Von Katrin Pasieka-Zapf und Lucia Brunner
Der Deutsche Wetterdienst sollte mit seiner Warnung Recht behalten. Über den gesamten Donnerstag zogen orkanartige Böen mit Geschwindigkeiten von bis zu 115 Kilometern pro Stunde durch den Landkreis Tirschenreuth und lösten zahlreiche Einsätze und Aufräumarbeiten aus. Alle Schulen im Landkreis blieben aus Sicherheitsgründen geschlossen. Jedoch fiel der Unterricht deshalb nicht aus: Die Schulen wechselten kurzerhand in den Distanzunterricht.
"Die Koordinierungsgruppe, bestehend aus Mitgliedern jeder Schulart, hat am Mittwoch darüber entschieden", sagt Schulamtsdirektorin Martin Puff auf Nachfrage. Auch wenn sich in einem Flächenlandkreis wie Tirschenreuth das Sturmgeschehen unterschiedlich entwickeln kann, ginge die Sicherheit der Schüler vor. Noch am Mittwochabend ging die Meldung über ein Portal an das Kultusministerium und per E-Mail an alle Schulleiter im Landkreis. "Schulen und Landratsamt haben ihre Schüler zusätzlich über Internet- und Facebookseiten informiert", so Puff. An allen Schulen wurde eine Notbetreuung für einzelne Kinder angeboten.
Straßen gesperrt
Bereits in den frühen Morgenstunden waren Polizei und Feuerwehr im westlichen Landkreis im Einsatz. Die B22 auf Höhe von Kirchendemenreuth musste wegen sechs umgestürzter Bäume für den Verkehr gesperrt werden. Ähnlich sah es in der Früh auch auf der Bundesstraße 299 im Waldstück zwischen Plärn und Krummennaab aus. Dort entwurzelte "Ylenia" einen Baum. Zudem befanden sich mehrere Bäume in Schieflage, die gesichert werden musste. Autofahrer konnten über Burggrub und Krummennaab ausweichen. Umgestürzte Bäume behinderten den Verkehr auf der Kreisstraße 8 zwischen Waldeck und Zwergau, in Trevesenhammer sowie die Naabtalkreuzung in Pullenreuth, wie ein Sprecher der Polizeiinspektion Kemnath mitteilte. Zwischen Neusorg und Schwarzenreuth kam es auf der Luisenburgstraße zu einem Verkehrsunfall, bei dem die Polizei ausrücken musste. Ein Auto stieß mit einem bereits umgestürzten Baum zusammen. Der Fahrer verletzte sich dabei nicht.
Das Unwetter sorgte auch für Zugausfälle auf der Strecke zwischen Nürnberg und Cheb. Hier blockierte ein umgefallener Baum bei Immenreuth die Gleise. Bis in die Mittagsstunden stellte die Bahn den Zugverkehr auf dieser Strecke vorübergehend ganz ein. Am Nachmittag fielen mehrere Fahrten aus oder wurden durch Ersatzbusse ergänzt. Ruhiger war die Situation am Vormittag im östlichen Landkreis. Keine Einsätze vermeldete die Polizei Waldsassen. Die Dienststelle in Tirschenreuth regelte den Verkehr wegen umgestürzter Bäume auf der B15 zwischen Tirschenreuth in Richtung Mitterteich sowie auf der ST2121 zwischen Friedenfels und Poppenreuth. Hinzu kam ein Einsatz in Fuchsmühl. Dort spaltete "Ylenia" einen hölzernen Strommasten.
Ebenso kam es zu Hochwasser am Donnerstagmorgen in Ebnath entlang der Fichtelnaab. Im Bereich der Brandner Straße wurden zahlreiche Wiesen und Grundstücke überflutet. Die Brücke am Witzlasreuther Weg war vom Wasser umspült worden, diese konnten Fußgänger nicht mehr betreten. Auch das Fichtelnaabstadion der DJK Ebnath hat es wieder erwischt. Die Tore des alten Platzes standen unter Wasser. In Waldershof erreichte das Hochwasser im Bereich Rosenhammer einen kritischen Punkt. Auch hier mussten Mitarbeiter des Bauhofs und Feuerwehr mehrfach ausrücken, um Straßen von Bäumen zu befreien.
69 Einsätze im Landkreis Tirschenreuth
Jürgen Meyer, Leiter der Integrierten Leitstelle (ILS) Nordoberpfalz, informiert: "Aktuell mit Stand 17 Uhr sind es 69 Ereignisse im Landkreis Tirschenreuth." Er bestätigt, dass vor allem umgestürzte Bäume die Einsatzkräfte auf Trab hielten. "Der erste Einsatz war um 4.30 Uhr bei Lochau." Jedoch gab es bislang keine größeren Einsätze oder gar Verletzte. So sei das Geschehen bislang eher glimpflich ausgefallen. "Das ist momentan kein Highlight für uns, sondern eher eines der kleineren Ereignisse." Betroffen seien vor allem die höheren Lagen im Westen und in der Mitte des Landkreises. Auch Kreisbrandrat Andreas Wührl berichtet von vermehrt kleineren Einsätzen. Die Kreiseinsatzzentrale sei wegen des Sturms nicht dauerhaft besetzt worden. Jedoch seien die Einsatzkräfte in Alarmbereitschaft.
Um auf die Sturmtiefs "Ylenia" und "Zeynef" vorbereitet zu sein, hat die ILS in Weiden schon am Mittwochabend reagiert und ihre Mannschaft verstärkt. "Momentan haben wir zur regulären Mannschaft vier weitere Personen geholt und sind damit neun Mann aktuell", sagt Meyer. Über weitere Mitarbeiter aus der Verwaltung könnte sogar um weitere vier Personen erhöht werden. Auch die ILS hat über die NINA-Warnapp bereits am Mittwochabend eine Warnmeldung zum Schulausfall im Landkreis herausgegeben. Meyer rät zum Download der kostenlosen App. "Hier gibt es alle schnellen Meldungen zu Gefahren, Unwetter oder Schulausfällen und man kann gegebenenfalls schnell reagieren."
"Das ist momentan kein Highlight für uns, sondern eher eines der kleineren Ereignisse."
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