Tirschenreuth
07.11.2018 - 06:00 Uhr

"Was wir tun? Wir gestalten!"

Vor fünf Jahren zog die Behörde von Regensburg nach Tirschenreuth. Besuch im Amt für Ländliche Entwicklung.

Sie brennen für die Entwicklung des ländlichen Raums in der Oberpfalz: Amtsleiter Thomas Gollwitzer und seine Pressesprecherin Petra Nickl. Bild: eig
Sie brennen für die Entwicklung des ländlichen Raums in der Oberpfalz: Amtsleiter Thomas Gollwitzer und seine Pressesprecherin Petra Nickl.

„Was wir tun?“ Thomas Gollwitzer lacht: „Wir gestalten.“ Der Leiter des Amtes für Ländliche Entwicklung (ALE) kann stundenlang beinahe euphorisch über all die Projekte reden, die seine Behörde anstößt und managt. Und eines ist für ihn ganz klar: Die Verlagerung des Amtes von Regensburg nach Tirschenreuth ist ein Glücksfall für die Region, aber auch für das Amt selbst. Auch wenn er und die noch verbliebenen Pendler aus Regensburg seither deutlich früher aufstehen und später nach Hause kommen.

Belegschaft stark verjüngt

Fünf Jahre nach dem Umzug aus Regensburg in den preisgekrönten Vollholzbau am Rande Tirschenreuths kommt mehr als die Hälfte der Mitarbeiter aus der Region, die Belegschaft hat sich dadurch deutlich verjüngt, ein gutes Drittel sind Frauen. Die Sollstärke von 135 ist den Worten Gollwitzers zufolge aktuell noch nicht erreicht. Das Amt sucht beispielsweise händeringend Vermessungsingenieure, die in ganz Bayern Mangelware sind. Gollwitzer setzt jedoch auf den neuen Studiengang Geoinformatik und Landmanagement, der seit diesem Herbst an der OTH Amberg angeboten wird und bereits enormen Zulauf hat. Der Amtschef gibt jedoch auch zu, dass durch die Verlagerung Erfahrung verlorengegangen ist, da doch viele altgediente Kräfte den Umzug nicht mitgemacht haben.

Aus den Fehlern gelernt

Die Tirschenreuther Behörde ist eine von sieben in Bayern, in jedem Regierungsbezirk gibt es ein Amt für Ländliche Entwicklung, die früheren Flurbereinigungsämter. Flurbereinigung - ein Begriff mit einem unguten Klang. Vieles wurde früher einfach verordnet, ob es den Menschen vor Ort gefiel oder nicht. Das sei heute ganz anders, sagt Gollwitzer. Man habe aus den Fehlern gelernt: „Die Bürger reden heute intensiv mit.“ Die Widerspruchsquote gegen geförderte Maßnahmen sei denn auch sehr gering. „Wenn wir im Jahr einen Fall vor Gericht haben, ist das viel.“

Gollwitzer sieht die Ämter für Ländliche Entwicklung als Koordinatoren, die bei den jeweiligen Projekten die verschiedenen Beteiligten - Fachstellen wie Bürger - zusammenbringen. Kernaufgabe ist, das sagt der Name, die Weiterentwicklung des ländlichen Raums. Ein blutleerer Oberbegriff, der eine unglaubliche Vielzahl von Kompetenzen bedeutet. Das fängt vom konventionellen Wegebau der Land- und Forstwirtschaft an und hört bei der Begleitung von Nischenprojekten wie einer Agentur für Film und Kommunikation oder einer Straußenfarm noch lange nicht auf. Dabei stehe heute der Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen im Vordergrund, sagt Gollwitzer. Ein aktuelles Stichwort ist die Integrierte Ländliche Entwicklung (ILE), die nichts anderes bedeutet, als dass Gemeinden sich zu stärkeren Einheiten zusammenschließen. Mehr als die Hälfte der oberpfälzischen Gemeinden sei schon Teil einer ILE. Gollwitzer wird in dem Zusammenhang recht deutlich: „Wer meint, es geht ohne, der hat es noch nicht verstanden.“ Nur die Zusammenarbeit bringe auf Dauer Erfolg.

"Auf einem guten Weg"

In diesem Punkt sieht der Amtsleiter noch einigen Nachholbedarf in der Oberpfalz. Er denkt mit Blick auf die vielbeklagte Flächenversiegelung auch an gemeindeübergreifende Gewerbegebiete. „Alles in allem sind wir aber schon auf einem guten Weg.“

Das Amt für Ländliche Entwicklung (ALE) in Tirschenreuth, ein preisgekrönter Holzbau. Bild: eig
Das Amt für Ländliche Entwicklung (ALE) in Tirschenreuth, ein preisgekrönter Holzbau.
Der "Gänsbürgerladen" in Waldthurn; der Dorfladen ist ein vom Amt für Ländliche Entwicklung gefördertes Projekt, das sich inzwischen zu einem Treffpunkt im Markt entwickelt hat. Bild: eig
Der "Gänsbürgerladen" in Waldthurn; der Dorfladen ist ein vom Amt für Ländliche Entwicklung gefördertes Projekt, das sich inzwischen zu einem Treffpunkt im Markt entwickelt hat.
Mit Hilfe des ALE realisiert: das Gesundheits- und Pflegezentrum Waldthurn; hier können ältere und pflegebedürftige Menschen in der Ortsmitte leben, gleichzeitig wird der Ortskern belebt. Bild: eig
Mit Hilfe des ALE realisiert: das Gesundheits- und Pflegezentrum Waldthurn; hier können ältere und pflegebedürftige Menschen in der Ortsmitte leben, gleichzeitig wird der Ortskern belebt.
 
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