Vohenstrauß
04.07.2019 - 10:20 Uhr

Tricks der Diebe und Betrüger

Gefahren lauern überall, auch an der Haustür. Durch Vortäuschen einer Notlage haben schon viele Senioren ihr Erspartes verloren. Der Sicherheitstag in der Stadthalle sensibilisierte die älteren Herrschaften.

Viele Senioren kamen in die Stadthalle, um sich über Gefahren an der Haustür, im Internet oder Telefon und darüberhinaus aufklären zu lassen. Bild: dob
Viele Senioren kamen in die Stadthalle, um sich über Gefahren an der Haustür, im Internet oder Telefon und darüberhinaus aufklären zu lassen.

Sie sind sehr freundlich, verständnisvoll und wollen nur helfen, doch dann ist das Bankkonto leer. Eine 75-jährige Geschäftsfrau hebt 75 000 Euro von ihrem Konto ab und verliert es an Betrüger. Im Nachhinein ärgert sie sich, dass sie so dumm war und auf die Gauner hereinfiel. Immer mehr ältere Menschen geraten gezielt ins Visier von Betrügern.

Ein Senior erhielt dubiose Anrufe eines angeblichen Finanzbeamten. Laut einer Sterbeanzeige sei in der Familie ein Todesfall zu verzeichnen gewesen und es wäre eine Erbschaftssteuer fällig. Der Mann ließ sich nicht aufs Glatteis führen und meldete sich bei der Polizei.

Kaum einer der vielen Senioren, die sich auf Einladung der Seniorenbeauftragten Lotte Hofmann am Mittwoch zum Sicherheitsnachmittag in der Stadthalle versammelten, um sich von Kriminalhauptmeister Dieter Melzner über Enkeltrick, Haustürgeschäfte und vieles andere mehr aufklären zu lassen, ließ die Hand unten, als Melzner fragte, ob sie schon einmal wegen eines Glücksspielgewinns angerufen wurden.

Betrügereien nehmen zu

Mit so vielen Interessierten hatte selbst Bürgermeister Andreas Wutzlhofer als Vorsitzender des Vereins „Bürger und Polizei – Partner für Sicherheit“ nicht gerechnet. Der Verein sponserte Kaffee und Kuchen. Wutzlhofer wusste, dass Betrügereien stetig zunehmen. Etwa 5000 versuchte und begangene Betrügereien waren es im vergangenen Jahr in Niedersachsen, und in Rheinland-Pfalz sei es mit 10 000 Fällen noch viel schlimmer. Ziel dieser Veranstaltung sei deshalb, Senioren zu sensibilisieren diese Betrügereien zu erkennen und Fremden gegenüber mit einem entschiedenen „Nein“ entgegen zu treten.

Im Namen der Polizeiinspektion Vohenstrauß begrüßte Dienststellenleiter Martin Zehent die vielen Männer und Frauen. „Die Betrüger haben eine solch rhetorische Masche drauf und gaukeln so viele unwahre Sachen vor, dass es ihnen immer wieder gelingt, die Leute einzufangen und ihnen Tausende Euro aus der Tasche zu ziehen“, warnte Zehent. „Diese Probleme sind bei uns genauso präsent wie in einer Großstadt.“ Mit dem Enkeltrick betrügen Kriminelle auch in unserem Raum am laufenden Band Senioren, oft auch als vermeintliche Polizisten. Deshalb riet Melzner niemals Fremde in die Wohnung zu lassen und sich von Beamten immer den Dienstausweis oder die Kriminalmarke zeigen zu lassen.

Enkeltrick

Vermeintliche Kinder oder Enkel, noch dazu meist im Ausland, melden sich bei den Großeltern und sind völlig aufgelöst, weil sie zum Beispiel eine Wohnung suchen oder in einen Unfall verwickelt sind und jetzt dringend Geld für ein neues Auto benötigen. Die gleiche Strategie funktioniere mit vorgetäuschten Immobilienkäufen. Ein enger Freund, bei dem die Beschreibung gleich mitgeliefert wird, komme gleich vorbei, um das Geld abzuholen, heißt es dann. Den Familien sollten Oma oder Opa ja nichts erzählen, heißt es in den meisten Fällen. Natürlich wollen Oma und Opa ihre Kinder und Enkel unterstützen oder ihnen aus der Patsche helfen.

In anderen Fällen ruft die angebliche Polizei bei Opfern an: Das zuletzt abgehobene Bargeld der Senioren sei Falschgeld und müsse daher zur Überprüfung auf die Dienststelle gebracht werden oder der wertvolle Schmuck müsse bei der Polizei im Safe verwahrt werden, da in der Gegend Einbrecher am Werk sind. „Das Geld oder der Schmuck ist definitiv weg“, mahnte Melzner. Die älteren Leute sollten sich nicht scheuen bei der hiesigen Dienststelle oder bei der Einsatzzentrale unter Telefon 110 anzurufen und nachzufragen. Mittlerweile seien Banken und Geldinstitute bereits soweit geschult, dass sie sich erst einmal informieren, wenn Senioren größere Bargeldsummen abheben wollen.

Mit geschickten Befragungen bekommen vor allem Telefonbetrüger wichtige Informationen. „Seien Sie einfach vorsichtig.“ Callcenter rufen Bürger deutschlandweit und flächendeckend an. „Kein Gewinnspiel verlangt nach einer Vorleistung“, mahnte Melzner. Fast täglich erscheinen Senioren mit mehreren Telefonverträgen in der Tasche auf der Dienststelle, ohne überhaupt ein Handy zu haben. Wer Medikamente im Internet bestellt, sollte darauf achten, dass es eine deutsche Apotheke ist, um sichere Medikamente, die strengen Maßstäben unterliegen.

Absurde Abzocke

Eine Seniorin, so berichtete Lotte Hofmann, habe erst in den letzten Tagen einen Anruf mit einer überzogenen Zahnversicherung bekommen, die sie vehement ablehnte. „Mit 80 Jahren brauche ich keine Zahnversicherung mehr“, stellte sie diese absurde Abzocke vor. Und natürlich gibt es unzählige unseriöse Haustürgeschäfte, von Zeitschriftenabos, über angeblich günstige Telefon- oder Stromtarife bis zu falschen Handwerkern, wie kürzlich in der Gegend um Vohenstrauß geschehen.

Vorsicht sei auch bei sozialen Netzwerken geboten. Vor allem bei Bildern heißt es besondere Vorsicht walten zu lassen. Als goldene Regel riet Melzner: „Befreunden sie sich nur mit Menschen, die sie in der Realität kennen.“ Auf der Dienststelle sitzen mehrmals pro Woche ältere Männer, die allen Ernstes glauben, eine 25-Jährige hätte sich in sie verliebt. Dabei wollen die Frauen den Männern nur das Geld aus der Tasche ziehen. Der gelbe Aufkleber „Vorsicht! Wachsamer Nachbar“, den Melzner austeilte, soll nicht auf den Briefkasten der größten „Dorftratschen“ geklebt werden, sondern Fremde aufmerksam machen, dass sie beobachtet werden.

Befreunden sie sich nur mit Menschen, die sie in der Realität kennen.

Kriminalhauptmeister Dieter Melzner

Kriminalhauptmeister Dieter Melzner

 
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