Von Geschenken, die man nicht mit Geld kaufen kann, handeln die Gedanken zum Advent von Regionaldekan Georg Flierl, Stadtpfarrer in Tirschenreuth. „Geschenke sind wunderbar. Für Eltern und Großeltern sind leuchtende Kinderaugen beim Auspacken die größte Freude. An Weihnachten hat Gott uns beschenkt. Er beschenkt uns mit seiner Nähe, mit seiner Gegenwart im Kind von Bethlehem. Weil wir uns von Gott beschenkt wissen, beschenken wir einander.“
Dekan Flierl verweist auf die seit vielen Jahren steigenden Ausgaben für Weihnachtsgeschenke: „Vielleicht ist es nicht selten zu viel des Guten, gerade für die Kinder.“ Er zitiert dazu den Neurobiologen Gerald Hüther in einem Beitrag in der Zeitschrift „Christ in der Gegenwart“: „Kinder haben zwei seelische Grundbedürfnisse. Zum einen nach Verbundenheit und Geborgenheit, zum anderen nach Freiheit und Autonomie. Wenn es gelingt, diese Bedürfnisse zu erfüllen, dann haben Sie glückliche Kinder, und glückliche Kinder brauchen keine materiellen Geschenke.“ Gerald Hüther rate Eltern, vor den Weihnachtseinkäufen darüber nachzudenken, was ihnen aus der eigenen Kindheit in Erinnerung geblieben ist und welche Geschenke sie wirklich glücklich gemacht haben. „Der Neurobiologe geht davon aus, dass es ,wahrscheinlich keine großen materiellen Dinge‘ waren. Eher war es die mit den Eltern verbrachte Zeit oder mit anderen Bezugspersonen. Oder wenn Erwachsene Fertigkeiten weitergegeben haben: wie man Plätzchen bäckt, ein Lagerfeuer anzündet, einen Schneemann aufstellt. Hüther ist sich sicher: ,Kinder brauchen das Gefühl, dass sie wichtig sind und voraussetzungslos angenommen werden. Sie brauchen Begleiter und keine Belehrer, sie brauchen Vorbilder und keine Bewerter. Sie müssen lernen, Vertrauen zu sich selbst und anderen zu gewinnen.‘ Und deswegen schenkt er seinen Enkeln gern ein Wochenende mit Opa. Das Gleiche hat Gott in Jesus getan. Er hat keine materiellen Geschenke mitgebracht. Er hat sich Zeit für uns genommen, aber nicht nur ein Wochenende. Er ist in Jesus der ,Immanuel‘ geworden, der ,Gott-mit-uns‘. Er hat uns vorgelebt, wie wir es miteinander halten sollen: Füreinander da sein, in guten und in bösen Tagen!
Der Eröffnungsvers des Messformulars vom 3. Adventsonntag ist dem Philipperbrief des Apostels Paulus entnommen: ,Freut euch im Herrn zu jeder Zeit! Noch einmal sage ich: Freut euch! Denn der Herr ist nahe.‘ Derzeit scheint uns der Sinn nicht unbedingt nach Freude zu stehen. Aber die Einladung ist ergangen und sie ergeht neu an jeden: Freut euch! Aber überhören wir den Zusatz nicht: Freut euch im Herrn! Denn der Herr ist nahe. Gott ist mit uns, Gott ist bei uns, das ist der tiefste Grund unserer Freude, weil er immer rettend und heilend nahe ist. Gott nimmt sich Zeit für uns. Seine Freude wäre es, wenn wir es genauso halten, wenn wir uns Zeit für ihn und füreinander nähmen.“
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