Waidhaus
20.09.2019 - 09:50 Uhr

Einst glänzende Aussicht

Waidhaus hat ein Denkmal mehr. Das unscheinbare Objekt verbirgt sich jedoch im dichten Hochwald.

Karl Ochantel, Karl-Heinz Zintl und Andreas Ringholz (von links) kümmern sich seit vielen Jahren um den US-Bunker, der nun unter Denkmalschutz steht. Bild: fjo
Karl Ochantel, Karl-Heinz Zintl und Andreas Ringholz (von links) kümmern sich seit vielen Jahren um den US-Bunker, der nun unter Denkmalschutz steht.

In den vergangenen Wochen widmete sich Ortsheimatpfleger Andreas Ringholz mit seinen beiden Mitstreitern einem völlig neuen Vorhaben. Über zehn Jahre kümmert und interessiert er sich mit Karl-Heinz Zintl und Karl Ochantel um ein Überbleibsel aus der Zeit des „Kalten Kriegs“.

Intensiv und massiv bewachten die osteuropäischen Staaten über Jahrzehnte hinweg den „Eisernen Vorhang“. Doch ebenso taten es ihnen die amerikanischen Streitkräfte auf deutscher Seite bereits ab Kriegsende 1945 gleich. Im Bereich Waidhaus war hierzu ein Kavallerieregiment im Einsatz. Bald errichteten sich die Besatzer für ihre Zwecke entlang der Grenze feste Stützpunkte auf deutscher Seite.

Auf dem Gebiet der Marktgemeinde kam es zum Bau von Betonbunkern auf dem Kreßberg und gegenüber der Verdichterstation im Waldgebiet „Birklohe“. Darüber hinaus entstand ein mobiler Stand am Ende des Lustwegs. Während der Zeit der intensiven Nutzung zeichnete eine direkte Sichtachse das Zusammenspiel dieser drei Überwachungsposten aus.

Als Erster verschwand jener Beobachtungsbunker wieder, der sich an der alten Heeresstraße befand. Sein Standort lag unmittelbar auf halber Höhe zwischen den jetzt dort stehenden Windrädern. Ein defekter Ölofen verursachte am 30. März 1971 einen Brand, dem der obere Aufbau aus Holz komplett zum Opfer fiel. Als die Feuerwehr eintraf, waren Wände und Dach bereits völlig niedergebrannt, weshalb auf ein Eingreifen verzichtet wurde.

Wesentlich länger währte der Bestand des mobilen Stützpunkts am Fuße des Pleysteiner Sulzbergs. Dabei handelte es sich um einen umfunktionierten Aufbau eines Lastwagens. Der genaue Zeitpunkt für das Verschwinden konnte bislang trotz intensiver Nachforschungen nicht ermittelt werden. Fakt ist, dass am einstigen Standort schon länger nichts mehr zu finden ist.

Wesentlich besser gestaltet sich die Situation bei dem massiven Bauwerk unweit der Verdichterstation und des Trinkwassergebäudes beim Karlsbrunnen. Um die Pflege des Areals kümmert sich seit vielen Jahren HAK-Mitglied Zintl intensiv. Früh erkannten die Mitglieder den historischen Wert des Bunkers und organisierten 2009 eine Ausbesserung des maroden Daches. Das Material für die Erhaltung spendete die Zimmerei Götzfried.

Aufgrund des Alleinstellungsmerkmals wandte sich Ortsheimatpfleger Ringholz nun jüngst an das bayerische Landesamt für Denkmalpflege, um einen dauerhaften Erhalt sicherzustellen. Mitten in den Bestrebungen für das denkmalrechtliche Vorhaben platzte noch ein weiteres Interesse. Ringholz musste einer Autorin alle Details bekanntgeben, weil der Bunker in ihrem neuen Buchprojekt Eingang finden soll.

Der Anlauf des Ortsheimatpflegers bei der Denkmalbehörde war wenig später auf Anhieb von Erfolg gekrönt. Bereits Ende März erhielt er ein positives Gutachten aus München übersandt. Allerdings fehlten die Stellungnahmen der Bayerischen Staatsforsten als Besitzer und von der Gemeinde. Nachdem weder von Forstseite, noch durch die Kommune Einwände erhoben wurden, konnte das Bauwerk nun offiziell Eingang in die Liste der Baudenkmäler finden. Dort lautet die Kurzbeschreibung hierzu nun: „Observation Point der US-Army zur Beobachtung des Grenzübergangs Waidhaus/Rozvadov, eingeschossiger Flachdachbau, um 1950, Dach erneuert“ mit der Bezeichnung „D-3-74-164-58“.

Das unscheinbare Gebäude ragt nur wenig über die Erdoberfläche. Bild: fjo
Das unscheinbare Gebäude ragt nur wenig über die Erdoberfläche.
Durch eine breite Queröffnung ließ sich einst der ganze Grenzabschnitt bei Waidhaus überblicken. Dichter Bewuchs verhindet schon seit langer Zeit diese herrliche Aussicht. Bild: fjo
Durch eine breite Queröffnung ließ sich einst der ganze Grenzabschnitt bei Waidhaus überblicken. Dichter Bewuchs verhindet schon seit langer Zeit diese herrliche Aussicht.
 
Kommentare

Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.

Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.

Zum Fortsetzen bitte

Sie sind bereits eingeloggt.

Um diesen Artikel lesen zu können, benötigen Sie ein OnetzPlus- oder E-Paper-Abo.