Im voll besetzten Vilsecker Kulturkasten beeindruckte der Erbendorfer Schauspieler Bernhard Neumann in bestechender Weise, nicht zuletzt dank des hervorragenden Stückes „Judas“ der niederländischen Dramatikerin Lot Vekemans. Eine volle Stunde lang zog Neumann als Judas die Besucher in seinen Bann.
Als einer der zwölf Apostel schilderte in dem Stück der Verräter aus seiner ganz eigenen Sicht die Ereignisse um das Letzte Abendmahl, sprach von seinem Glauben, seinen Zweifeln und Enttäuschungen. Er machte deutlich, was ihn zu diesem Judaskuss bewogen habe. „Was wäre aus mir geworden, wenn ich anders gehandelt hätte? Was wäre aus Jesus geworden? Wie wäre sein Leben weitergegangen?“ Diese Fragen und eine weitere: „Wie hätten Sie gehandelt?“, stellte Neumann in den Raum und machte die Zuhörer sichtlich betroffen und nachdenklich.
In der anschließenden Diskussion, zu der kein Geringerer als Pfarrer Rainer Maria Schießler aus München gekommen war, wurde das Judas-Thema von verschiedenen Gesichtspunkten aus weiter beleuchtet. Schießlers Kompliment an Schauspieler Bernhard Neumann schlossen sich alle Besucher applaudierend an. Er habe das Ringen um die Wahrheit in diesem Judas-Monolog perfekt ausgedrückt, hob der Geistliche hervor.
Antwortend auf die Zuhörerfragen erklärte Pfarrer Schießler anhand von Bibelstellen verschiedene Zusammenhänge mit Judas im Leben Jesu und betonte immer wieder: „Es gibt keinen Masterplan gegen den Hass und das Böse in der Welt. Jeder muss bei sich selbst anfangen.“ Der Talkmaster und Buchautor streute gezielt auch kleine, humorvolle Anekdoten aus seinem Leben ein.
Der Vilsecker Bürgermeister Hans-Martin Schertl dankte für diesen besonderen Abend. Er habe sich sehr gefreut, dass Bernhard Neumann, der vor zwei Jahren bei den Burgfestspielen als Räuberhauptmann Troglauer geglänzt hatte, auf seiner Theater-Tournee auch nach Vilseck gekommen sei und hier die umstrittene Rolle des Judas in faszinierender Weise verkörpert habe. Auch Pfarrer Schießler im Zehentkasten live erleben zu können, sei ein besonderes Ereignis gewesen, betonte Schertl und dankte den Akteuren mit kleinen Aufmerksamkeiten.
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