Ursensollen
29.07.2018 - 12:31 Uhr

Mond, Mars, wo seid ihr?

Dieser Abend gehört den Sternenguckern. Mit Stativen und Picknickdecken bewaffnet pilgern Astro-Fans in das Gewerbegebiet Ursensollen. Der Förderverein Volkssternwarte hatte eingeladen, die totale Mondfinsternis durch Teleskope anzuschauen.

Die Mondfinsternis ist ein Erlebnis für die ganze Familie. Petra Hartl
Die Mondfinsternis ist ein Erlebnis für die ganze Familie.

Als gegen 20.45 Uhr die ersten Besucher im Gewerbegebiet eintrudeln, ist der Himmel noch blau und kein Mond zu sehen. Das wird sich auch die nächsten Minuten so rasch nicht ändern. Rund 200 Besucher sind zusammengekommen. Sie stehen in Grüppchen, ratschen leise, fachsimpeln. Es sind Familien mit Kindern, Paare, Hobby-Astronomen. Wären nicht Experten unter ihnen, der Laie hätte vermutlich den ersten Auftritt des Stars des Abends verpasst. Ein dünnes blasses Scheibchen präsentiert sich zu Beginn. Die nächste halbe Stunde versteckt sich der Mond hinter Wolken. Mit Einbruch der Dunkelheit wird auch die Sicht besser. Es sollte die längste totale Mondfinsternis des 21. Jahrhunderts werden. Die hochsommerlichen Temperaturen bis 30 Grad machen das Naturschauspiel zu einem gesellschaftlichen Ereignis. "Nein, vor einer Woche hätte ich nicht gedacht, dass so viele Leute zuschauen", sagt Vorsitzender Professor Matthias Mändl. Die Medien hätten das Ereignis gepusht.

Vereinsmitglieder stellen ihre private Ausrüstung zur Verfügung, um optimale Blicke in die Ferne zu ermöglichen. So zum Beispiel auch Norbert Reuschl aus Ebersbach bei Vilseck. "Eigentlich würde ich das auch ganz gerne allein genießen", gibt er unumwunden zu. Aber Zuspruch, staunende Besucher und das Gemeinschaftserlebnis seien auch toll. Seit zehn Jahren ist er bei der Volkssternwarte. Insbesondere die Erhabenheit des Universums gegenüber der Natur und Schöpfung faszinieren ihn.

Elena Hergert ist eine ehemalige Studentin von Professor Mändl. Sie hat wie viele andere auch die App Sky Safari am Handy. So lässt sich mit einem Blick auf das Smartphone erkennen, wo welcher Planet gerade ist. Vor allem wegen des "atemberaubenden Naturschauspiels" sei sie gekommen - und weil sie gerne Kontakt zur Hochschule hat. Um 21.30 Uhr - mittlerweile ist der Mond völlig verdunkelt - bleibt noch Zeit für Bauchgefühl. Wird sich der Mond heute noch blutrot am Himmel zeigen? "Ich denke schon, wir haben hier einen super Blick nach Südosten", sagt der Vorsitzende des etwa 70 Mitglieder großen Vereins. Auch für die etwa 20 Aktiven ist heute ein besonderer Tag. Vor allem wegen Mars. Der Planet strahlt so hell wie Jupiter. Viel später hat ein weiterer Star seinen Auftritt. Der Mond steht mittlerweile rot am Himmel, wenn auch kleiner als erwartet. Gegen 22.30 Uhr fliegt die ISS mit Alexander Gerst deutlich sichtbar über den Mond. "Sie können sicher sein, dass er runterwinkt", meinte Professor Mändl in dem Vortrag, der der Mondfinsternis in der Mittelschule Ursensollen vorausging. Wir winken zurück.

Die letzte Mondfinsternis im Jahr 2000 war vier Minuten länger. Sie zählt aber zum alten Jahrhundert.

Professor Matthias Mändl

 
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