Stefan Götz aus der Gemeinde Ursensollen hat eine "Öffentliche Anerkennung" erhalten für eine Tat, die vielleicht zwei Leben gerettet hat. Regierungspräsident Walter Jonas händigte dem 29-Jährigen bei einem Festakt in Regensburg dazu eine Medaille und eine Urkunde aus. Es ist eine Vorstufe zur Bayerischen Rettungsmedaille, die nur vergeben wird, wenn Helfer unter größter Gefahr ihr eigenes Leben einsetzen. Dann kommt zur Überreichung der Ministerpräsident.
Netter Abend jäh unterbrochen
Am 10. Juli 2021 bemerkte Stefan gegen 22.30 Uhr, dass in der Nachbarschaft ein Rauchmelder ausgelöst hatte. "Ich saß gerade auf der Terrasse bei meinen Eltern", erzählt er. "Wir hatten uns nett unterhalten, da ging der Alarm los." Götz, Aktiver Feuerwehrmann, in seiner Freizeit aktiver Helfer vor Ort des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK) und ehrenamtlicher Mitarbeiter im Rettungsdienst des BRK, zögerte keine Sekunde. Er sah, dass in dem Nachbarhaus der Rauch schon durch die Türschlitze quoll. Also lief er zurück, um sein Handy zu holen und den Notruf abzusetzen. Kurze Zeit später sah er die Haustür offen und den Bewohner, einen 84-Jährigen, im Qualm stehen. "Die Rauschschicht war schon ziemlich tief. Ich hab den Mann dann nach draußen befördert." Gleichzeitig trug Götz Sorge, dass auch die 84-jährige Ehefrau des Seniors in Sicherheit gebracht wurde.
Das Ehepaar hatte offenbar einen seit längerer Zeit nicht genutzten Kaminofen angeschürt. Für die Befeuerung nutzten die Senioren Papier und Pappe. Da noch kein Durchzug im Rauchrohr war, qualmte der Ofen in der Wohnung und löste dabei den Rauchmelder aus. "Sie haben sofort reagiert, als Sie den Rauchmelder hörten und sind zu Hilfe geeilt", lobte Regierungspräsident Walter Jonas das Handeln des Nachbarn. "Obwohl Sie nicht wussten, was Sie bei Betreten des Hauses erwartete, ließen Sie sich nicht davon abhalten, dem Ehepaar zu Hilfe zu eilen." Medaille und Urkunde sollen Ausdruck des Dankes sein. Solche Leute brauche dieses Land, es sei wichtig, ein Vorbild hervorzuheben. "Immer wieder hört und liest man, dass Menschen wegschauen, (…) ja sogar weglaufen, wenn andere Menschen in Gefahr sind", sagte Jonas. "Sie dagegen haben nicht weggeschaut. Sie haben gehandelt."
Vielfach engagiert
Stefan Götz ist auch in anderen Bereichen Vorbild. So engagiert er sich kommunalpolitisch. Seit 2021 gehört er der Fraktion der Freien Wähler im Gemeinderat von Ursensollen an. "In der Gemeinde Ursensollen bin ich aufgewachsen und sie ist auch meine Zukunft in der ich eine Familie wachsen lassen möchte", erklärte er, als er sich vor zwei Jahren um einen Sitz im Gemeinderat bewarb. Der gelernte Kfz-Fachmann war auf die Ehrung nicht ganz unvorbereitet. "Ich habe da was vermutet", sagt er. "Ein Bekannter hat sich mal recht auffällig um genauere Daten bemüht." Dennoch sei er überrascht darüber gewesen, eine so große Aufmerksamkeit geschenkt bekommen zu haben.
Bei der Ehrung im Spiegelsaal der Regierung in Regensburg wurden auch noch acht andere Lebensretter aus der Oberpfalz ausgezeichnet: Andrea Rüttgers aus Bad Abbach für die Rettung einer Person, nachdem diese von einer Brücke stürzte, Thomas Schaffer (Krummennaab), der einen Mann mit einer Herz-Druck-Massage das Leben gerettet hat und Jürgen Füssl, (Altenstadt an der Waldnaab) für die Rettung eines Mannes nach einem schweren Herzinfarkt in einer Kegelbahn. Sonja Estermann (Köfering bei Kelheim) ist einem schwerverletzten Mann nach einem Verkehrsunfall zu Hilfe gekommen. Steffi Günther (Ingenried) und Franz-Josef Heigl (Nabburg) haben einen Buben aus dem Steinberger See gerettet. Besondere Aufmerksamkeit erhielt der sieben Jahre alte Lukas Mutzbauer aus Nabburg für sein umsichtiges und entschlossenes Handeln zur Rettung seines Großvaters. Der Opa war bei Erntearbeiten unter einem Ladewagen eingeklemmt worden.
Bayerische Rettungsmedaille
- Die Bayerische Rettungsmedaille wird seit 1. November 1952 verliehen an Personen, die zur Abwendung von Lebensgefahr für Menschen oder zur Rettung eines Menschen aus Lebensgefahr ihr eigenes Leben eingesetzt haben.
- Die Christophorus-Medaille gibt es seit 1. Januar 1984 zudem für Rettungstaten, die unter besonders schwierigen Umständen aber ohne unmittelbare Lebensgefahr für den Retter ausgeführt worden sind.
- Zusätzlich gibt es die Möglichkeit, Personen für eine lebensrettende Tat mit einer "Öffentliche Anerkennung" zu Belobigen. Auch dazu gibt es eine Medaille und eine Urkunde.
- Jedermann kann Auszeichnungsvorschläge bei der Bezirksregierung, in deren Bereich die Rettungstat stattgefunden hat, formlos einreichen.
- Das Prozedere ist im "Gesetz über staatliche Auszeichnungen für die Rettung von Menschen aus Lebensgefahr" geregelt.
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