Nicht nur für Kommunalpolitiker und helfende Organisationen interessant ist der Einblick über ausgewählte soziale Entwicklungen vor Ort. Im Kreistag legte stellvertretende Sozialamtsleiterin Judith Sollfrank die jüngste Zusammenfassung vor. Ein zentrales Thema ist die Entwicklung der Bevölkerungsstruktur. Keine Überraschung: Der Trend "immer mehr ältere Leute, immer weniger junge" setzt sich fort. Das zeigt die dargestellte Linie eindrucksvoll: 1987 waren gut 21 Prozent der Einwohner unter 18 Jahre alt, knapp 15 Prozent zwischen 65 und 80 Jahren. Dieses Verhältnis hat sich bis 2018 praktisch umgekehrt. Der Anteil der über 80-Jährigen stieg indessen auf fast 7 Prozent.
Von einem Stopp des Bevölkerungsrückgangs kann noch keine Rede sein. Die Zahlen belegen ein Minus von 6,8 Prozent innerhalb von 30 Jahren. Zur Zeit der Volkszählung 1987 lebten 77 865 Menschen im Landkreis. Ende 2018 waren es 72 504.
Zuwachs in Kastl und Kemnath
Durchaus interessant ist dabei der Blick auf die Entwicklung in den einzelnen Gemeinden. So gibt es auch sieben Kommunen mit positiver Einwohnerentwicklung. Kastl hat beispielsweise um gut 12 Prozent zugelegt, Kemnath um 9 Prozent. Zweistellige Verluste dagegen weist die Statistik für Pechbrunn, Krummennaab, Ebnath, Waldsassen, Pullenreuth, Neusorg, Wiesau, Friedenfels, Bärnau, Neusorg und Tirschenreuth aus.
Eine guten Verlauf nimmt die Arbeitslosenquote. Innerhalb von vier Jahren sank sie im Landkreis von 4,6 auf 3,3 Prozent. Der Sozialbericht schlüsselt die Anzahl der Arbeitslosen je Gemeinde ebenso auf wie nach Altersgruppen. Die stabilste Quote haben übrigens Konnersreuth und Leonberg, wo es zahlenmäßig keine Veränderung gab. Die prozentual größten Rückgänge seit 2014 verzeichnen Krummennaab und Falkenberg, die größten Zuwächse Kastl und Ebnath.
Trotz des Einwohnerrückgangs ist die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten seit 2014 von 22 589 auf 26 109 gestiegen. Allein zwischen 2017 und 2018 gab es einen Anstieg um 3,75 Prozent.
Enormer Arbeitsplatzgewinn
Der Landkreis hat zwar immer noch wesentlich mehr Auspendler als Einpendler, aber die Gesamtzahl der Arbeitsplätze stieg auf 25 811. Vor vier Jahren waren es noch 22 902. Die meisten Jobs gibt es laut Statistik in Tirschenreuth, gefolgt von Mitterteich und Kemnath. Die größten Zuwächse - zwischen 45 und 37 Prozent - verzeichneten jedoch Immenreuth, Waldershof, Falkenberg und Plößberg.
Die Zahl der Bürger, die im Alter oder wegen Erwerbsminderung auf Grundsicherung angewiesen sind, nimmt zu. 2018 in Anspruch genommen haben diese Unterstützung 391 Hilfeempfänger (2008: 315). Davon sind 70 mit Wohnsitz in Mitterteich gemeldet, 54 in Tirschenreuth und 53 in Waldsassen.
Die Verteilung der Asylbewerber auf die einzelnen Unterkünfte ist im Sozialbericht genau dargestellt. Demnach waren Ende Juli 2019 von insgesamt 622 Plätzen im Landkreis 377 belegt. Der Rückgang der Asylbewerberzahl und die gute Arbeitsmarkt-Entwicklung wirkt sich auch auf die Lebensmittel-Ausgabe bei der Mitterteicher Tafel aus. Laut Bericht gab es 2018 insgesamt 1576 Bedarfsgemeinschaften mit 2133 Familienangehörigen (2018: 2534). Tatsächlich vom Angebot Gebrauch macht aber nur knapp ein Viertel der Abholberechtigten. "Die weit überwiegende Zahl der Berechtigten im Landkreis nutzt die Tafel nicht", heißt es im Sozialbericht mit Verweis auf Schamgefühle und mangelnde Mobilität.
13 571 Personen im Landkreis haben einen festgestellten Grad der Behinderung (GdB) zwischen 20 und 100. Das entspricht fast 19 Prozent der Bevölkerung. Als schwerbehindert (ab GdB 50) gelten gut 12 Prozent.
Die Zahl der rechtlichen Betreuungen steigt. Der aktuelle Bericht weist 937 Fälle zum Jahresende 2018 aus. Die weitaus häufigsten Gründe liegen in Alterserkrankungen und geistiger Behinderung. Aber auch psychische Beeinträchtigungen etwa durch Schizophrenie oder Suchtfolgen spielen eine Rolle bei den Betreuungsbeschlüssen.
Der Bedarf an Altenheimplätzen ist nach wie vor groß. Aber selbst mit den neuen Heimen, die in den vergangenen Jahren entstanden sind, ist die Nachfrage kaum zu befriedigen. Der aktuelle Bericht nennt 1112 Plätze in 13 Einrichtungen. Dazu kommen 92 Plätze in drei Heimen für Behinderte. Zum Vergleich: Vor zehn Jahren standen im Landkreis 876 beziehungsweise 62 Plätze für Alte und Behinderte zur Verfügung.
In allen Gemeinden stehen inzwischen Seniorenbeauftragte zur Verfügung. Auch bei den Ansprechpartnern für Behinderte hat sich einiges getan. 18 der 26 Kommunen haben einen eigenen Beauftragten.
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