Gefällige Ansichten, ein langgestreckter Innenhof, zwei Durchgänge oder kompakte Service-Angebote kennzeichnen die Struktur der Planungen für die "Revitalisierung des Stadtquartiers Maximilianplatz 38". Die Umgestaltung des ehemaligen Ruffing-Anwesens hin zum neuen "Rathaus II", so der Arbeitstitel, sieht aber auch eine rund 40 Meter lange Tiefgarage, einen Sitzungssaal mit runder Tafel sowie moderne Energiegewinnung mit Photovoltaik und Geothermie vor. Das alles gibt es nicht zum Schnäppchenpreis. Auf rund 12,8 Millionen Euro schätzt Architekt Peter Brückner die Kosten anhand einer schon recht ausgereiften Planung.
Bei der Sitzung am Montag waren die Stadträte von den Vorstellungen des Architekten, aber auch von der Kostensumme durchaus beeindruckt. In der Diskussion stellten sie heraus, dass die Investition an der exponierten Stelle durchaus angemessen und vor allem weit in die Zukunft gerichtet sei. "Das ist für mehr als eine Generation ausgelegt", stellte sich Bürgermeister Franz Stahl hinter das Vorhaben.
Die Bedeutung zeigte dann auch der einstimmige Beschluss des Gremiums. Damit soll als nächster Schritt ein Abstimmungsgespräch mit den Fördergebern erfolgen. Zudem soll die Finanzierung des Vorhabens in die Haushaltsplanung für die Jahre bis 2023 aufgenommen werden.
Eine "Beispielstadt"
Bei den Fördergebern hätten die ersten Pläne und der Mut der Kreisstadt durchaus Gefallen gefunden. "Tirschenreuth wird oft als Beispielstadt genannt", wusste Stahl. Und die aktuell gute finanzielle Situation sollte jetzt auch genutzt werden. Zurückliegende erste Schritte, wie der Gebäudeankauf oder Planungsaufträge seien bislang einstimmig erfolgt, erinnerte der Bürgermeister. Durch die dominante Lage des Hauses sollte auch eine ansprechende und zukunftsweisende Ausführung erfolgen. "Wir haben eine städtebauliche Verantwortung!" Peter Gold (CSU) wollte den Aufwand für das multifunktionelle Gebäude, das der Bevölkerung diene, durchaus mittragen. "Das ist eine Fortsetzung der Neuorientierung der Stadt." Manfred Zandt (Freie Wähler) verwies auf die laufenden Ausgaben für das alte Kämmerei-Gebäude und wollte das Geld lieber in eine moderne Verwaltung investieren, wenn die auch fast so viel koste wie die Gartenschau. Zandt konnte sich als Einsparung eine kleinere Tiefgarage vorstellen. Auch wollte ihm der runde Sitzungstisch nicht gefallen. Dadurch würden die Zuhörer an die Wände gedrängt. Auf den Saal verzichten wollte der Bürgermeister keinesfalls. So werde der bisherige Saal dringend als Besprechungsraum benötigt. Freilich wollte Stahl die vorliegenden Pläne als "Konzept für weitere Diskussionen" verstehen.
Viele Großprojekte
Konrad Schedl (Grüne) konnte die Investitionssumme durchaus mittragen. "Das sollte uns das wert sein", verwies Schedl auch auf die besondere Lage. Karl Berr (Wählergemeinschaft Umwelt) sah in der Maßnahme eine Korrektur vergangener Baufehler. Paulus Mehler (CSU) verwies auf weitere Großprojekte, wie Schulturnhalle oder Kindergarten. "Der Kämmerer soll eine Liste aufstellen, wie das alles realisiert werden soll", bat Paulus Mehler um einen 10-Jahres-Fahrplan.
Angelika Brunner (CSU) wollte sicherstellen, das eben diese weiteren Projekte nicht gestrichen würden, zugunsten des Rathaus-Projektes. Franz Stahl sah hier keine Gefahr. "Ich wäre enttäuscht gewesen, wenn keine Diskussion zustande gekommen wäre", blickte der Bürgermeister durchaus positiv auf die Debatte. Insgesamt zwei Stunden hatte sich das Gremium für den Punkt Zeit genommen.
Der Weg zum „Rathaus II“ soll in mehreren Abschnitten erfolgen. Bis in vier Jahren sollen die Sanierung des Gebäudes am Marktplatz (mit Aufzug), eine Tiefgarage mit bis zu 25 Stellplätzen, ein einstöckiger Neubau entlang der Seite zur Kirche sowie ein Neubau zur Schmellerstraße hin durchgeführt werden. Das gesamte Areal umfasst eine Fläche von 60 mal 18 Metern. Im Plan sieht das sanierte Gebäude am Marktplatz im Erdgeschoss beidseitig eines offenen Durchgangs Räume für die Tourist-Info und die Servicestelle der Stadtwerke sowie den Aufzug vor, im Obergeschoss dann die Büros für das Bauamt und unter dem Dach Platz für das Archiv.
Die derzeitige Bebauung im hinteren Bereich bis zur Schmellerstraße wird entfernt. Entstehen soll bis zum Ruffing-Haus eine Tiefgarage sowie teilweise ein Keller unter dem Altbau. Auf der halben Grundstücksfläche entlang der Kirchenseite sind im Neubau im Erdgeschoss öffentliche Toiletten, Nutzräume sowie ein kleiner Besprechungsraum vorgesehen. Die zweite Hälfte der Fläche beansprucht ein Innenhof. Zur Schmellerstraße hin wird der neue Rathaussaal geplant. Dieser eingeschossige Bau nimmt dank fehlender Raumdecke dennoch ein beachtliches Innenmaß an.
Bei den Kosten geht der Plan von sechs Abschnitten bis zum Jahr 2023 aus: Bauteil 1 Abbrucharbeiten im hinteren Bereich für 790 000 Euro; Bauteil 2 Altbausanierung für 4 540 000 Euro; Bauteil 3 Tiefgarage 2 430 000 Euro; Bauteil 4 Neubau entlang des Kirchplatzes 4 500 000 Euro; Bauteil 5 öffentliche WC-Anlage 250 000 Euro; Bauteil 6 Außenanlagen 340 000 Euro; Gesamtsumme 12 850 000 Euro. An Förderung werden rund 4,5 Millionen Euro erwartet. (ws)
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