Von Nils Ganzmann
Auf der Weltkarte in einem Schulatlas liegen zwischen Ursensollen und Äthiopien rund neun Zentimeter. Umgerechnet entspricht das einer Entfernung von 5400 Kilometern. Bei der Benefizveranstaltung der Stiftung Menschen für Menschen am vergangenen Samstag in Ursensollen war von Distanz allerdings nichts zu spüren. Neben Mitarbeitern der Stiftung und Besuchern aus der Region waren auch Angehörige des Äthiopischen Kulturvereins Nürnberg zu Gast. Menschen für Menschen setzt Projekte in Äthiopien um, die der Bevölkerung ein besseres und selbstbestimmtes Leben ermöglichen. Das Fest diente einerseits dazu, ein größeres Bewusstsein für die Situation im ostafrikanischen Land zu schaffen. Andererseits war es auch ein Dankeschön an die zahlreichen ehrenamtlichen Helfer aus der Oberpfalz, die die Stiftung seit vielen Jahren begleiten.
Zu diesen Helfern zählt auch Heidi Dolles-Birner aus Ebermannsdorf, die sich bereits seit mehr als 20 Jahren für die Projekte der Stiftung einsetzt. Die Beweggründe für ihr Engagement beschreibt sie als eine Art Puzzle, das aus vielen Faktoren besteht. Das größte Puzzlestück sei jedoch zweifellos die besondere Arbeitsweise der Stiftung: „Es geht nicht einfach nur darum Geld zu sammeln und dieses nach Äthiopien zu schicken. Es geht um das Miteinander mit den Menschen vor Ort, darum die Lebensbedingungen gemeinsam zu verbessern.“ 2019 reiste sie selbst für drei Wochen nach Ostafrika. Die Erinnerung an diese Zeit sorgen bei ihr jedes Mal wieder für Gänsehaut: „Mit eigenen Augen zu sehen, wie wir die Menschen unterstützen, war ein unbeschreibliches Erlebnis.“
Ganzheitlicher Ansatz
Die Stiftung zeichnet sich dadurch aus, dass ein Team aus rund 600 äthiopischen Mitarbeitern mit den Menschen vor Ort Lösungen erarbeitet. Die Projekte sind dabei in fünf Schwerpunkte unterteilt: Landwirtschaft Wasser, Gesundheit, Einkommen und Bildung. Es geht also darum, alle Bereiche des Lebens zu gleichermaßen zu verbessern. Dieser ganzheitliche Ansatz sei für den langfristigen Erfolg der Projekte unerlässlich, erklärt Andrea Hegener, die in der Stiftung für die Kommunikation zuständig ist. „Ohne sauberes Trinkwasser können Kinder die Schule nicht besuchen, weil sie krank werden. Zwischen allen Bereichen gibt es solche Wechselwirkungen, deshalb müssen wir uns auf alle Aspekte gleichermaßen konzentrieren.“
Die Stiftung unterstützt Menschen in Äthiopien seit mehr als 40 Jahren. Das ist nicht zuletzt dem Gründer Karlheinz Böhm zu verdanken, der durch seine Rolle als Kaiser Franz Joseph in der Sissi-Trilogie berühmt wurde. Die Bilder von einer Hungersnot in der Sahel-Zone zu Beginn der 1980er Jahre waren die Initialzündung für das soziale Engagement des Schauspielers. Nach einer Wette in der Fernsehsendung "Wetten dass…?" bei der er die Zuschauer aufrief zu spenden, gründete er die Stiftung.
Kaffee als Ritual
Die Idee, das Fest auf dem Ursensollener Dorfplatz auszutragen, hatte Heidi Dolles-Birner. Auf einer Veranstaltung im Amberger Kongresszentrum (ACC) lernte sie Bürgermeister Albert Geitner kennen. Zu Beginn der Planungsphase dachte sie eher an ein Weinfest im kleinen Rahmen. Bei einem Treffen in der Gemeinde suchte man gemeinsam nach einem geeigneten Ort für das Fest. „Als ich der Gruppe unseren Dorfplatz zeigte, war die Entscheidung schnell gefallen“, erzählte Geitner im Gespräch mit Oberpfalz-Medien. So konnten die Gäste den Auftritten von Künstlern diverser Musikrichtungen auf der „Seebühne“ zu lauschen. Neben der Musikkapelle Ursensollen sorgten unter anderem Ami und Wally Warning am Abend mit einer Mischung aus Reggae und Jazz für Stimmung.
Außerdem war es möglich, an einer traditionellen äthiopischen Kaffeezeremonie teilzunehmen. „In Äthiopien ist Kaffee kein Getränk, das schnell zwischendrin getrunken wird“, erklärte Ruth, die das Ritual zusammen mit ihrer Mutter Fasika vollführte. Dabei werden grüne Kaffeebohnen so lange auf einer Metallplatten geröstet, bis sie eine rot-braune Farbe angenommen haben. Dadurch entsteht ein würzig-rauchiger Geschmack, der selbst die Besitzer einer Siebträger-Maschine neidisch macht. Neben Spendengeldern kommt auch der gesamte Erlös des Festes den Projekten der Stiftung zu Gute. Insgesamt kamen bei dem Event 14.936 Euro zusammen.
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