Das Thema „Wasserversorgung auf den Jurahöhen um Ursensollen“ stand im Mittelpunkt des letzten Heimatkundlichen Stammtisches der Gemeinde Ursensollen in diesem Herbst-/Winterhalbjahr. Johannes Ehbauer, Manfred Schmidt und Heimatpfleger Josef Schmaußer hatten sich intensiv des Themas angenommen. Bereits 1902 sei eine Wasserleitung von Bittenbrunn nach Garsdorf und später weiter nach Köfering verlegt worden (siehe „DER EISENGAU Bd 45/2016“). Die seit 1911 gefasste Quelle in Oberleinsiedl beschrieb ebenfalls Josef Schmaußer in einer Ausgabe der „Amberg Information“ im November 1995. So konzentrierte man sich auf die Gründung des „Wasserzweckverbandes zur Wasserversorgung Hohenkemnather Gruppe“ am 14. Februar 1951.
Josef Schmaußer informierte mit eindrucksvollen Bildern über die Situation auf dem Jura, bevor es eine Wasserleitung gab. Hüllen und Gemeinschaftsbrunnen, aber auch eigene Brunnen und Zisternen lieferten das nicht selten verschmutzte Nass für Mensch, Tier und Flora. Hier stieg der junge Heimatfreund Johannes Ehbauer ein. Er hatte einige historische Bilder beigesteuert und las nun aus dem Buch „Lebensbeschreibung“, in dem er das von seinem Ururgroßvater verfasste Skript in Reinform gebracht hatte. Eindrucksvoll zitierte Ehbauer die Stelle, in der Johann Gammerl, geboren 1872, den mühsamen Aushub eines Brunnens mit sieben Meter Tiefe und zwei Meter Durchmesser schilderte. „Der Brunnen war endlich fertig (Sommer 1895), wir hatten Wasser im Überfluss ... Dann die Hiobsbotschaft: Eines Morgens war das Wasser verschwunden!“ Der Brunnen musste nun mit Schlackensteinen ausgemauert werden.
Wasserversorgung nach Kriegsende
Ein Teilnehmer der Veranstaltung wusste von Erzählungen seiner Eltern zu berichten: Drei „gut ausgestattete Großbauern“ aus Haag, Unterleinsiedl und Hohenkemnath sollen kurz nach Ende des Zweiten Weltkrieges die Initiatoren des Baues einer Wasserversorgung gewesen sein. Bürgermeister Josef Rubenbauer aus Haag, einer der drei, hatte wahrscheinlich auch die entsprechenden Informationen, wie an Fördergelder zu kommen war. Die drei „Anschieber“ fuhren nach München und fädelten die Gründung des „Wasserzweckverbandes zur Wasserversorgung Hohenkemnather Gruppe“ ein.
Der spätere Hohenkemnather Bürgermeister Johann Hummel stellte am östlichen Ortsrand von Hohenkemnath ein Grundstück zur Verfügung, auf dem 1959 eine Pumpstation und eine Wohnung für den Wasserwart errichtet wurden. Der erste Brunnen wurde 1952 „mit Mitteln des Marshall-Planes“ im Haager Tal gebohrt.
Nun übernahm Manfred Schmidt, einer der Gründer des im Landkreis einmaligen Stammtisches und Mitglied des oben genannten Wasserzweckverbandes, das Wort. Er informierte über die örtliche Wasserversorgung und deren „Ist-Stand“. Etwa 1800 Haushalte in 55 Ortschaften werden durch den Zweckverband mit Wasser versorgt. Dafür sorgen vier Tiefbrunnen, fünf Hochbehälter, eine Druckerhöhungsanlage und eine Kohlefilter/UV-Anlage. Die Brunnen befinden sich bei Haag (2), Heinzhof und Kotzheim. Die Gemeinden Ursensollen und Ammerthal und Teile der Marktgemeinde Kastl, Kümmersbruck, Ensdorf und Bereiche der Stadt Amberg sind Nutznießer von jährlich 400 000 Kubikmeter geförderten Trinkwassers.
Grundwasserspiegel sinkt
Kopien von historischen Zeitungsberichten unterstrichen das lange Ringen um die Verwirklichung einer dauerhaften Wasserversorgung. Manfred Schmidt sprach auch die momentan diskutierten „Wasserstrategien“ der Bundesregierung an, das Sinken des Grundwasserspiegels und die Wasserknappheit im Süden Europas, aber auch in Gegenden in Mittelfranken. „Wasser hat eine immense Bedeutung für uns alle“, so der Referent. „Die Mitarbeiter des Wasserwerkes Ursensollen verdienen unsere volle Wertschätzung.“
Nach der Sommerpause geht der Heimatkundliche Stammtisch der Gemeinde Ursensollen ab Donnerstag, 26. Oktober, dann wieder im Gasthof Erras in Erlheim schon in die 17. Saison. Ein Thema wird die Hyperinflation vor 100 Jahren mit Höhepunkt im Oktober 1923 sein.
Transparenzhinweis: Unter dem Kürzel (schß) schreibt Josef Schmaußer. Er ist freier Mitarbeiter bei Oberpfalz-Medien, hier aber auch als Heimatpfleger tätig.
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