Wackersdorf
25.04.2021 - 14:09 Uhr

Westfeld Wackersdorf: "Wetlands" sorgen für sauberes Wasser

Wo einst Braunkohlebagger schaufelten, entstehen neue Lebensräume. Um auch für sauberes Wasser zu sorgen, setzt "Uniper" im Westfeld Wackersdorf auf ein Pilotprojekt.

Die Uniper Kraftwerk GmbH rekultiviert derzeit die Deponie "Westfeld" zwischen Wackersdorf und Steinberg am See und errichtet auf dem 80 Hektar großen Gelände eine passiv-biologische Anlage zur Aufbereitung des Sickerwassers. Mit einer Schneekanone wird Staubentwicklung während der Bauphase vermieden. Bild: Hirsch
Die Uniper Kraftwerk GmbH rekultiviert derzeit die Deponie "Westfeld" zwischen Wackersdorf und Steinberg am See und errichtet auf dem 80 Hektar großen Gelände eine passiv-biologische Anlage zur Aufbereitung des Sickerwassers. Mit einer Schneekanone wird Staubentwicklung während der Bauphase vermieden.

Aus dem 80 Hektar großen „Westfeld“ zwischen Wackersdorf und Steinberg am See wurde einst Braunkohle für das Kraftwerk in Dachelhofen gefördert. Die Löcher füllte die Bayerische Braunkohlenindustrie mit Rückständen aus der Kohleverbrennung und Bauschutt. Zur Behandlung des belasteten Sickerwassers entsteht jetzt ein deutschlandweites Pilotprojekt.

Die Firma „Uniper Kraftwerk GmbH“, Rechtsnachfolger der BBI, dichtet das Gelände ab und rekultiviert es. „Uns war schon immer klar, dass es sich hier um einen belasteten Untergrund handelt“, erklärt Uniper-Pressesprecher Jan Kiver. Doch es dauerte bis zum Jahre 2011, bis Gutachter dies offiziell bestätigten. Nach dem Abschluss der Arbeiten im Jahre 2022 wird das Unternehmen 36 Millionen Euro in Natur- und Artenschutzmaßnahmen des früheren Braunkohle-Tagebaugebiets investiert haben.

Sickerwasser abpumpen

Bis dahin muss weiterhin kontaminierte Erde abgetragen, der Boden abgedichtet und mit frischem Erdreich befüllt werden. Damit will man verhindern, dass verunreinigtes Oberflächenwasser ins Grundwasser gerät. Gleichzeitig muss das Sickerwasser abgepumpt und aufbereitet werden. Dies geschieht im Augenblick mit einer konventionellen chemischen Anlage, deren Betriebsgenehmigung Ende 2025 ausläuft und die durch eine „passiv-biologische Anlage“ ersetzt werden soll. Deren Funktion stellte Diplom-Geologe Dr. Matthias Alte den Gemeinderäten bei der Sitzung am Mittwoch in der Schulturnhalle vor.

Die Firma „Base Technologies“ aus München hat ein Pilotprojekt zur biologischen Aufbereitung des Sickerwassers entwickelt, das, wie Dr. Matthias Alte versicherte, „bundesweit“ nachgefragt werde. Im Herbst erwartet der Geschäftsführer des Unternehmens den Abschluss des wasserrechtlichen Verfahrens. Ende 2022 könne man dann mit dem Bau der 1,5 Millionen teuren Aufbereitungsanlage beginnen, so Dr. Alte. Es werde der letzte Schritt der Rekultivierung der ehemaligen Kohlegruben sein.

„Am tiefsten Punkt der Deponie tritt auf Grund der geologischen Bedingungen bergbaulich und industriell geprägtes Wasser aus“, erklärte der Diplom-Geologe den Gemeinderäten. „Die ockerfarbige Brühe“ müsse dauerhaft abgepumpt und vor der Einleitung in den Knappensee „bis zur Trinkwasserqualität“ aufbereitet werden. Dieser Vorgang erfolge aktuell in einer konventionellen Anlage „durch chemische Fällung und Flockung von Eisen“, so der Experte bei seinem Vortrag in der Gemeinderatssitzung. Dr. Alte machte deutlich: „Die Sickerwasseraufbereitung bleibt eine unabdingbare Ewigkeitslast“.

Verzicht auf Chemie

Die Firma Base Technologies begann 2017 mit einem Forschungsprojekt zur biologischen Bearbeitung des Sickerwassers und wurde dabei von der „Deutschen Bundesstiftung Umwelt“ gefördert und von der Universität Bayreuth unterstützt. Das Wasser wird in ein Absetzbecken gepumpt und zunächst grob gereinigt. In naturnahen „Wetlands“ (Feuchtgebieten) vollzieht sich dann die Feinreinigung und mit Hilfe von Sedimentfiltern die Nachreinigung.

„Wir verzichten vollständig auf den Einsatz von Energie und Chemie“, betonte Dr. Alte. Die naturnahen „Wetlands“ würden sich harmonisch in die rekultivierte Bergbaufolgelandschaft einbinden und zur Biodiversität und Biotopvernetzung beitragen, versicherte der Diplom-Geologe. Er stellt fest: „An diesem Verfahren haben mittlerweile auch andere deutsche Bergbauregionen Interesse bekundet“.

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Wackersdorf03.11.2020
 
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