Waidhaus
19.05.2019 - 10:21 Uhr

Ende des "Böhmischen Kriegs"

Im Dreißigjährigen Krieg standen sich evangelische und katholische Christen gegenüber. Die Heere beider Konfessionen trafen auch bei Waidhaus aufeinander.

Kaum noch zu identifizieren sind die Inschriften und Zeichensymbole auf dem vor Jahrzehnten errichteten Gedenkstein zum Friedensjahr 1621, an dem nun der neu angelegte Rundweg des "Dufthangs" unmittelbar vorbei führt. Bild: fjo
Kaum noch zu identifizieren sind die Inschriften und Zeichensymbole auf dem vor Jahrzehnten errichteten Gedenkstein zum Friedensjahr 1621, an dem nun der neu angelegte Rundweg des "Dufthangs" unmittelbar vorbei führt.

Im Sommer 1621 geriet die Grenzregion zum Angelpunkt des Dreißigjährigen Krieges. Zu großen Kämpfen kam es gottlob nicht, doch Waidhaus und die ganze Umgebung litten massiv unter der Willkür der Soldaten. Über drei Jahre dauerten die zunächst als „Böhmischer Krieg“ bezeichnete Gefechte schon. Als der Herbst ins Land zog, kam endlich die Wende. In der Chronik von Waidhaus heißt es dazu: „Weil man allenthalben annahm, dass damit Friede in greifbarer Nähe sei, hat man nicht allein zu Prag, sondern auch in anderen Städten mit großen Glocken läuten und das ‚Te Deum laudamus‘ singen lassen.“ Zum 400. Jahrestag wird diesem errungenen Frieden in Waidhaus ein gebührendes Fest gefeiert.

Äußerst ausführlich und umfangreich ist das Geschehen in und um den Grenzmarkt überliefert. Das gesamte Jahr 1621 nimmt nicht nur in den regionalen Geschichtsbüchern eine herausragende Stellung ein. Bereits frühere Generationen wussten um die Bedeutung und errichteten einen Gedenkstein in der Kreuzberganlage im Ortsteil Pfälzer Hof. So verstand es sich von selbst, dass nicht nur Ortsheimatpfleger Andreas Ringholz auf das bevorstehende Jubiläumsjahr hinwies. Vom 16. bis 18 Juli 2021 wird das historische Hauptfest nun gefeiert. Zwei Abende mit Fackelschein und Lagerfeuerromantik umrahmen die nächtlichen Markttreiben.

Weil viele Historiker noch immer allzu gerne auf die gängigen Standardwerken zurückgreifen, gilt bis heute der so bezeichnete „Prager Fenstersturz“ als Auslöser des Dreißigjährigen Kriegs. Fundierte Nachforschungen jüngerer Zeit zeichnen dabei längst ein anderes Bild: Der Augsburger Religionsfrieden des Jahres 1555 hielt nicht lange, denn immer mehr verschärften sich die konfessionellen Gegensätze, was 1608/09 die Fronten beider christlichen Seiten enorm verhärtete. Es war wieder in Augsburg, wo sich die Christen beider Konfessionen längst erneut erbitterten Giftigkeiten und Angriffen untereinander hingaben. Dieser unfriedliche Umgang zwischen Evangelischen und Katholischen griff bald auf ganz Mitteleuropa über.

Die Protestanten vereinigten sich zur „Union“ und die Katholiken Mitteleuropas zur „Liga“, inklusive der Aufstellung entsprechender Heere. Im Jahr 1621 gipfelten die Feindseligkeiten beider Heere unter Tilly und Mansfeld in jenem mehrmonatigen Stellungskampf. Tillys Truppen lagerten um Rozvadov und Mansfeld ließ bei Waidhaus ein ganzes Feldlager einrichten.

Heimatkundler Werner Kaschel aus Pfrentsch hatte einst mit einer Meldung an das Denkmalamt neue Forschungen vor Ort ausgelöst. Seinem Sohn Ralf war mithilfe dessen Freundes Christian Blöderl die Wiederentdeckung jener Schanze geglückt, die sich direkt auf dem Gipfel des Waidhauser Sulzbergs befindet. Auf die Suche nach den Resten weiterer Befestigungen um Waidhaus begaben sich die Mitglieder des Heimatkundlichen Arbeitskreises in den Folgejahren nicht nur vor Ort, sondern auch in die klimatisierten Magazinräume des Staatsarchivs in Amberg. Dass in Waidhaus richtig gekämpft wurde, bewies eine Karte der Schanzanlagen. Sehr zur Freude von Ringholz, der sich seit längerem intensiv mit den Bastionen, Redouten und Schanzen des Grafen von Mansfeld auf dem Sulzberg und entlang des Grenzbaches befasst.

Am Ende des vorigen Jahrtausends glückte den Waidhausern zudem ein besonderer Clou. Durch die Sachkenntnis von Kreisheimatpfleger Peter Staniczek konnte eine 400 Jahre alte Zeichnung der damaligen Waidhauser Schanzen und Heerlager ausfindig gemacht werden. Der Marktrat überlegte nicht lange und erwarb das gute Stück für sein Marktarchiv aus der Schweiz. Das einmalige Zeitdokument bildet seitdem die Basis vieler Forschungen und lokaler Bestimmungen vor Ort. Es zeigt den gesamten Grenzkamm mit „Waydhausen“ am Bildrand, sowie den einstigen Pfrentschweiher in ganzer Größe als markanten Orientierungspunkt.

 
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