Vorbach
19.11.2019 - 13:32 Uhr

"Damit ihre Namen lebendig bleiben"

Gefallene, Verwundete, Ermordete, Flüchtlinge, Heimatlose, vergewaltigte Frauen, Witwen und Kriegswaisen, psychisch und physisch zerstörte Menschen, zerbombte Städte und Dörfer: Sie alle zählen zu den Opfern des Zweiten Weltkriegs.

„Kein Krieg ist heilig. Im Krieg gibt es Täter und Opfer, aber keine Helden“, hebt Bürgermeister Werner Roder (im Hintergrund am Rednerpult) in seiner Rede bei der Gedenkfeier am Volkstrauertag in Vorbach hervor. Bild: br
„Kein Krieg ist heilig. Im Krieg gibt es Täter und Opfer, aber keine Helden“, hebt Bürgermeister Werner Roder (im Hintergrund am Rednerpult) in seiner Rede bei der Gedenkfeier am Volkstrauertag in Vorbach hervor.

In der eindrucksvoll gestalteten Gedenkfeier am Volkstrauertag erinnerte Bürgermeister Werner Roder in seiner Rede nicht nur die 60 Millionen Menschen, die im Zweiten Weltkrieg ihr Leben verloren haben.

Dem Gottesdienst in der Pfarrkirche St. Anna, zelebriert von Pater Benedikt aus Speinshart, schloss sich ein feierlicher Marsch zu den Klängen der Pressather Musikanten zum Kriegerdenkmal am Dorfladen an. In den Zug hatten sich die örtliche Wehr sowie die Soldatenkameradschaft mit ihren Fahnen eingereiht. Letztere stellte auch die vier Ehrenposten: Andreas Lautner, Robert Sendelbeck, Herbert Lautner und Helmut Speckner flankierten mit lodernden Fackeln das Ehrenmal.

„Kein Krieg ist heilig, kein Krieg ist gerecht. Im Teufelskreis der Waffen wird gestorben und gerächt. Kein Krieg ist edel, kein Krieg lebt von Mut. Er ist unvorstellbar grausam und auch für die so genannten Sieger nur zum Verlieren gut“: Mit dem Liedtext der Pop-Gruppe „Pur“ eröffnete Bürgermeister Werner Roder seine Gedenkansprache. Es gebe keinen Anlass, vermeintlichen „Helden“ der Kriege zu gedenken, betonte er. Vielmehr gelte es, an die Opfer, das Leid und die Zerstörung zu erinnern, die die beiden Weltkriege und die Unrechtsherrschaft der Nazis über das Volk gebracht haben.

„Wir tun dies, damit die in den Stein gehauenen Namen am Denkmal und auf den Gräbern weltweit nicht zu leeren Hülsen erstarren, sondern in unseren Köpfen und Herzen lebendig bleiben“, erklärte das Gemeindeoberhaupt. Roder forderte alle auf, nicht wegzuschauen angesichts immer ungenierter auftretender rechtsradikaler Gruppierungen und einer rechtsnationalen Partei, die sich „Alternative für Deutschland“ nennt.

Es gelte, "ihrem schäbigen Verdrehen und der Verharmlosung historischer Tatsachen mutig entgegen zu treten", forderte der Bürgermeister: vor allem, nachdem für die „Alternative“ die Zeit der NS-Diktatur nichts weiter als „ein Fliegenschiss in der Geschichte“ sei.

Bezugnehmend auf die Worte des Schriftstellers Ludwig Börne, „Der Schmerz ist der große Lehrmeister der Menschen“, sei der Schmerz in Deutschland nach dem Ersten Weltkrieg offenbar nicht groß genug gewesen, merkte Roder an. "Denn 21 Jahre später fingen die Deutschen den nächsten Weltkrieg an - noch größenwahnsinniger und grausamer als zuvor."

Für Martin Reiß, den Vorsitzenden der Soldatenkameradschaft, ist Frieden das höchste Gut in der Gesellschaft und darüber hinaus ein Zeichen des Zusammenhalts. Er sah in der Gedenkfeier ein Erinnern an die Toten und an jene Opfer, die sterben mussten, weil sie einem anderen Volk, einer anderen Nationalität oder einem anderen Glauben angehörten.

Die Pressather Musikanten unter Leitung von Martin Wolf verliehen der Gedenkfeier mit mehreren Musikstücken einen ehrwürdigen Rahmen. Dabei intonierten sie den Choral „Harre meine Seele“ sowie ein „Grandioso“ und eine „Festmusik“. Nach der Kranzniederlegung durch Bürgermeister Werner Roder und Martin Reiß erklang das Lied „Ich hatt' einen Kameraden“ sowie zum Abschluss die Nationalhymne.

Bereits am Vorabend gedachten die Bürger von Oberbibrach der Toten, Gefallenen und Vermissten der beiden Weltkriege. Unter großer Teilnahme der Einwohner sowie der örtlichen Vereine zelebrierte Pater Andreas aus Speinshart einen Gedenkgottesdienst in der Pfarrkirche St. Johannes, dem sich Gedenkrede und Kranzniederlegung durch Bürgermeister Werner Roder anschlossen.

 
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