in Erfüllung. Am Montagmittag führte Stahl den Gast durch die Innenstadt und präsentierte aktuelle städtebauliche Maßnahmen.
Enormes Tempo im Städtebau
Luderschmid freute sich, dass der Besuch kurz vor den Feiertagen und trotz der Corona-Situation zustande kam – „und ich muss ja nachschauen, ob die Himmelsleiter noch steht“. Ganz in der Nähe gibt es nun ein neues Bauwerk, die Wegkapelle der Rotarier in den Waldnaabauen, merkte Stahl an. Ein einzigartiges Bauwerk der Architekten Brückner und Brückner. Dafür interessierte sich Luderschmid sehr, denn er sei ein leidenschaftlicher Wanderer. „Von denen sehen Sie noch einiges heute“, versprach der Bürgermeister. Das Luitpoldtheater, die geplante Kletterhalle im Schelsturm, die Fronfeste. Doch vor dem Spaziergang durch die Innenstadt gab Stahl dem Regierungsvizepräsidenten noch einige Daten über die Kreisstadt mit auf dem Weg – angefangen bei der Stadterhebung 1364 über den Stadtbrand von 1814 bis zur Gartenschau 2013.
Die Bevölkerung in der Kreisstadt werde weniger, merkte der Bürgermeister an. Waren es vor zehn Jahren noch 9123 Einwohner, sind es 2020 nur noch 8669 Einwohner gewesen. Trotzdem habe man mehr Zuzüge als Wegzüge. Das Problem: Auf eine Geburt kommen zwei Sterbefälle, erläuterte Stahl. Besonders stolz präsentierte er das Stadtentwicklungskonzept, das 2014 konzipiert und nun schon zum dritten Mal neu aufgelegt werde. Ziel ist eine Verbesserung der Lebensqualität. Seither gehe es in enormen Schritten in vielen Bereichen – etwa Wirtschaft, Bildung, Kultur, Tourismus, Freizeit, Jugend – voran. Allein im Städtebau habe man in den vergangenen Jahren 85 große Maßnahmen durch die Stadt verwirklicht und 125 kleine Vorhaben, umgesetzt von Privatleuten mit Hilfe des kommunalen Städtebauförderprogramms.
Industriegebiet im Fokus
Besonders im Hinblick auf die Wirtschaft interessierte sich Luderschmid für die Ansiedlung der Ziegler-Group an der B15 im Süden der Stadt. „Es ist eine Mammutaufgabe“, sagte Stahl. Die Durchführungsverträge seien bereits unterschrieben. Für das 35 Hektar große Areal, auf dem für 220 Millionen Euro ein Werk für Fertigbauhäuser samt Musterhaussiedlung entstehen soll, laufe aktuell die Bauleitplanung. Im März werden die Pläne wohl öffentlich ausgelegt werden können, informierte Stahl. „Was sagt der Naturschutz dazu?“, wollte Luderschmid wissen. Das Gelände sei keinerlei Schutzgebiet, es finden detaillierte Umweltprüfungen statt, sagte Stahl.
„Wir blamieren uns weltweit bei Großvorhaben und streiten, ob wir fünf Meter weiter rechts oder links bauen dürfen“, sagte Luderschmid. Natürlich seien die Bedenken und Diskussionen manchmal berechtigt. Manchmal eben aber auch nicht. Er empfahl, weiter offen und transparent in der Sache vorzugehen.
Impulse durch „Grünes Band“
„Hier wurde in den letzten Jahren viel richtig gemacht“, kommentierte der Regierungsvizepräsident. Es sei beeindruckend, was im Hinblick auf die Wirtschaft und den Städtebau, besonders in der Innenstadt, umgesetzt wurde. Besonders begrüßte Luderschmid, dass sich die Stadt zunächst um die Altstadt kümmert und dort Leben hineinbringt sowie die Innenstadt verdichten will. „Das Bemühen zum Flächensparen ist wichtig.“
Der Regierungsvizepräsident erkundigte sich insbesondere nach der Städtepartnerschaft mit Planá in Tschechien. Besonders in Corona-Zeiten sei es sehr schwer, die Kontakte aufrecht zu erhalten, bedauerte der Bürgermeister. Luderschmid hofft, dass mit dem Projekt „Grünes Band“ in die grenzüberschreitende Arbeit mehr Leben gebracht werden kann.
Beim anschließenden Spaziergang ging es zunächst zur Baustelle Rathaus II am ehemaligen Ruffing-Areal, zu den Arkaden, zum Haus St. Elisabeth in der Koloman-Maurer-Straße, hinunter zum Fischhofpark. Danach folgte eine Führung durch die Gewölbekeller der Fronfeste sowie den Räumen des Lernstandorts. Zum Schluss führte Stahl den Gast ins Museumsquartier, wo sich Luderschmid ins Goldene Buch der Stadt eintrug. Der Bürgermeister bedankte sich, dass die Zusammenarbeit mit der Regierung besonders im Hinblick auf die Städtebauförderung so hervorragend funktioniere.
Regierungsvizepräsident Florian Luderschmid
- Der 44-jährige Florian Luderschmid ist geboren im bayerisch-schwäbischen Donauwörth und lebt seit 1997 in Regensburg. „Seitdem kriegt mich die Oberpfalz nicht mehr los.“
- Jurastudium in Regensburg.
- Trotz beruflicher Stationen in München und Berlin, habe es ihn immer wieder hierher zurückgezogen.
- Zuletzt seit 2018 am Staatsministerium des Innern, für Sport und Integration als persönlicher Referent und Büroleiter des bayerischen Innenministers Joachim Hermann.
- Seit 15. April 2021 Regierungsvizepräsident der Oberpfalz.
- Er ist ein leidenschaftlicherer Wanderer und Kirchenmusiker.
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