Waidhaus
30.05.2021 - 14:23 Uhr

Restauriertes Marterl wird in Waidhaus gesegnet

Aus besonderem Anlass lassen sich Gläubige eine Andacht unter freiem Himmel nicht entgehen. Ein Martlerlwird gesegnet. Zum Ende hin sorgt die Ansprache des Stifters für Betroffenheit.

Bürgermeister Markus Bauriedl dankt bei der Segnung durch Pfarrer Georg Hartl dem Restaurator und Initiator Otto Stich (von rechts) aus Neunkirchen bei Weiden. Bild: fjo
Bürgermeister Markus Bauriedl dankt bei der Segnung durch Pfarrer Georg Hartl dem Restaurator und Initiator Otto Stich (von rechts) aus Neunkirchen bei Weiden.

Flurdenkmäler aus Holz zählen aufgrund ihrer oft kurzen Haltbarkeit zu den seltenen Marterln in der Region. Der Grenzmarkt kann nun ein solches Exemplar neu in seine Denkmalliste aufnehmen. Pfarrer Georg Hartl segnete am „Alten Grenzübergang“ am Rande der Waidhauser Landstraße den Marien-Bildstock mit der „Wladimirskaja-Ikone“.

Der Bild-Stock aus Holz wurde restauriert und erhielt einen neuen Standort unweit seines einstigen Platzes. In Zusammenarbeit mit dem Ortsseelsorger erstellte Ortsheimatpfleger Andreas Ringholz nun ergänzend eine grundlegende Info-Tafel, die neben dem Bildstock den Sinn dieses Objekts mitteilt.

Otto Stich aus Neunkirchen bei Weiden rettete 1989 mit Erlaubnis der Zollbeamten den damals bereits umgefallenen und von der Witterung stark mitgenommenen Bildstock, der sonst wohl heute nicht mehr existieren würde. Der nunmehr 83-jährige restaurierte ihn liebevoll, mitsamt einem neuen Blechdach und einer neuen Glasscheibe für das Marienbild. Gleiches galt für das Herausheben der unübersehbaren Inschrift: Betet für Russland.

Pfarrer Hartl erinnerte an die Erstsegnung durch seinen Vorgänger Karl Söllner am 3. Mai 1963. Das vom Trompetenduo Philipp und Cornelia Kraus eingangs gespielte „Amazing grace“ nahm der Geistliche dazu gerne in seine einleitenden Worte auf, als er auch hier von einer „unverdienten Gnade“ sprach. Den Bildstock bestimmt eine Kopie der bekannten Marienikone. Der Pater-Leppich-Kreis in Weiden hatte damals die Erstaufstellung an der so genannten Touristenschranke hinter dem Zollgebäude mit Blick in die tschechische Republik bewirkt.

Dem lag mitten in der Hochphase des Kalten Kriegs die Vision einer Gebetspatenschaft von West nach Ost zugrunde. Hierzu erklärte Pfarrer Hartl: „Es wäre vermessen zu sagen, dass diese Gebete alleine die Wende herbeigeführt haben. Es wäre aber unchristlich, diesen Gebeten nicht wenigstens ihren Teil an der von kaum jemand erwarteten Änderung im Ostblock zuzuschreiben.“ Heute sei die Kirche dort zwar frei von staatlichen Repressionen. Leider aber sehe sich die orthodoxe Kirche vielerorts wieder in ihrer alten Position als Staatskirche. Deshalb resümierte der Geistliche: „Neben finanzieller Hilfe ist unser Gebet weiterhin dringend notwendig.“

Sein Dank galt dem Zusammenwirken von Bürgermeister, Marktrat, Gemeindeverwaltung und Bauhhofmitarbeitern bei der Wiedererrichtung: „Wir haben damit ein Flurdenkmal mehr zur Ehre Gottes.“ Nicht unerwähnt ließ er das unterstützende Wirken von Pfarrgemeinderat, Marianischer Männerkongregation, Kirchenverwaltung und Heimatkundlichem Arbeitskreis. Die Teilnahme von Erna Hartung, Marxmühle, an der Segensfeier hob Pfarrer Hartl extra hervor, nachdem diese als einzige in der Runde Zeitzeugin der damaligen Erstsegnung war.

Eindrucksvoll begann der Stifter Otto Stich seine kurze Ansprache: Er berichtete von der Corona-Erkrankung seines nach Amerika ausgewanderten Sohnes. Erst vor wenigen Tagen sei dieser wieder aus einem zweiwöchigen Koma erwacht. Innige Gebete und das Vertrauen in den christlichen Glauben hätten der Familie während dieser schwierigen Zeit geholfen. Im Laufe seines langen Lebens habe Stich immer wieder diese Erfahrung gemacht. Die Schlussworte übernahm Bürgermeister Bauriedl, der die Bestrebungen Stichs über alle Maßen hervorhob. Insbesondere dessen Eifer und die beständige Tatkraft bei allen angefallenen Arbeiten beurteilte er als „vorbildlich“ und „nachahmenswert“, was „in der heutigen Zeit nicht hoch genug einzuschätzen ist“.

Albersrieth bei Waldthurn30.05.2021
Ein von Ortsheimatpfleger Andreas Ringholz initiierte Infotafel berichtet nun ausführlich über den Werdegang und Hintergrund des wiedererrichteten Holz-Bildstocks am Rande des "Alten Grenzübergangs". Bild: fjo
Ein von Ortsheimatpfleger Andreas Ringholz initiierte Infotafel berichtet nun ausführlich über den Werdegang und Hintergrund des wiedererrichteten Holz-Bildstocks am Rande des "Alten Grenzübergangs".
 
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