Moralische Vorhaltungen an den amerikanischen Präsidenten Donald Trump sind sinnlos. Schon ein flüchtiger Blick auf dessen Biografie zeigt, dass er sein Handeln an vielem ausrichtet, aber sicher nicht an moralischen Maßstäben. Die Klagen über den Verrat an den Kurden, den treuen Verbündeten im Kampf gegen die Terrormiliz Islamischer Staat, laufen ins Leere.
Für US-Soldaten ist der von Trump angeordnete Rückzug sicher beschämend. Ihr Credo lautet, sie lassen niemanden zurück. Genau dazu werden sie nun von ihrem Oberbefehlshaber gezwungen. Bei dem einen oder anderen dürfte nun Ernüchterung einsetzten.
Vorwürfe wegen des Rückzugs der Europäer an die Adresse des Weißen Hauses klingen hohl. Es gibt Regierungsparteien, wie die SPD, die sich nicht einmal mit Aufklärungsflugzeugen in der Region engagieren wollen. Dabei ist Stabilität im Nahen Osten im ureigensten Interesse der Europäer. Seit dem Jahr 2015 ist bekannt, dass Flüchtlinge von dort bis nach Europa laufen können. Dazu müssen die Menschen nur den Grenzfluss zwischen der Türkei und Bulgarien durchschwimmen. Auch heute sitzen wieder Millionen buchstäblich auf gepackten Koffern.
Wenn Trump darauf hinweist, dass der Konfliktherd aus US-Sicht tausend Kilometer entfernt ist, klingt das vielleicht zynisch, aber er hat recht. Sowohl bei den demokratischen Anhängern als auch bei den republikanischen ist der Wunsch groß, die endlosen Kriege im Nahen Osten zu beenden. Nicht nur Trump, auch sein Vorgänger Barak Obama hatte sich deshalb voreilig zurückgezogen.
Nachdem Obama im Jahr 2011 durch den Abzug der US-Truppen aus dem Irak den "dummen Krieg" beendet hatte, entstand jenes Vakuum, das die Terrormiliz IS erfolgreich nutzte. Auch jetzt wird der US-Abzug Folgen haben, für die Machtbalance. Russland und Iran sowie die Türkei sind die neuen Vormächte. Die USA sind abgemeldet. Zum großen Schaden Israels und zum Schaden der Europäer.
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