Bereits zum vierten Mal versammelt die aus Vilseck stammende Pianistin Cornelia Glassl exzellente Musikerkollegen zum Klassikfestival auf Burg Dagestein. Neben Schulkonzerten, die über 500 Grundschülerinnen und Grundschülern aus der Region die Faszination Musik näher bringen und die der Festivalgründerin besonders am Herzen liegen, erfüllen drei Abendveranstaltungen das Kammermusik-Wochenende in Vilseck mit Leben und musikalischen Schmankerln von Klassik bis Weltmusik.
Beim Auftaktabend „Piano Poetico“ am Freitag, 18. Oktober, sitzt Cornelia Glassl am Klavier. Allerdings nicht allein, sondern zusammen mit Lauriane Follonier und Tobias Jackl: „Es ist sicher von Vorteil, dass wir drei in den letzten Wochen gefastet haben“, antwortet sie im Spaß auf die Frage nach der Platznot vor den 88 Tasten. Aber mit ein bisschen Unter- und Übereinanderrangieren entlocke man dem Klavier einen „zauberhaften orchestralen Klang“, schreibt Glassl und wundert sich, dass diese Besetzung heute so selten im Konzertbetrieb zu hören ist: „Es gibt bereits aus der Klassik wunderbare Originalkompositionen und das Werk von Carl Czerny, das wir im Konzert am Freitag spielen, ist hoch virtuos mit vielen Läufen quer durch die sechs Hände.“ Am Beispiel von Saint-Saëns' „Karneval der Tiere“ oder Mozarts Figaro-Ouvertüre präsentieren die Pianisten zudem besonders gelungene Bearbeitungen und Arrangements für Klavier-Trio im wortwörtlichen Sinn.
Ohrwurmtaugliche Weltmusik
Am Samstag, 19. Oktober, starten dann „Gitanes Blondes“ eine ohrwurmtaugliche Reise in die Weiten der Weltmusik. Konstantin Ischenko, den Akkordeonisten des Ensembles, hat das Vilsecker Publikum noch von seinem letztjährigen Auftritt mit Norbert Nagel in bester Erinnerung. Gitarrist Christoph Peters teilt sich mit Cornelia Glassl die Arbeit im Musikschulbüro in Neuwied. Zusammen mit Violinist Mario Korunic und Kontrabassist Simon Ackermann öffnen die Münchener Musiker „eine Schatzkiste voller Perlen des Balkans und der Klezmermusik, gemischt mit irischen, russischen und südamerikanischen Weisen und Tänzen“.
Das Finale furioso bestreiten am Sonntag, 20. Oktober, zwei Musikprofessoren und Instrumentalisten der Extraklasse, die nicht nur aufgrund der außergewöhnlichen Besetzung eingefahrene Hörgewohnheiten ordentlich gegen den Strich bürsten. Als exotisch empfinden Tubist Andreas Martin Hofmeir und Harfenist Andreas Mildner ihr gemeinsames Musizieren allerdings schon lange nicht mehr – immerhin machen sie es schon seit fast 20 Jahren, schreibt Andreas Mildner auf Nachfrage von Oberpfalz-Medien. Die weitere, vermutlich nicht zum ersten Mal angesprochene Ungewöhnlichkeit bügelt der Mann an der Harfe auch gleich ab: „Über Geschlechterfragen an Instrumenten mache ich mir eigentlich nie Gedanken.“ Cornelia Glassl wiederum findet, es sei höchste Zeit, dem Klischee der blondgelockten Harfenistin ein Ende zu setzen.
Das Zusammenspiel des tiefen Blechs mit der zarten Harfe beschreibt Mildner als wunderbare klangliche Mischung: „Ich kann mit der Harfe einen 'Teppich' unter die Melodien der Tuba legen und Andreas Hofmeir kann natürlich auch besonders schön leise spielen, sodass die Harfe zur Geltung kommt.“ Der Kollege an der Tuba fasst das kurz und knapp so zusammen: „Wenn der Herr Mildner nett zu mir ist, lass ich seine Standzither am Leben.“ Ein anderes Harfen-Klischee räumt er auch gleich noch mit ab: „Engelsgleich klingt nur eine Tuba.“
LaBrassBanda-Gründungsmitglied Hofmeir
Um den Vorzug von „Liedern ohne Worte“ wusste ja schon der Komponist Felix Mendelssohn-Bartholdy. Und auch Hofmeir hat diesbezüglich eine klare Einschätzung: „Das Problem beim Gesang ist ja der Sänger, also die Stimme, im Endeffekt das Instrument. Denn wie jeder weiß, wurde der Mensch am sechsten Tag der Schöpfung erfunden, also in einer Zeit, als die Entwicklung im Instrumentenbau wirklich noch in den Kinderschuhen steckte. Seither hat sich viel getan, und die Tuba darf von sich behaupten, das letzte und damit hochentwickeltste Musikinstrument zu sein. Quasi die Krone der Instrumentenbauerkunst. Das hört man natürlich.“
In „Besser ohne Worte“ lassen die beiden Musiker ihre Instrumente allerlei „singen“, von Kunstliedern der Herren Schumann und Schubert bis hin zu großen Opernarien von Puccini, verrät Mildner: „Auch virtuose Opernparaphrasen werden wir versuchen“. „Und natürlich Richard Wagner, weil man sich da besonders freut, wenn der Text weggelassen wird“, ergänzt Hofmeir, der auch die Kultband LaBrassBanda mit aus der Taufe hob.
Ganz ohne Worte läuft der Abend aber doch nicht: „Es wird moderiert, damit die Leute wissen, worum es geht. So ein Strophenlied ohne Inhaltsangabe, das kann sich sonst schon sehr ziehen. Aber es wird natürlich gewohnt seriös, wie immer bei mir“, verspricht der Tubist. Wer ihn schon einmal live erlebt oder seine Bücher „Kein Aufwand“ und „Hundsgemeine Instrumentenkunde“ gelesen hat, weiß, was bei einem Unterhaltungstalent wie ihm von diesem Versprechen zu halten ist.
Auf die Frage, wie man trotzdem neben Hofmeir auf der Bühne bestehen könne, antwortet Mildner übrigens: „Mit ganz viel Geduld.“ Er war auch immerhin schon ein paar Mal in der Oberpfalz zu Gast, Vilseck und seine Burg Dagestein seien aber für beide Neuland. „Aber die Oberpfalz steckt ja voller Überraschungen“, weiß Hofmeir, „vielleicht gibt es ja eine Brauerei?“
Zur 4. Burgklassik Vilseck
- Piano Poetico- Sechs Hände am Klavier mit Cornelia Glassl, Lauriane Follonier und Tobias Jackl am Freitag, 19. Oktober um 19 Uhr im Zehentkasten der Burg Dagestein in Vilseck, Tickets sind beim Kulturamt der Stadt Vilseck erhältlich.
- Gitanes Blondes:Journey -Die schönsten Melodien sind Kosmopoliten-Sie reisen gerne" mit Mari Korunic (Violine), Konstantin Ischenko (Akkordeon), Christoph Peters (Gitarre) und Simon Ackermann (Kontrabass) am Samstag, 19. Oktober um 19 Uhr im Zehentkasten der Burg Dagestein in Vilseck, Tickets sind beim Kulturamt der Stadt Vilseck erhältlich.
- Duo Tuba&Harfe: Besser ohne Worte-Lieder und Arien für Tuba und Harfe mit Andreas Martin Hofmeir und Andreas Mildner am Sonntag, 20. Oktober um 18 Uhr im Kirwastadl der Burg Dagestein in Vilseck, Tickets sind beim Kulturamt der Stadt Vilseck erhältlich.
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