Die Zahnbürste unter den Wasserstrahl halten oder schnell ein Glas Leitungswasser trinken. Das alles ist in Trabitz derzeit nicht möglich. Dort muss vor dem Gebrauch das Wasser erst abgekocht werden - und das schon über einen Monat lang. Der Grund für diese Umstände sind Verunreinigungen im Trinkwasser der Gemeinde. Doch um welche Keime es sich handelt und woher diese kommen, sei den Bürgern unklar, berichtet eine Trabitzerin, die namentlich nicht genannt werden will. Der Unmut über die undurchsichtige Sachlage und das lange Abkochen wachse, erzählt sie. "Es nervt halt, und es wird ziemlich geschimpft." Die Trabitzerin hat wie viele andere seit Wochen mehr Aufwand. Mehrere Wasserkocher voll muss sie für sich und ihre Hunde vorbereiten. "Jeder fragt sich halt, was es ist, und warum erst zwei Mal nur der Hauptort Trabitz und jetzt die ganze Gemeinde abkochen muss", sagt sie.
Netzsystem spülen
In einem Schreiben vom 9. September, das Bürgermeisterin Carmen Pepiuk in die Briefkästen der Gemeindebürger werfen ließ, hatte das Gemeindeoberhaupt mitgeteilt, dass die Abkochverordnung nun auf die ganze Gemeinde ausgeweitet werden musste, nachdem Wasserproben aus den Ortsteilen Pichelberg und Blankenmühle auffällig gewesen seien. Zudem werde seit mehreren Wochen das gesamte Netzsystem kontrolliert gespült, heißt es da. Zu Gerüchten in der Gemeinde, die Verunreinigung könne durch gemeindliche Arbeiten am Leitungsnetz entstanden sein, nimmt Pepiuk ebenfalls Stellung: "Es kann eindeutig ausgeschlossen werden, dass die Belastungen im Leitungsnetz durch gemeindliche Arbeiten entstanden sind. Die Form der Verunreinigung ist vielmehr auf private Arbeiten eines oder mehrerer Netzanschlussnehmer zurückzuführen, welche unter Umständen die Arbeiten an der Wasserleitung nicht fachmännisch vorgenommen haben." Doch auch über diese Aussage ärgern sich die Bürger, weiß die Trabitzerin, die anonym bleiben will. "Wenn sie schon wissen, dass es ein Privatmann ist, warum wissen sie dann nicht, woher genau die Keime kommen", fasst sie die Frage zusammen, die sich viele in der Gemeinde stellen. Dann müsste die Ursache doch schnell behoben werden können, meint sie.
Keim durch unterschiedliche Ereignisse
Eine Nachfrage von Oberpfalz-Medien beim Gesundheitsamt des Landratsamtes Neustadt/WN gibt etwas mehr Aufschluss. Von dort ist zu erfahren, dass von zwei unterschiedlichen Ereignissen ausgegangen wird, die zu den mehrmals aufgetretenen Verunreinigungen geführt hätten. "Derzeit verunreinigen Enterokokken das Trinkwasser. Enterokokken zeigen eine mögliche Verunreinigung des Wassers mit Durchfallerregern an", heißt es in der schriftlichen Mitteilung von Pressesprecherin Claudia Prößl am Freitag. Bei dem aktuellen Ereignis, also in Pichelberg und Blankenmühle, habe sich eine Verunreinigung bereits im Bereich der Aufbereitung nachweisen lassen. Auf die Frage, ob das Gesundheitsamt bestätigen könne, dass gemeindliche Arbeiten - wie im Schreiben der Bürgermeisterin dargestellt - nicht der Auslöser für die Keime im Trabitzer Trinkwasser waren, gibt das Amt folgende Antwort: "Dieses Schreiben liegt uns nicht vor."
Um die Keime nun wieder loszuwerden, laufen derzeit verschiedene Maßnahmen ab, wie das Gesundheitsamt weiter mitteilt: Dazu gehören umfangreiche Rohrnetzspülungen, Reinigung und Desinfektion im Bereich der Aufbereitungsanlage und Kontrollproben alle zwei bis drei Tage an "repräsentativen Stellen des Netzes". Sollten diese Maßnahmen keine Wirkung zeigen, seien eine erneute Ursachensuche und die Desinfektion des Trinkwassers weitere Schritte. Aufgefallen waren die ersten Keime bei einer Routineuntersuchung.
Hundekot, Gülle, faulendes Obst
Trinkwasser kann auf verschiedene Weisen verunreinigt werden, teilt das Wasserwirtschaftsamt Weiden auf Anfrage von Oberpfalz-Medien mit. Dazu sind nicht einmal Arbeiten an Leitungen und Rohren notwendig. Oft reicht schon eine Kleinigkeit wie ein Hundehaufen. "Hundekot ist eines der keimhaltigsten Dinge, die man sich vorstellen kann", sagt Helmut Jahn, Fachbereichsleiter für Grundwasserschutz und Wasserversorgung beim Weidener Wasserwirtschaftsamt. Liegt der Kot an einer ungünstigen Stelle, könne bereits ein Haufen ausreichen, dass Keime ins Grundwasser und von dort aus ins Trinkwasser gelangen. "Ein Esslöffel Hundekot ist vom Bakteriengehalt eine ganz andere Nummer als ein Esslöffel Kuhkot", erklärt er. Aber auch Gülle könne dem Grundwasser schaden, genau wie Wühltiere, die ihre keimhaltigen Hinterlassenschaften in den unterirdischen Gängen zurücklassen. Der Saft eines faulenden Obsthaufens könnte ebenfalls schuld an Keimen im Trinkwasser sein, informiert Jahn. Dieser sickert durch die bewachsene Schutzschicht, die Grasnarbe, schließlich ins Grundwasser. Lässt sich die Ursache für die Verunreinigung nicht gleich lokalisieren, könne die Suche danach langwierig werden.
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