Drei Mal täglich rufen die Glocken der Emmeramskirche zum Angelus. Am Samstag darf darüber hinaus das Einläuten des Feierabends zum frühen Nachmittag nicht fehlen. Aufmerksamen Zuhörern wird es nicht entgangen sein, dass die Glocken nunmehr endlich wieder ein harmonisches Zusammenspiel aufweisen.
Der Grund: Bei der letzten Überprüfung der Kirchenglocken wurde bei der Glocke "Ave Maria" eine starke Abnützung an der Aufhängung des Klöppels festgestellt. Eine Erneuerung war fällig, ja aufgrund des misslichen Klangs unumgänglich. Keine leichte Aufgabe, denn allein das Gewicht des auszutauschenden Stücks betrug stolze 40 Kilogramm.
Vertriebsmitarbeiter Reinhold Rittmeier von der Spezialfirma Glockentechnik Philipp Hörz aus Biberach freute sich deshalb riesig über die Mithilfe von Kirchenpfleger Siegfried Zeug beim Anheben des neuen Klöppels. Das gute Stück entstand zur Schonung der kostbaren Glocke aus weichem Schmiedestahl. Nach einer letzten Feineinstellung erklingt nun „das Lied der fünf Waidhauser Glocken wieder im gewohnten Wohlklang zur Ehre Gottes und zur Freude der Menschen“.
Nach dem großen Brand, bei dem 1868 auch weite Teile der Pfarrkirche zum Opfer fielen, konnten durch Spenden 1869 vier neue Glocken angeschafft werden: St. Emmeram (12,81 Zentner, F-Dur), Mariae Virginis (6,42 Zentner, A-Dur), St. Joseph (3,69 Zentner, C-Dur) und St. Salvatoris (1,60 Zentner, f-Moll). Diese Glocken waren bei der Firma Spnnagel gegossen und am 10. August 1869 geweiht.
Für den Ersten Weltkrieg mussten die Mariae- und Salvatorglocke abgeliefert werden. Schon 1923 erfolgte Ersatz durch zumindest eine Ave-Maria-Glocke (6,42 Zentner, A-Dur). Noch schwerer traf der Zweite Weltkrieg durch Ablieferungen; es durfte nur die Josephsglocke behalten werden. Doch am 16. September 1947 kehrte wie durch ein Wunder die alte Emmeramsglocke zurück.
Im Jahr 1950 konnte unter Pfarrer Dr. Goetz eine neue Ave-Maria-Glocke (10,86 Zentner, G-Dur) und St. Michael (7,64 Zentner, a-Moll) angeschafft werden. Dann 1966 auch noch die Gnade-Anna-Friede-Glocke (27,60 Zentner, D-Dur). Dadurch kann seitdem als ein Motiv das "Te deum" erklingen, als zweite Variante das "Gloria" und zudem ein "Regina coeli" als dritte Möglichkeit, je nach Jahres- und Festtagszeiten.
Hintergrund
Kirchenglocken in den Weltkriegen
- Die Kirchenglocke ist der Schwingungsträger der Läuteanlage, zu der noch die Läutemaschine und der Glockenstuhl gehören.
- Die meist aus Bronze, selten auch aus Eisen gegossene Glocke hat die Form eines Rotationskörpers, das heißt, sie besitzt Rotationssymmetrie um ihre Mittelachse.
- Glocken waren wegen ihrer Bronze kriegswichtiges Material und wurden während des Ersten und Zweiten Weltkrieges zuerst freiwillig, dann zwangsweise eingezogen, um eingeschmolzen in der Rüstungsindustrie Verwendung zu finden.
- Glockenfriedhof ist die Bezeichnung eines Platzes für Glocken, auf dem im Ersten und Zweiten Weltkrieg Kirchenglocken und Rathausglocken im Zuge von sogenannten „Glockenablieferungen“ gesammelt wurden.
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