(ihl) Diese beginnt für Johanna Baumann am Bienenstock. In das süße Hausmittel, stecken nicht nur die fliegenden Sammlerinnnen, sondern steckt auch die Unteraicher Imkerin viel Arbeit. Sieben Wirtschaftsvölker sind für sie im Einsatz, dazu kommen sieben Ableger zur Nachzucht. Mitte bis Ende Juli muss der Waldhonig geschleudert werden, ganz gleich, ob die Waben verdeckelt sind oder nicht. Erst dann ist er eigentlich reif. Aber: "Der Waldhonig ist mineralstoffreich und wird von den Bienen weniger vertragen als das Winterfutter. Die Bienen bekommen auf Waldhonig eher Durchfall. Beim Blütenhonig warte ich, bis die Waben zu sind." Das Winterfutter ist ein Zucker-Wasser-Gemisch.
Nicht nur beim Entdeckeln erhält Johanna Baumann Unterstützung von Tochter Luisa. Mann und Sohn haben mit dem Nutztier des kleinen Mannes nichts am Hut, das war der Grund, warum die Ökotrophologin 1995 die Imkerei - damals noch eine Männerdomäne - von ihrem Schwiegervater übernommen hat. Vier Waben passen in die Schleuder. "Auf meine Schleuder bin ich stolz. Sie ist eine Wendeschleuder." Das heißt, die Waben müssen nicht mehr händisch umgedreht werden. Ist die Maschine angeschaltet, wird langsam an- und danach erst ausgeschleudert.
Unten läuft über eine Art Hahn das Nahrungsmittel durch ein Doppelsieb in einen Topf. Wachsteilchen werden so herausgefiltert, dann bleibt der Honig zum Klären ein paar Tage stehen. Ausnahmsweise füllt Johanna Baumann zwei Gläser voll, um das Erzeugnis noch einmal im Licht zu zeigen. "Reinen Sortenhonig habe ich nicht. Auch im Frühjahr ist im Blütenhonig alles drin: Raps. Löwenzahn und andere Blüten," erklärt sie. "In diesem Honig stecken ebenfalls Sommerblüten." Je nach deren Anteil, ist er mal heller, mal dunkler. Zwei bis zweieinhalb Kilo wiegt eine volle Wabe. Die Ernte pro Volk hängt der Imkerin zufolge von Wetter, Gegend und Standort ab, deshalb pendelt der Ertrag zwischen 25 und 50 Kilogramm.
Den Blütenhonig rührt Johanna Baumann cremig. Die Kristalle werden so stark zerkleinert, dass er nicht mehr fest wird. "Waldhonig bleibt sowieso flüssig." Kaum ist das Schleudern abgeschlossen, erhalten die Insekten Zuckerwasser als Nahrung. "In der Natur finden sie nicht mehr genug oder nichts mehr, weil nichts mehr blüht." Später gibt es auch noch Ameisensäure gegen die völkervernichtende Varroa-Milbe. 1,14 Kilogramm Honig verzehrt jeder Bundesbürger jährlich, weiß die Ökotrophologin, und die meisten würden ihn aufs Brot streichen. Dabei sei das Hausmittel sehr vielseitig in der Küche verwendbar. Neben Fructose und Glucose enthalte der Honig drei Prozent wertvolle Stoffe, die unter anderem entzündungshemmend wirken. Nach geltendem deutschen Recht dürfe aber für die Heilwirkung von Lebensmitteln nicht geworben werden. Honig sei nicht als Arzneimittel zu bezeichnen. Und der viele Zucker mache das geschmackvolle Nahrungsmittel obendrein madig, jedoch: Jeder Deutsche verzehre jährlich rund 35 Kilo Zucker, nennt Baumann eine andere Zahl. Dagegen nimmt sich der Honigverbrauch total bescheiden aus.
Arbeitsfrei im Januar
Der Imker wirft fast das ganze Jahr über ein Auge auf seine Bienvölker. Im Frühjahr: Februar, erster Ausflug (Reinigungsflug) – haben alle Völker überlebt? März und April Kontrolle auf Futterbestände und Weiselrichtigkeit (ob Königin vorhanden ist). Mai bis Juli: wöchentliche Kontrolle: Volksentwicklung – Platzbedarf, Magazine aufsetzen, Schwarmverhinderung, Blütenhonig schleudern bei Wirtschaftsvölkern etwa Ende Mai, Ableger für Nachzucht bilden, etwa Mitte Juli Waldhonig schleudern bzw. Honigraum abräumen. Dann eine Futtergabe und anschließend Behandlung der Wirtschaftsvölker mit Ameisensäure gegen die Varroa-Milbe. August bis Oktober: monatliche Kontrolle, bei Bedarf noch einmal Varroa-Behandlung mit Ameisensäure, Füttern mit Winterfutter (Zuckerwasser). Dezember: in der brutfreien Zeit abschließende Varroa-Behandlung mit Oxalsäure. In der Winterzeit: Auswertung der Notizen, Mittelwände in die leeren Rähmchen für die neue Saison einlöten, Material sichten, Honig abfüllen und vermarkten. (ihl)
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