Am ehemaligen Friedhof um die Pfarrkirche St. Emmeram befinden sich Grabsteine aus dem 16., 17., 18. und 19. Jahrhundert, welche alle in der Denkmalliste eingetragen und in mehreren Chroniken erwähnt sind. Zeitweise wurden die Grabsteine in horizontaler Position leider falsch gelagert, so dass die Inschriften durch Frost, Regen und Moosbefall immer weiter verwitterten. Um einen weiteren Verfall dieser Gedenksteine zu verlangsamen, wurden sie mittlerweile wieder aufrecht gestellt. Ortsheimatpfleger Andreas Ringholz hat nun den ersten Grabstein sanieren lassen. In Zusammenarbeit mit dem Europäischen Fortbildungs- und Kompetenzzentrum für das Steinmetz- und Steinbildhauerhandwerk in Wunsiedel und deren Leiterin Carolin Pfeuffer sollen nun möglichst alle Steine nach und nach restauriert werden.
Angehende Meisterschüler können dadurch ihr Prüfungsobjekt für die Restaurierung erhalten. Dazu werden die Steine vorsichtig abtransportiert und in der dortigen Schule unter Aufsicht von Lehrern und Dozenten fachkundig von Algen und Moos befreit und gesäubert. Soweit es noch möglich ist, wird die Inschrift besser kenntlich gemacht und Risse vor eindringendem Wasser geschützt und verkittet. Alles geschieht natürlich nur mit der Erlaubnis vom bayerischen Landesamt für Denkmalpflege und der unteren Denkmalschutzbehörde am Landratsamt.
Als ersten Grabstein hatte sich Meisterschüler Kai Goedecke aus Floß den des ehemaligen Waidhauser Pfarrers Joseph Gareis von 1894 ausgesucht. Gareis wurde am 10. Oktober 1822 in Pfreimd geboren, seine Priesterweihe feierte er am 15. Juli 1846. Seit 1848 war er in Waidhaus bereits als Pfarrprovisor tätig, da Pfarrer Laßleben durch Krankheit ausfiel. 1858 wurde er offziell als Pfarrer in Waidhaus investiert, 1882 wurde er zum Kammerer und 1888 schließlich Dechant bis er 1890 durch Alois Trißl und 1894 durch Alois Hamperl als Pfarrer abgelöst wurde. Er verstarb am 18. April 1894 in Waidhaus. Der Wortlaut der Inschrift: „Hier ruht in Frieden der ehrwürd. Herr Jos. Gareis Pfarr. Dechand in Waidhaus gest. 18. April ´94 im 71. Jahre seines Lebens“.
Gareis taucht sehr oft in alten Akten und in den Chroniken auf. Er erlebte die letzten beiden großen Brandkatastrophen im Ort: 1853 wurde ein Großteil der Häuser vernichtet, der im Gasthof "Zum weißen Kreuz" ausbrach. Kirche und Pfarrhof konnten damals gerettet werden, nur die Turmkuppel wurde vernichtet. 1868 brannte es erneut im Ortskern. Alle Häuser bis auf drei brannten ab, darunter auch die Pfarrkirche und der Pfarrhof. Gareis war es zu verdanken, dass das Inventar der Kirche ausgeräumt wurde und er selbst hielt sich beim Allerheiligsten auf. Er war schliesslich auch maßgeblich am Wiederaufbau der Pfarrkirche 1869 beteiligt.
Doch zurück zum Grabstein. Es handelt sich um eine Granitausführung mit den Maßen 150x26x56 Zentimeter, der als neugotische Kleinarchitektur gestaltet ist. Im Zentrum befindet sich eine Spitzbogennische mit Stufengiebel. Dieser ist beidseitig von Miniatursäulen flankiert. Im Vordergrund befindet sich die Inschrift. Die Säulen haben eine oktogonale Ornamentik. Darauf sind jeweils ein Kamin gearbeitet, den ein Häuschen mit jeweils drei Zinnen ziert. Das Thympanon, sowie die Sockelzone weisen je eine Vertiefung auf, die Applikationen enthielten. Den Stufengiebel zieren stilisierte Akantusblattelemente.
Gleich mit der Rückkehr des ersten Exemplars hoffte Ortsheimatpfelger Ringholz, dass möglichst alle Grabsteine restauriert und konserviert werden können "um auf dem ehemaligen Friedhof als Zeitzeugen den Interessierten und Einwohnern einen Blick auf die ehemaligen Bewohner geben können". In Planung sei auch eine Präsentation mit Infotafeln zur Geschichte und die Inhalte der Grabsteine.
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