Am alten Fußpfad zwischen Waidhaus und dem Grenzübergang überlebte ein Bildstock die massiven Veränderungen der zurückliegenden Jahrzehnte. Als der Eiserne Vorhang Ende 1989 fiel und ein reger Grenzverkehr einsetzte, fürchtete Otto Stich als heimatbewusster Mitbürger um das seltene Marterl: „Bei der Grenzöffnung habe ich mir von der Aussichtsstraße den Ansturm in Richtung Westen angesehen. Dabei bemerkte ich den umgeworfenen, beschädigten Bildstock.“ Bei näherer Betrachtung mussten weitere Blessuren festgestellt werden. Die Abdeckung war abgerissen und das Marienbild zertrümmert.
Neuer Standort
Der Zustand ließ dem Neukirchener keine Ruhe. Unverzüglich wandte er sich damals an einen Grenzpolizisten. Der Beamte meinte, er könne den Bildstock gerne in Verwahrung nehmen, bevor er noch weiter zerstört werde oder gar ganz verschwinde. Über den ganzen Sachverhalt informierte Stich die damalige Bürgermeisterin Margit Kirzinger in einem Brief im März 2019. Persönliche Gründe hatten zwar 20 Jahre ins Land ziehen lassen, doch war der „Retter“ in dieser Zeit nicht untätig. Durch Kontaktaufnahme mit Pfarrer Georg Hartl war ein Eintrag im Pfarrregister ausfindig gemacht worden. Demnach wurde der Bildstock einst „im Mai 1963 an der Aussichtsstraße zum Grenzübergang aufgestellt“. Außerdem nahm Stich Kontakt mit der Bundespolizei und der Waidhauser Polizeiinspektion aus. Beide Stellen sahen keine Gründe, die gegen eine Wiederstellung in Grenznähe sprächen. Noch einen Schritt weiter kam Stich beim staatlichen Bauamt Amberg-Sulzbach. Von dort gab es gleich einen Vorschlag für einen neuen Standort.
Mit diesen Vorarbeiten wandte sich Stich wenig später mit der Bitte um einen Ortstermin an Bürgermeister Markus Bauriedl. Dabei konnten weitere Informationen gegeben werden. Auf einem historischen Foto war die Inschrift „Betet für Rußland“ noch deutlich erkennbar. Bei dem Bild handelte es sich um eine Nachbildung der bekannten Marienikone von Wladimirskaja. Bereits wenig später kam es zu dem erbetenen Treffen. Dem favorisierten Platz am Rande des einstigen Abfertigungsbereichs stand nichts entgegen. Darüber freute sich Stich sehr.
Gelungene Restaurierung
Die Restaurierung des Bildstocks ist gelungen. Liebevoll und mit großem finanziellen und handwerklichem Einsatz geschahen alle Arbeiten. Bei der Firma Glas-Zange in Weiden wurde ergänzend ein Glasschutz für das restaurierte Bild eingepasst. Alles geschah in Eigenleistung oder durch eigene Finanzierung. Dies erbat sich der Neukirchener auch für die Wiedererrichtung am neuen Standort. Um einer Fäulnis durch Bodenfeuchte zuvorzukommen, hatte Stich auch bereits ein verzinktes Stahlfundament bei der Schlosserei Buchner in Weiden in Auftrag gegeben.
In den letzten Herbsttagen konnte das besondere Marterl dann an seinem neuen Platz aufgestellt werden. Die Mitarbeiter des gemeindlichen Bauhofs standen gerne helfend zur Seite. Wieder war es Stich selbst, der tatkräftig und mit großem Eifer mithalf, wo es nur ging. Wenig später pflasterten die Gemeindebediensteten noch einen Zugang von der Bordsteinkante bis zum Standort mittels Granitsteinen.
Die Beseitigung einer in der Nähe stehenden Plakathalterung will die Kommune noch in Eigenleistung vornehmen, sobald es das Wetter zulässt. Auch das Aufstellen einer Ruhebank neben dem Bildstock konnte sich der Bürgermeister vorstellen. Bauriedl stellte das Werks im Auftrag von Stich vor, nachdem dieser wegen seines Alters und der aktuellen Situation von einer gemeinsamen Präsentation Abstand genommen hatte. Spätestens bei der Segnung am Pfingstmontag durch Pfarrer Hartl möchte er aber wieder dabei sein.





















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