Aus den ehemaligen Kohlegruben zwischen Wackersdorf und Steinberg am See ist eine blühende Landschaft mit ökologisch wertvollem Magerrasen geworden. Davon konnte sich Regierungspräsident Walter Jonas bei seinem Besuch am Mittwoch überzeugen. Auf der Deponie gedeihen Hafer, Nelke, Margerite, Schafgarbe und Thymian, im Schutz der natürlichen Umgebung breitet sich die Zauneidechse aus und Rehe sind mittlerweile gesichtet worden.
„Die Rekultivierung des Westfeldes ist abgeschlossen“, erklärte der Geschäftsführer der Uniper-Kraftwerke GmbH, Arne Bayer, bei einer Rundfahrt. Das Energieunternehmen hatte als Rechtsnachfolger der Bayerischen Braunkohleindustrie den Auftrag, aus dem ehemaligen Kohleabbaugebiet eine naturnahe Landschaft zu formen. Die Maßnahme erfolgte zwischen 2009 und 2022 in drei Bauabschnitten und kostete 55 Millionen Euro. Nach der Abnahme durch die „Obere Abfallbehörde“ der Regierung der Oberpfalz, die „Untere Naturschutzbehörde“ des Landratsamtes Schwandorf und das „Bergbauamt Nordbayern“ gab Arne Bayer nun den Abschluss der Rekultivierung bekannt.
Ziel: Natur und Energie
Das Gelände gehört dem Unternehmen „Uniper“, das sich auch künftig um die Pflege kümmern wird und das ganze Jahr über dafür fünf Mitarbeiter abstellt. Wenn der Wackersdorfer Museumsleiter Walter Buttler die Besucher durch das angrenzende Geotop 99 führt und in das „Westfeld“ hineinblickt, bekommt er regelmäßig die Frage nach der künftigen Nutzung dieses riesigen Geländes gestellt. Er kann sie ebenso wenig beantworten wie die Bürgermeister Thomas Falter (Wackersdorf) und Harald Bemmerl (Steinberg am See). Sie bitten die Bevölkerung um Geduld. Mit den Stichworten „Natur und Energie“ gibt Andreas Stake den Nutzungsrahmen vor.
Es gebe bereits mehrere Anfragen für den Bau von Photovoltaik-Anlagen auf dem Gelände, so der Standort- und Projektleiter. Er weckt gleichzeitig das Interesse für die Heimat- und Naturkunde, wenn er sagt: „Mit der Rekultivierung ist der Bergbau wieder auferstanden“. Der „Irlacher See“ sei einst mit dem Kohleabbau verschwunden und nun wieder aufgetaucht.
Derzeit eingezäunt
Fritz Falter, der mit Mitgliedern des Wackersdorfer Knappenvereins an der Abschlussveranstaltung teilnahm, arbeitete einst bei der BBI als Elektriker und stellt beim Blick in die Landschaft fest: „Es ist wirklich super, was hier entstanden ist.“ Das Gelände müsse auf jeden Fall für die Bevölkerung zugänglich gemacht werden. Doch das Areal ist eingezäunt und abgeschlossen. Bürgermeister Thomas Falter glaubt nicht an eine schnelle Öffnung. Die Ideensammlung sei aber schon in vollem Gange, so der Wackersdorfer Rathaus-Chef. Sie reiche von geführten Wanderungen durch das Gebiet bis zur Öffnung des Geländes für den Steinberger Seenland-Triathlon.
Regierungspräsident Walter Jonas sieht in der Sanierung der Deponie und „der Heilung der Wunden, die der Mensch geschlagen hat“, eine gute Ausgangsposition für „eine touristische Nutzung mit Augenmaß“. Auch stellvertretender Landrat Richard Tischler erwartet eine Aufwertung des Oberpfälzer Seenlandes. Wo sieben Jahrzehnte Bergbau betrieben wurde, seien neue Landschaften für Naherholung und Gewerbe entstanden, so der stellvertretende Landrat.
Das Engagement seines Unternehmens im Oberpfälzer Seenland belegt Uniper-Standortleiter Andreas Stake mit Zahlen: „In das 1.300 Hektar große Rekultivierungsprojekt mit 22 Einzelbereichen werden wir bis 2033 rund 170 Millionen Euro investiert haben.“ Das Geld stamme aus den Rücklagen des Unternehmens.
Uniper Kraftwerke GmbH
- Unternehmen: in Düsseldorf ansässiges Energieunternehmen mit Aktivitäten in 40 Ländern und weltweit 7500 Mitarbeitern
- Rechtsnachfolger: Uniper übernahm Rechtsnachfolge der Bayerischen Braunkohleindustrie (BBI)
- Investition: 55 Millionen Euro in die Rekultivierung der Deponie Westfeld und 170 Millionen Euro in 22 Teilprojekte im Oberpfälzer Seenland
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