Waidhaus
24.02.2021 - 11:31 Uhr

400 Jahre "Waidhauser Frieden" aber kein Fest

Seit Jahren plant der Heimatkundliche Arbeitskreis, den „Waidhauser Frieden“ vor 400 Jahren gebührend zu feiern. Doch daraus wird jetzt nichts.

Weit reicht der Blick auf einer Anhöhe bei Saubersrieth über das Grenzgebirge nach Tschechien. Eine Schautafel des "Moosbacher Geschichtspfads" nimmt Bezug auf die Ereignisse vor 400 Jahren. Bild: fjo
Weit reicht der Blick auf einer Anhöhe bei Saubersrieth über das Grenzgebirge nach Tschechien. Eine Schautafel des "Moosbacher Geschichtspfads" nimmt Bezug auf die Ereignisse vor 400 Jahren.

Die Vorbereitungen des Heimatkundlichen Arbeitskreis auf das Fest zum „Waidhauser Frieden“ waren schon weit gediehen. Am Montag kam das endgültige Aus in der Marktratssitzung. Ein Anfrage bei der Kreisverwaltungsbehörde im Landratsamt habe dem Mitte Juli geplanten Ereignis keine Chance gegeben, informierte Bürgermeister Markus Bauriedl.

Während der Debatte im Gremium konnte sich auch niemand mit einer Verschiebung ins Folgejahr 2022 anfreunden. Alle bisherigen Vorbereitungen, Programmpunkte und Aktionen werden eingestampft. Es hätte eine Veranstaltung mit vielen Höhepunkten werden sollen. Die Festleiter Andreas Ringholz und Kerstin Wilka-Dierl hatten schon ein Umfangreiches Programm ausgearbeitet. Eckpunkte wären ein historischer Markt im Ortskern zwischen Pfarrkirche und Bahnhof gewesen mit musikalischen Darbietungen auf mehreren Bühnen. Erstmals hätte es in Waidhaus ein großes Söldner- und Heerlager mit Gruppen des 17. Jahrhunderts geben sollen.

Schreckliche Zeit

Auf einer Erhebung am Rande von Saubersrieth erinnert eine Schautafel als Teil des „Moosbacher Geschichtswegs“ an die schreckliche Zeit: „Hier auf dieser 590 Meter hohen Erhebung wurden über Jahrhunderte hinweg während Kriegszeiten die Truppenbewegungen beobachtet. So im Dreißigjährigen Krieg, als in den ersten Frühlingstagen des Jahres 1621 gewaltige im Osten aufsteigende Rauchsäulen den Bewohnern des Moosbacher Landes die Ankunft der Mansfeldischen Truppen (rund 12.000 Mann) ankündigten.“ In einer dramatischen Schilderung wird von den ersten Flüchtlingen und Hiobsbotschaften kurz darauf berichtet: „Es erschienen abgehetzte Greise, bleiche müde Kinder, zu Tod erschrockene Frauen und Mädchen, geschart um grimmige Männer, die ihre armselige Habe auf dem Rücken mitschleppten oder auf Handkarren vor sich herschoben.“

Waidhaus29.12.2019

Das alles wäre jedoch kein Grund gewesen, den 400. Jahrestag zu feiern. Doch in Waidhaus wussten die Verantwortlichen, dass nach „mehrmonatiger gegenseitiger Belagerung und Gefechten“ im September 1621 ein Waffenstillstand ausgehandelt werden konnte. Die Truppen unter Mansfeld zogen aus der oberen Pfalz ab. Alle Glocken in der Grenzregion läuteten, weil sich die Bevölkerung über das Ende der Kriegshandlungen freute. An dieses als „Waidhauser Frieden“ bezeichnete Ereignis wollte der Grenzmarkt erinnern und das „Friedensfest 1621“ zusammen mit vielen Gästen und historischen Gruppen aus nah und fern erstmals feiern.

An ein Fest im geplanten Rahmen „sei nicht zu denken“, habe die Kreisverwaltungsbehörde mitgeteilt. Mit dieser Aussage beschäftigte sich der große Festausschuss noch kurz vor der Marktratssitzung in einer eilends einberufenen, virtuellen Ausschusssitzung. Dabei sprachen sich bereits die Mitglieder für eine Absage aus. Ringholz, der selbst Marktrat ist, dankte seinen Kollegen deshalb für das Vertagen der Entscheidung von der Januar- in die Februarsitzung. In sachlichen Worten zeichnete er die Entscheidungsgründe des Festausschusses nach: „Es hat sich aber alles anders und schlechter entwickelt, als wir erhofften.“ Einhellig hätte sich die Gemeinschaft der Vorbereitenden entschieden, dass „ein Fest heuer im Sommer nichts bringen wird“. Als Festleiter hängte er daran seine eigene Meinung: „Ich glaube nicht, dass wir heuer im Juli ein vernünftiges Fest halten können.“

Ersatzlösungen

Weil aber der Jahrestag 2022 oder 2023 nicht mehr relevant sei, schlug Ringholz Ersatzlösungen vor. Er und Bauriedl bestätigten die Bestrebungen, einen weiteren „Meilenstein der Geschichte“ in Waidhaus und Rozvadov aufzustellen. Als zweite Ersatzmaßnahme werde an eine Übersetzung zu den historischen Ausgrabungen entlang der böhmisch-bayerischen Grenze gedacht, „um ein weiteres Druckwerk aus der Region zu erhalten“. Diese Veröffentlichung gebe es bislang lediglich in tschechischer Sprache.

Bei der Diskussion im Marktrat sprachen sich zweiter Bürgermeister Josef Schmucker und CSU-Fraktionssprecher für ein Festjahr 2023 aus. Beide begründeten die Notwendigkeit mit einer „finanziellen Schieflage der Vereine, um die eine oder andere Einnahmequelle damit zu schaffen“. Die übrigen Gremiumsmitglieder waren jedoch gegen diesen Vorschlag.

Dramatische Schilderungen erzählen von den Ereignissen im Frühjahr 1621, welche im benachbarten Waidhaus abliefen. Bild: fjo
Dramatische Schilderungen erzählen von den Ereignissen im Frühjahr 1621, welche im benachbarten Waidhaus abliefen.

„Ich glaube nicht, dass wir heuer im Juli ein vernünftiges Fest halten können.“

Marktrat und Festleiter Andreas Ringholz

 
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