Zu der Infoveranstaltung über ein Nahwärmenetz in Vilshofen hatte die Marktgemeinde Rieden in die Riedener Schulturnhalle eingeladen. Vor vielen Vilshofener Bürgern referierte als Vertreter der Firma Carbon Cycle aus Vilshofen Gerhard Büttner. Die Firma produziert nach seinen Angaben in Vilshofen Pflanzenkohle aus Hackschnitzelabfällen. Die Pflanzenkohle kann als Dünger oder Beimischung bei Futtermitteln verwendet werden. Bei der Produktion entsteht genügend Abwärme, um damit ein Nahwärmenetz in Vilshofen speisen zu können.
Reimund Schuster vom Anlagenhersteller CBS Carbon Technik Schuster aus Baden-Württemberg erläutert den Ablauf der Pflanzenkohleherstellung. „In Vilshofen sind immer mindestens 2,5 bis 3 Megawatt an thermischer Energie übrig, zum Beispiel für ein Nahwärmenetz. Wir speichern so im Jahr circa 5500 Tonnen CO2 mit dieser Technik“, erklärte er. Ausführlich schilderten die Vertreter der Bürgerenergiegenossenschaft „Neue Energien West“ aus Grafenwöhr die Möglichkeiten eines Nahwärmenetzes für die Vilshofener. Die Genossenschaft will demnach dieses Nahwärmenetz betreiben und wäre somit das entscheidende Glied zwischen dem Abwärme-Produzenten Carbon Cycle und den Haushalten in Vilshofen.
Bei dem informativen Abend ging es Pressaths Bürgermeister Bernhard Stangl auch als Vorstandsmitglied der Bürgerenergiegenossenschaft um ein erstes Kennenlernen. Udo Greim stellte den Vilshofenern das bereits existierende Nahwärmenetz in Trabitz im Landkreis Neustadt/WN vor, mit dem 70 Haushalte, aber auch Kindergarten, Sportheim und Rathaus beheizt werden. Dort erfolgt die Wärmeversorgung durch eine Biogasanlage mit einem zentralen Pufferspeicher. 384.000 Liter Heizöl werden so Jahr für Jahr in Trabitz eingespart.
Bernhard Stangl informierte über die politischen Rahmenbedingungen und die aktuellen Preisentwicklungen. In Pressath werden momentan nach seinen Angaben zwei Nahwärmenetz geplant. Im Ortsteil Dießfurt hätten dem Vorhaben 35 von 90 Haushalten bereits zugestimmt. An dem Abend kamen auch kritische Wortmeldungen auf. Einige Vilshofener hatten sich vorab nicht genügend informiert gefühlt. Vilshofens Ortsheimatpfleger Albert Kräuter wollte wissen: „Was kostet einen Haushalt der Anschluss an das Nahwärmenetz?“ Laut Stangl muss ein privater Haushalt mit 5000 bis 15.000 Euro je Anschluss rechnen.
Hinsichtlich der laufenden Kosten nahm Stangl die Gemeinde Trabitz als Beispiel. Dort koste die Kilowattstunde fünf Cent. „Hochgerechnet auf einen Liter Heizöl wäre das aktuell ein Heizölpreis von 50 Cent je Liter“, erklärte er. Stangl ging auf den Übergabepunkt im Wohngebäude ein. Dort werde der vorhandene Heizkessel durch einen Wärmetauscher und Puffer ersetzt. Bei den Heizkörpern bleibe alles beim Alten.
Die Referenten erachteten es für grundsätzlich möglich, das Nahwärmenetz nach Vilshofen-West zu verlegen. „Die Vils und die Staatstraße sind kein Problem“, erklärte Udo Greim. Er stellte aber auch klar: „Bisher gibt es 40 Interessenten. Das ist zu wenig. 60 bis 70 Anschlüsse sollten es schon sein.“ Grein zufolge gibt es aktuell von staatlicher Seite Fördermittel für die Umrüstung auf eine Nahwärmeversorgung.
Eine Frage beschäftigte eine Bürgerin: „Was ist, wenn der Anlagenbetreiber insolvent geht und der Betrieb eingestellt wird?“ Udo Greim beruhigte die Besucher: „Die Bürgerenergiegenossenschaft als möglicher Netzbetreiber wäre dann verpflichtet, die Wärmeversorgung sicherzustellen. Dazu würde beim Leitungsbau gleich eine Notfallversorgung mit aufgebaut.“
Im Laufe des Abends wurde klar: Die Vilshofener sind sehr am Nahwärmenetz interessiert, wollen aber viel mehr Informationen dazu haben. Der Vorschlag von Georg Söldner, einen Tag der offenen Türe bei der Firma Carbon Cycle kurz nach den Pfingstferien zu veranstalten, stieß auf breite Zustimmung. Die Bürgerenergiegenossenschaft will nun ermitteln, wer mitmachen will bei der Nahwärmeversorgung. Dazu sollen alle Vilshofener Haushalte erneut von der Gemeinde angeschrieben werden. Eine Entscheidung sollten die Haushalte spätestens im Herbst treffen.
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