Sie gilt als größter Dreieinigkeits-Wallfahrtsort Deutschlands, Papst Pius XII. verlieh ihr 1948 den Ehrentitel einer "Basilica minor": Bei mustergültigem Spätsommerwetter besuchte eine dreidutzendköpfige Reisegruppe des Katholischen Landvolks Burkhardsreuth die barocke Dreifaltigkeitsbasilika in Gößweinstein. Seit wann der Marktflecken in der Fränkischen Schweiz Pilgerziel sei, lasse sich nicht mehr ermitteln, erfuhren die Ausflügler von Gästeführerin Rosi Heinlein: "Die Anfänge dieser Wallfahrt liegen im Dunkeln."
Die heutige Kirche sei das dritte Gotteshaus an dieser Stelle: "Der Bau wurde notwendig, weil die vorherige Kirche angesichts der Pilgerströme aus allen Nähten platzte." Der Grundstein sei 1730 unter dem Bamberger Fürstbischof Friedrich Carl von Schönborn gelegt worden, der die berühmten Barock-Baumeister Balthasar Neumann und Johann Jakob Michael Küchel mit Planung und Bauleitung betraut habe. 1739 habe man das Gebäude, 1768 die Innenausstattung vollendet. Die mit der Dreieinigkeit verknüpfte Zahl drei sei allgegenwärtiges Bauprinzip, erläuterte Heinlein: So seien die Fassade in drei Vertikalachsen und die Türme in drei Geschosse gegliedert, der Grundriss erinnere an ein dreiblättriges Kleeblatt, die Formgebung des Hochaltars beruhe auf drei ineinander gefügten Dreiecken. Die Innengestaltung folge dem barocken Ideal, den Christen einen Vorgeschmack der himmlischen Herrlichkeit vermitteln zu wollen.
Mittelpunkt und eigentliches Wallfahrtsziel sei das in den Hochaltar eingefügte Gnadenbild "Mariä Krönung durch die Dreieinigkeit" aus dem frühen 16. Jahrhundert. Der Überlieferung nach habe die ursprünglich in einer Kirche bei Betzenstein aufgestellte Figurengruppe in verschiedenen Verstecken die "Bilderstürmerei" der Reformationszeit überstanden und im fürstbischöflichen Gößweinstein eine neue Heimat gefunden. Bemerkenswert seien einige Deckengemälde, die Strophen aus dem Lied "Großer Gott, wir loben dich" in Bilder fassen, merkte die Kirchenkennerin an. Vor den Sankt-Anna-Seitenaltar zu Ehren der Mutter Mariens trügen viele Gläubige ihre familiären Anliegen, vor den Sankt-Joseph-der-Arbeiter-Altar ihre beruflichen Freuden und Sorgen. Mit einer Dreieinigkeitsandacht beschloss die Gruppe ihren Besuch der Basilika.
Zweites Ausflugsziel war die Förderungs- und Betreuungseinrichtung der Regens-Wagner-Stiftungen in Michelfeld. Unter Leitung von Schwester Madlen Kolbrand, der Oberin des dortigen Konvents der Dillinger Franziskanerinnen, und Schwester Sigbalda Kormann besichtigte die Gruppe die Anlage mit Wohngruppenhäusern, Werkstätten und Gärten für Menschen mit Behinderungen. Als "rote Fäden" dienten der Franziskusweg mit seinen auf die Strophen des "Sonnengesangs" verweisenden Stationen und der Gedenkweg: Er erinnert an die nationalsozialistischen "Euthanasie"-Aktionen zur Tötung angeblich "lebensunwerter" psychisch kranker und behinderter Menschen.
Ab 1940 erzwangen die Behörden des Hitlerregimes im Vollzug der "Euthanasie"-Aktionen die Verschleppung von mehr als 300 Zöglingen des Michelfelder Regens-Wagner-Heims in andere Anstalten, die als Tötungszentren betrieben wurden. Die meisten dieser Behinderten oder psychisch Kranken wurden dort vergast oder vergiftet oder starben infolge von Vernachlässigung und bewusst unzureichender Ernährung. "Einige der hier betreuten Menschen konnten allerdings von Angehörigen noch rechtzeitig vor der Deportation abgeholt und in Obhut genommen werden", erfuhr die Besuchergruppe von Kolbrand. "Andere durften in Michelfeld bleiben, weil sie ausreichend arbeitsfähig waren, um Dienste in dem Wehrmachtlazarett zu versehen, das 1941 in unseren Heimgebäuden eingerichtet wurde", wusste die Konventsoberin.
Letzte Station des Rundgangs war die 2015 eingeweihte Franziskus-und-Klara-Kapelle, die nach einem Entwurf des Kirchenthumbachers Josef Münster erbaut wurde und deren würdevoll-schlichte Gestaltung die Besucher beeindruckte.



















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