Wer auf das Patenbitten zwischen Emmeramskirche und Rathaus wartete, traute kaum seinen Augen. Die kurze Verspätung war schnell vergessen, als aus Richtung Bahnhofsgelände ein Pulk in Festzuggröße anmarschierte. Georg Müller saß in historischer Uniform am Steuer des roten Oldtimer-Bulldogs, der den Beginn des Zugs noch vor dem „Großen Vereinsorchester“ des Waidhauser Musikvereins markierte. Hunderte Teilnehmer verwandelten den Kirchplatz in Windeseile in eine Festmeile.
Der Waidhauser Feuerwehrchef Sandro Hochwart griff zum Mikrofon und startete mit der Begrüßung. Dann erzählte er vom Telefonat mit Max Zehent vor rund zwei Jahren, mit dem alles begann: „Ich muss gestehen, am Anfang war ich baff. Aber es dauerte keine zwei Tage, bis ich mit einem 'Ok' antworten konnte.“
Hochwart erinnerte an sechs Treffen, einige Stunden Telefonieren und Hunderte Whats-App-Nachrichten zur Vorbereitung. Bevor sich die Waidhauser an die Aufgaben machten, sprach er ein großes Lob an Pfarrer Georg Hartl aus. Der Ortsseelsorger hatte ohne viel Aufhebens die Umstellung auf die Sommerzeit in Waidhaus ein paar Stunden vorgezogen und die Abendmesse von 18 Uhr auf 19 Uhr geschoben. So war genug Zeit für das Patenbitten. Dafür gab es sofort viel Beifall von beiden Feuerwehren und den Zuschauern.
Der Waidhauser Kommandanten Markus Schwarz führte durch die Aufgaben. Löblich redete er auf die Gäste ein und gestand: „Euer Antrag hat uns närrisch gut gefallen.“ Ganz so einfach wolle man das „Ja“-Sagen der Nachbarwehr jedoch nicht machen. Damit leitete er über zu den aufgebauten Hindernissen. Schwarz forderte nicht nur seinen Amtskollegen Markus Völkl zum Hinknien auf das Kantholz auf, sondern auch Bürgermeister Rainer Rewitzer, Vorsitzenden Hans-Peter Wallner und Festleiter Hans Rewitzer. In freier Rede glückte Wallner im Gegenzug der gänzlich in Versform gepackte Antrag. Einzig mit dem im Text zum Schluss angedachten „Prosit“ tat er sich schwer: „Mir ham nix.“
Woran es lag, wusste der ehemalige Kreisbrandinspektor Rewitzer: „So teuer haben wir uns noch kein Bier verdienen müssen.“ Schwarz erlöste daraufhin das Quartett, jedoch nur von der demütigenden Körperhaltung. Der Wechsel diente dem Schritt zum nächsten Hindernis. Die Waidhauser würden sich ja mit Schlagbäumen wegen der Grenzlage gut auskennen, meinte der Kommandant der Grenzgemeinde. Sie würden sich nur öffnen, wenn der anstatt eines Gegengewichts angebrachte Kübel ausreichend mit Wasser gefüllt sei. Ein Hydrant wäre nicht weit entfernt und Plastikbecher stünden parat. Für die Löcher in den Schöpfgefäßen bat er um Entschuldigung, er wisse auch nicht, wie die hineingekommen seien.
Schneller als gedacht glückte der Viererbande das Befüllen, und die von den Kameraden spontan eingerichtete Transportkette brauchte gar nicht mehr einzugreifen. Die Schranke hatte sich gehoben.
Doch noch immer waren die Waidhauser nicht überzeugt. Ein von Markus Eigenberger kunstvoll gefertigtes Patenbrett musste in zwei Teile zersägt werden. Endlich war auch dies geglückt, das Patenbitten endete, und zum „Pleystoiner Marsch“ der Waidhauser unter Leitung von Hermann Mack sang und klatschte der ganze Platz eifrig mit. Markus Maurer und Matthias Gallitzendörfer übernahmen das Zapfen des mitgebrachten Freibiers vom umgebauten Feuerwehranhänger. Erst spät ging es dann gemeinsam ins Waidhauser Feuerwehrhaus, wo sich ein Fest mit Essen und Trinken noch weit in die Nacht hinein hinzog.
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