Ursensollen
14.11.2021 - 11:25 Uhr

Not der Flüchtlinge ist "eine Schande für die Welt"

Viele kennen ihn als Kabarettist. Im Kubus in Ursensollen war Christian Springer diesmal von einer anderen Seite zu erleben – im Gespräch mit dem evangelischen Bildungswerk, als ein Verfechter der Würde eines jeden Menschens.

Nachdenklich, doch entschieden antwortete Christian Springer auf die Fragen von Bettina Hahn. Bild: mma
Nachdenklich, doch entschieden antwortete Christian Springer auf die Fragen von Bettina Hahn.

Der 58-jährige Münchener Kabarettist Christian Springer, den viele aus dem Fernsehen kennen, war im Kubus in Ursensollen (Landkreis Amberg-Sulzbach) zu Gast bei der Gesprächsreihe „Was ich denke, was ich glaube“. Bettina Hahn, Geschäftsführerin und pädagogische Leiterin des evangelischen Bildungswerks Oberpfalz, interviewte den vielseitig engagierten, bekennenden Katholiken vor zahlreichem Publikum.

Springers Kurzbiographie ließ bereits den heilenden Humor des „ganz lustigen Bürscherls“ erahnen. Eine Prägung erfuhr er auch in vielen Ferienwochen bei seiner Tante im Kloster und besonders durch Pater Rupert Mayer, der sich mutig für seine Überzeugung und die Armen einsetzte. Engagiert und „nah am Leben“ gründete Springer die „Orienthelfer“, die sich im Libanon primär für syrische Flüchtlinge einsetzen. Deren unbeschreibliche Not schilderte Springer eindringlichst. Die dortigen 1,5 Millionen Geflohenen, die seit zehn Jahren nicht in ihre Heimat zurückkehren könnten, müssten unter unsäglichen Bedingungen leben. Sie machten immerhin 20 Prozent der Bevölkerung aus, in einem Land, das so groß wie Niederbayern sei. 24 Stunden in Dauerangst und unfassbarem Elend habe er die Menschen dort bei seinen fast monatlichen Reisen erlebt, die ihn nicht mehr losließen.

Diesen Zustand tatenlos zuzulassen und achselzuckend zuzusehen, wie Menschen im Mittelmeer ertrinken, sei eine „Schande für die Welt“, betont Springer mit offensichtlicher Wut. Durch eine scheinheilige europäische Politik, welche Menschlichkeit und Barmherzigkeit verloren habe, habe sich „Europa zum größten Deppen der Welt“ gemacht. Springer weiß auch um die Ambiguität, die beiden Seiten des Menschen. Doch er vertraut auf die Kraft des Glaubens. „Ja, es lohnt sich, ein guter Mensch zu sein“, versicherte er und: „Man muss etwas glauben, sonst hat man das Leben verloren.“

„Der größte Fehler ist immer, keine Fehler machen zu wollen“ betonte Springer weiter und verlangt, aktiv zu werden und sich einzusetzen für die vier Freiheiten der Rede, der Religion, der von Not und aller Angst, wie es bereits 1796 Präsident Jefferson in der Verfassung Amerikas festgelegt habe. Angstfrei, mit grundlegenden Werten ausgestattet und ganz viel Gelassenheit, solle man sich sehr wohl aufregen über Ungerechtigkeit, deren Zuschauer und all die „Gscheithaferl“. Bestes Mittel zur Entschleunigung sei gerade die Demokratie, die alle mitnehme und deshalb Zeit brauche. Den Religionen, welche „alle Blut an den Händen haben“, riet er, „auf die Menschen zuzugehen“ und allen Führungskräften, „echte Hirten“ zu sein, „Verantwortung zu übernehmen“ und „Anstand vorzuleben“.

OnetzPlus
Weiden in der Oberpfalz31.08.2021
 
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