Tirschenreuth
23.12.2021 - 11:26 Uhr

Spielzeug aus der Kinderzeit unserer Urgroßeltern auf den Tirschenreuther Dachböden

Wer der Meinung ist, in Tirschenreuth bekamen die Kinder in früherer Zeit an Weihnachten keine Geschenke, ist im Irrtum. Im Ort gab es einmal drei Spielzeuggeschäfte

Das alte Blech- und Holzspielzeug, das für Buben bestimmt war, hat man auf dem Dachboden eines Tirschenreuther Bürgerhauses gefunden. Archivbild: pol
Das alte Blech- und Holzspielzeug, das für Buben bestimmt war, hat man auf dem Dachboden eines Tirschenreuther Bürgerhauses gefunden.

Bis zum Jahre 1914, bevor der Erste Weltkrieg ausbrach, herrschte in den Betrieben der Stadt Vollbeschäftigung. Die Löhne der Arbeiterklasse reichten aus, um den Lebensunterhalt für die kinderreichen Familien einigermaßen bestreiten zu können. Der hohe Preis dafür betrug 60 und mehr Arbeitsstunden in der Woche.

Zu dieser Zeit gab es in der Stadt drei gutbestückte Spielwarengeschäfte. Neben Holz- und Blecheisenbahnen, Trommeln und Kreiseln waren Puppenstuben, Kaufläden und natürlich eine große Auswahl an Puppen die großen Renner. Geliefert wurde die Ware von einer der zahlreichen Spielwarenfabriken, die in Nürnberg angesiedelt waren. Einfaches Holzspielzeug lieferten die städtischen Schreiner und die Schnitzer, die sonst kunstvolle Krippenfiguren anfertigten, versuchten sich vor Weihnachten an Pferd und Wagen.

In dieser Zeit drückten sich an den Schaufenstern der Spielwarengeschäfte die Buben und Mädchen die Nasen platt. Vergebens versuchten sie einen kleinen Blick erhaschen zu können. Die Spielsachen waren erst bei der Bescherung für die Kinderaugen bestimmt. Dafür nahm das Christkind schon einige Wochen vorher die Wunschzettel entgegen. Die in Schönschrift geschriebenen Zettel wurden vor dem Schlafengehen auf das Fensterbrett oder vor die Haustüre gelegt. In der Nacht, wenn alles fest schlief, kamen dann die Helfer des Christkinds vorbei und sammelten sie ein.

Mit etwas Glück findet man heute noch altes Spielzeug auf den Dachböden der Bürgerhäuser. Es ist in den meisten Fällen in einem guten Zustand. Die Spielsachen wurden kurz nach Weihnachten wieder in Truhen oder Schachteln verpackt und in eine finstere Ecke auf den Dachboden gestellt. Dort warteten sie dann ein langes Jahr, bis sie am Hl. Abend wieder die Kinderaugen zum Leuchten brachten.

Bildergalerie
Tirschenreuth08.12.2021
Das Spielwarengeschäft von Wilhelm Pahl befand sich am Unnaplatz 167. Aufnahme um 1900. Archivbild: pol
Das Spielwarengeschäft von Wilhelm Pahl befand sich am Unnaplatz 167. Aufnahme um 1900.
Die Puppen aus den 20er Jahren hat Heidi Brand aus Tirschenreuth für ein Bild zur Verfügung gestellt. Die Künstlerin gießt und brennt ihre Puppenköpfe selbst, und mit der Bemalung haucht sie den zarten Geschöpfen Leben ein. Die Puppenkleider entwirft und näht sie ebenfalls selbst. Bild: pol
Die Puppen aus den 20er Jahren hat Heidi Brand aus Tirschenreuth für ein Bild zur Verfügung gestellt. Die Künstlerin gießt und brennt ihre Puppenköpfe selbst, und mit der Bemalung haucht sie den zarten Geschöpfen Leben ein. Die Puppenkleider entwirft und näht sie ebenfalls selbst.
Info:

Gut sortierte Geschäfte

Vor rund 100 Jahren gab es im Zentrum der Kreisstadt drei Spielwarengeschäfte.

  • Am Unnaplatz bot Wilhelm Pahl seine Waren an.
  • Auf dem Marktplatz fand sich das Geschäft von Alois Pfreimter.
  • In der Apothekergasse, heute Koloman-Maurer-Straße, hatte die Witwe Stähr ihren Laden. Ihr Laden war der größte und am besten sortiert.
 
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