Dort, wo der Bezug zur engeren Heimat fehlte, ergänzte die Marktgemeinde als Ausrichter durch ein gut vorbereitetes Programm mit lokalen Details. Josef Rauch erzählte von den Schicksalen Waidhauser und Eslarner Familien, während das Klarinettenquartett des Musikvereins eine beeindruckende musikalische Umrahmung gewährleistete. Bis 5. Juni gastiert die Ausstellung "Der gelbe Stern" der Friedensbibliothek im Rathaus. Mit vielen Fotos und Texten wird das jüdische Leben während des Zeitraums vom deutschen Kaiserreich bis 1945 dargestellt. Bei freiem Eintritt ist während der Öffnungszeiten der Gemeindeverwaltung jederzeit ein Ausstellungsbesuch möglich.
Die Bedeutung der Schau untermauerte die Einladung von Christl Schmidt, Hermann Mack und Ewald Zetzl als Träger der Bürgermedaille. Über drei Jahre lang zogen sich die Vorbereitungen zwischen dem Antikriegsmuseum und der Marktverwaltung hin, um die Ausstellung in Waidhaus hinzukriegen. Davon sprach Bürgermeisterin Margit Kirzinger am Beginn der Eröffnung am Donnerstagabend. Um die Schau „aus der fernen Bundeshauptstadt an einen beschaulichen Ort an der Grenze zur tschechischen Republik“ zu bekommen, habe es einiger Anstrengungen bedurft. Antisemitismus sei wieder zu einer alltäglichen Erfahrung für Juden in Deutschland geworden, auch an den Schulen. Was sie besonders besorge, wäre die besondere Ausprägung dieser unguten Entwicklung gerade in Kleinstädten und auf dem Land. „Dabei ist die Würde des Menschen doch unantastbar“, erinnerte die Rathauschefin an das Grundgesetz.
Doch demokratische Regeln wären nicht mehr Regel. Die Bürgermeisterin sah „deshalb einen guten Zeitpunkt für die Ausstellung, um das Geschehen ins Bewusstsein zu rufen“. Mit gut ausgewählten jüdischen Liedern umrahmten die Musikerinnen die einzelnen Redebeiträge im Programm. Der ehemalige Schulleiter Rauch, der sich mit der Geschichte der jüdischen Familien beschäftigt, zeigte sich als exquisiter Kenner der lokalen Ereignisse. Ihm sei es als Lehrer immer wichtig gewesen, die Zeit zwischen 1933 und 1945 nicht nur nach dem Lehrplan zu unterrichten, sondern direkt vor Ort das Thema anzupacken.
Weil in den gedruckten Heimatchroniken der Grenzorte diese Zeit fehle, habe er schon vor 30 Jahren mit einem Schulprojekt die Aufarbeitung gestartet: „Wir sollten uns unbedingt mit dieser Zeit beschäftigen, damit so etwas nie wieder passiert.“ Noch mehr, weil der Antisemitismus dermaßen zunehme, wie es noch vor zehn Jahren kaum jemand für möglich gehalten habe. Mucksmäuschenstill lauschten die Vernissageteilnehmer während der von Rauch bekannt gemachten Schicksale der Waidhauser Familien Sadler und Loewi. Auch die Biographie jüdischer Familien in Eslarn streifte Rauch, der dazu betonte: „Geschichte halte ich für sehr wichtig.“ Allgemein werde nur noch recht wenig Geschichtsunterricht betrieben.
Als Aktiver des Antikriegsmuseums seit 35 Jahren stellte sich Eugen Schmidt vor, der die Ausstellung nach Waidhaus brachte. Nach allgemeinen Informationen zum Museum und zur Friedensbibliothek informierte der im Hauptberuf als Orgelbauer tätigte Gast über das Entstehen der Ausstellung. Bis ins Jahr 1988 datierte der Werdegang zurück, wobei es viel Mühe gemacht habe, die gezeigten Bilder zu finden. Die Motive seien gerade für junge Menschen und Kinder geeignet, weil man sich dem Eindruck nicht entziehen könne.
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