Bereits 16 Jahre gibt es den „Heimatkundlichen Stammtisch der Gemeinde Ursensollen“. Nicht nur Gemeindebürger nutzen diese Initiative von Heimatpfleger Josef Schmaußer, in den Herbst- und Wintermonaten heimatkundliche Themen zu diskutieren. Das Thema Kramerläden interessierte kürzlich 40 Gäste aus Nah und Fern. Zunächst wurde der Begriff „Lodnbudl“ erklärt. Der erste Wortteil leitet sich von „Laden“ ab, das „Budl“ von „Pult“, also bedeutet das Dialektwort so viel wie „Ladentheke“.
Josef Schmaußer hatte mit Hilfe vieler Heimatfreunde seltene Bilder von dieser vergangenen Welt gesammelt und stellte sie in der „Waldschänke am Hirschpark in Heinzhof“ vor. Eine Erkenntnis: In kleinen Ortschaften wie Hausen/Heimhof gab es zum Teil vier bis fünf Kramerläden. Hier konnte man fast alles, was man in den damals überwiegend bäuerlichen Betrieben auf dem Land nicht selbst produzierte, kaufen. Dies reichte von Zucker und Salz, über Pech zum Brühen der Schweine bei der Hausschlachtung bis hin zu Drogen. Ein anwesender Apotheker konnte die Gäste über den anfangs doch verwirrenden Begriff aufklären. Mit „Drogen“ waren im weitesten Sinne getrocknete Pflanzen und Kräuter gemeint, zum Beispiel Pfefferminz-Tee.
Einige Gäste konnten doch noch einige Erlebnisse vom Lodnbudl erzählen. So wurden am Freitag Bratheringe gekauft – „mit viel Sauce, bitte!“ Die Krämerin half mit den Fingern etwas nach, wenn der Fisch nicht in das mitgebrachte Gefäß passte. Anschließend gab es einen „Gurl“ (Bonbon), der dann doch sehr nach “Fisherman's Friend“ schmeckte.
Stellvertretende Heimatpflegerin Annemarie Lehmeier hatte Michael Landshammer befragt, wie er denn in der Zeit, als in den abgelegenen Dörfern kaum ein Autobesitzer zu finden war, zu seinen Waren gekommen sei. Eine Frau aus dem Dorf war mit einer Kirm über 12 Kilometer nach Amberg gegangen und hatte dort die benötigten Waren besorgt. Einmal wurde ihre Kirm gewogen: Die doch schon ältere Frau schleppte eine Last von über einem Zentner. Später übernahmen kleine Pferdegespanne die Warenauslieferung.
Mit Beginn der zunehmenden Motorisierung in den 1950er/60er-Jahren kam auch das Ende der kleinen Tante-Emma-Läden auf den Dörfern. Einige Heimatfreunde fragten mit Wehmut, wo wohl die schönen Email-Werbeschilder geblieben sind, welche auf vielen alten Fotos vor Kramerläden zu sehen waren. Heute gäbe es hierfür viele Sammler.
Auch die Diskussion und das Sammeln von Dialektwörtern kommt bei den Treffen der Heimatfreunde nicht zu kurz. Ein Gast erzählte: „Des woar doch in der Zeitung obüdlt (abgebildet)!“
Transparenzhinweis: Josef Schmaußer ist der Organisator des Heimatkundlichen Stammtisches und zugleich freier Mitarbeiter unserer Zeitung. Unter dem Kürzel (schß) hat er diesen Bericht verfasst.
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