„Anpacken für Vohenstrauß. Gemeinsam mehr bewegen.“ Dieses Zitat haben sich die Freien Wähler für die bevorstehende Kommunalwahl auf die Fahne geschrieben, mit dem sie bei den Wählern punkten möchten. In einer „kleinen, kuscheligen Runde“ zum Auftakt der Wahlkampfveranstaltungen im Gasthof „Drei Lilien“ hatte sich Bürgermeisterkandidat Martin Gleixner Dorit Schmid zur Kandidatenvorstellung an die Seite geholt. Gleixner hieß insbesondere den SPD-Mitbewerber um das Bürgermeisteramt, Bernd Koller, willkommen.
„Wir haben ein wunderbares Team bei den Freien Wählen Vohenstrauß“, fasste es Schmid eingangs zusammen. Und das in mehrerer Hinsicht: alle Ortsteile und viele Berufsgruppen sind vertreten und besonders stolz sei die Partei auf die Männer- und Frauenquote mit je 50 Prozent. „Wir sind engagiert und halten zusammen.“ Gleixner verwies auf die Radwegdiskussion die seine Fraktion im Stadtrat initiierte, ebenso habe man den Insektenschutz erst zum Thema gemacht und Betrieben in der Innenstadt mit der Modenschau eine Plattform geboten. Festhalten wolle seine Fraktion am Kernelement, gesunder und solider Finanzen, dem guten und vorbildlichen Miteinander im Stadtrat, Vohenstrauß lebenswert zu gestalten und als Freie Wähler ein verlässlicher Partner in der Großgemeinde zu sein.
Skeptisch bleibe die Stadtratsfraktion nach wie vor beim Abbruch der Brauereigaststätte „Binnerlenz“ nur um dort Parkplätze zu verwirklichen. Vor allem Stadträtin Gabriele Eichl trauert, nach eigenem Bekunden, „den schönen alten Bäumen“ auf dem Kirchplatz zugunsten eines Brunnens nach. Die Bäume fand sie „sehr, sehr schön“. Weiter: „Fallt uns nix Besseres ein als ein Parkplatz? Und wenn es nur ein kleiner Park wäre, der dort entstehen könnte.“ Sie habe sich zur Abstimmung überreden lassen und würde heute ganz sicher nicht mehr dafür stimmen. Gleixner kritisierte die Verkehrsregelung nur für Einzelne und ein Verkehrskonzept ohne Radwege. Als Bürgermeister würde er Ausschuss-Sitzungen und Fraktionssprechersitzungen auf den Abend verlegen und den Ausschüssen mehr Gewicht verleihen. Zudem könne er sich vorstellen, Stadtratssitzungen auch mal in den Ortsteilen abzuhalten und er setzt auf ein gemeinsames „Mehr“.
Fallt uns nix Besseres ein als ein Parkplatz? Und wenn es nur ein kleiner Park wäre, der dort entstehen könnte.
„Anpacken für Vohenstrauß. Gemeinsam mehr bewegen“ bedeutet für Kultur und Vereinsleben: Vereine fördern, aber auch entlasten. Respekt vor dem Ehrenamt. Kultur sei ein weicher Standortfaktor und Unternehmen suchen Orte mit regem kulturellen Leben bevorzugt aus, sagte Martin Gleixner. Kultur sei auch ein wichtiger Arbeitgeber und schaffe Raum für Kinder- und Jugendprojekte. „Ein starkes Ehrenamt wie bei Feuerwehr oder Rettungsdienst sorgen für eine sichere Kommune.“
Kinderbetreuung und Kinderprogramme: Kindergartenplätze frühzeitig planen und für eine gesicherte Kinderbetreuung eintreten, denn diese sei wichtige Voraussetzung für Fachkräftegewinnung. Außerdem müsse die Kinderbetreuung mit flexibleren Betreuungszeiten angeboten werden, um Schichtdienst in der Pflege zu ermöglichen. Schulen mit Ganztagsprogrammen weiter fördern und Hortangebote koordinieren. Ein breites Angebot fördere die Attraktivität der Großgemeinde.
Senioren: mehr altersgerechte Wohnkonzepte wie Generationenwohnen, Mehrfamilienhäuser und kleine Einheiten mit wenig Umgriff schaffen. Die Mobilität der Senioren auch in der Innenstadt erleichtern und Senioren einbinden. Regelmäßige Sprechstunden im Rathaus einrichten oder Hausbesuche anbieten, genauso wie Beratung über seniorengerechtes Wohnen.
Energie, Umwelt- und Naturschutz: Innenraumverdichtung, dadurch weniger Flächenfraß und brachliegende Flächen nutzen. Energiepotentiale nutzen und die Energieversorgung bei Neubau und Bestand optimieren. Dafür könnte die Stadt einen Energieberater für die Bürger engagieren. Außerdem die Wasserversorgung sichern und gutes Trinkwasser planvoll einsetzen. 10 000 Kubikmeter für die Bewässerung des Fußballplatzes, das tue ihm im Herzen weh. Deshalb forderte Gleixner: Dafür schnellstmöglich Brauchwasser zur Verfügung zu stellen. Zudem müsse Bauland auch für die Kinder und Kindeskinder bereitgehalten werden.
Wirtschaft und Versorgung: Leerstände in der Innenstadt bekämpfen, dazu eine Bestandsaufnahme machen und einen Katalog erstellen. Eigene Kommunalunternehmen gründen und das schnelle Internet und die Digitalisierung vorantreiben. Dazu seien Initiativen der Stadt erforderlich. „Vohenstrauß muss als Unternehmensstandort attraktiv bleiben.“
Pflege und Gesundheit: Pflegeplätze sind Mangelware, und der Kampf um diese werden künftig noch härter, prophezeite Gleixner. Deshalb müssten Gespräche mit Trägern von Seniorenheimen geführt und Anreize für ambulante Pflegedienste geschaffen werden. Gleixner trat auch für den Erhalt des Vohenstraußer Krankenhauses ein. Als Alternative könnte auch ein eigenes Kommunalunternehmen geprüft werden. Ärzte müssten angeworben werden, um die Fachärzteversorgung zu sichern. Außerdem würde er die Inklusion noch viel stärker vorantreiben, denn behindertengerechte Einrichtungen sind ebenfalls Mangelware.
Verwaltung und Bauhof: frühe und gezielte Planung für den Fachkräftebedarf in Verwaltung und beim Bauhof. Für die Personalentwicklung sei es unabdingbar, alle Stellen bei der Stadt unbedingt auszuschreiben, unterstrich Gleixner. In diesem Zusammenhang forderte er wie schon die SPD mehr Transparenz. Gleixner will zudem mehr Fairness bei Stellenangeboten: gleiches Recht und Chancen für alle.
Martin Gleixner will Jugendbeauftragte stärken, Kultur- und Jugendfonds einrichten, Jugend fördern, fordern und beraten (nicht wegsehen bei Drogenproblemen, Jugend aber auch nicht unter Generalverdacht stellen). Jugendliche in Entscheidungen einbinden, Jugendgremium, regelmäßig Sprechstunden anbieten und Ansprechpartner sein. Die Möglichkeit prüfen, der Jugend einen Raum mit einer Jugendsozialarbeiterin zur Verfügung zu stellen.
Zu diesem Thema hatte auch Kandidat Hannes Gilch seine genauen Vorstellungen. Relativ unkoordiniert und unorganisiert werde Kultur in der Stadt unterstützt, nur reaktiv auf Zuruf, kritisierte er. „Da muss ein System her. Warum gibt es keinen Kulturfonds im Vohenstraußer Haushalt?“ Man dürfe sich nicht nur auf die Vereine verlassen und sich als Stadt aus der Verantwortung ziehen, wie bei der Kulturnacht. Jugendliche müssten ebenfalls besser begleitet werden. „Warum arbeitet bei der Stadt kein Sozialpädagoge?“ Die Kommune müsse auch mehr Verantwortung übernehmen und die Ehrenamtlichen nicht so alleine lassen. Veranstaltungen müssten endlich professionalisiert werden, forderte er. Zum „Advent im Schloss“ wollen keine Musikgruppen kommen, „weil nix da ist, keine Bühne, keine Technik, keiner der sich um sie kümmert“, klagte der Redner. Gegenüber anderer Kommunen sei Vohenstrauß da Schlusslicht, meinte Gilch. „Ein Veranstaltungsmanager könnte hier gute Arbeit leisten.“
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