(mde) Der Einsatz unter Atemschutz gehört zu den gefährlichsten Aufgaben der Wehren. Atemschutzgeräteträger gehen dort hinein, wo andere raus rennen. "Rauchtaucher" retten Menschen aus verrauchten Wohnungen und Häusern, rücken bis an den Brandherd, um das Feuer zu bekämpfen. Doch der Einsatz birgt oft Gefahren.
Die richtige Anwendung der entsprechenden Einsatzgrundsätze, die die Feuerwehrleute bei ihren Ausbildungen und Lehrgängen lernen, müssen stets befolgt werden - auch wenn Eile geboten ist. Im Ernstfall handeln die Einsatzkräfte, die unter Atemschutz eingesetzt sind, eigenverantwortlich. Sie bestimmen selbst, bis zu welchem Punkt ein Vorgehen in kritischen Situationen in Gefahrenbereiche möglich ist. Doch um solche Entscheidungen treffen zu können und sich den möglichen auftretenden Gefahren in den unterschiedlichsten Einsatzlagen bewusst zu werden, bedarf es einer stetigen Fort- und Weiterbildung.
Regelmäßig müssen Atemschutzgeräteträger an Unterweisungen, Belastungsübungen und einsatztaktischen Übungen teilnehmen und sich in festgelegten Intervallen bei Ärzten der Eignungsfeststellungsuntersuchung unterziehen. Bei regulären Feuerwehrübungen trainieren die Atemschutzler zwar unter Sichteinschränkungen die Suche und Rettung von Personen, nehmen Schlauchleitungen vor, üben die Rettung von verunfallten Kameraden oder besteigen unter voller Ausrüstung Leitern. Werden die Pflichtübungen innerhalb von zwölf Monaten nicht absolviert, so dürfen diese Einsatzkräfte nicht unter Atemschutz eingesetzt werden.
Großer Hitze ausgesetzt
Was dabei immer fehlt: echter Brandrauch und die enorme Hitze, der die Feuerwehrleute bei einem "Innenangriff" unter schwerem Atemschutz ausgesetzt sind. In einem feststoffbefeuerten Brandübungscontainer, den der Landesfeuerwehrverband mit der Firma Dräger Safety betreibt und den das Staatsministerium des Inneren für Bau und Verkehr finanziert, unterzogen sich Atemschutzträger der Feuerwehren des westlichen Landkreises Tirschenreuth der sogenannten "Realbrandausbildung".
Nicht nur die Einsatzzahlen der Feuerwehren, die zu Bränden ausrücken, nehmen ab. Auch die praktischen Einsatzerfahrungen. Dafür nehmen die entstehenden und vorhandenen Gefahren durch modernste Baustoffe und Bauweisen enorm zu. Daher gewinnt eine praxisorientierte und regelmäßige Fort- und Weiterbildung immer mehr an Bedeutung. 60 Atemschutzgeräteträger und 4 -trägerinnen nahmen am mehrstündigen "Durchgang" des Brandübungscontainers, der jüngst für die Feuerwehren des Inspektionsbereichs Otto Braunreuther im westlichen Landkreis Tirschenreuth für mehrere Tage beim Kemnather Feuerwehrhaus stationiert war, teil.
Im Vorfeld der praktischen Ausbildung ging der Trainer, den die Werkfeuerwehr ZF Friedrichshafen über die Firma Dräger Safety stellte, in einer theoretischen Schulung auf den Brandverlauf, die erforderliche und vorgeschriebene Schutzausrüstung und -kleidung, das Vorgehen mit Strahlrohren bei Bränden, sowie die Einsatzgrenzen der Ausrüstung und das Erkennen von Gefahrensituationen, die bei einem "Innenangriff" entstehen können, ein.
Dann ging es im wahrsten Sinne des Wortes "heiß her". Nachdem die Teilnehmer mit dem Trainer den Container mit Pressspanplatten bestückt und eine Verhaltensanweisung erhalten hatten, stand ein kurzes Training mit dem Hohlstrahlrohr an. Dann rüsteten sich die Feuerwehrleute mit ihrer Schutzkleidung und den umluftunabhängigen Atemschutzgeräten aus, betraten den Container und ein Initialfeuer wurde entzündet. Durch die Hitze begannen die im "Brandraum" des Containers verteilten Spanplatten auszu-gasen. Dabei konnten die Atemschutzgeräteträger den Brandverlauf direkt miterleben und erkennen, wie sich die Rauchschicht verhält. Während der Luftsauerstoff in Bodennähe zum Feuer hin angezogen wurde, quoll über die "Rauchtaucher" auf Helmhöhe der dunkle Brandrauch nach draußen. Im weiteren Verlauf wurde die Tür des Containers verschlossen. Der dichte Rauch sank tief ab. Es bestand "Nullsicht" durch echten Brandrauch.
Durch die unterbrochene Luftzufuhr herrschte eine "unvollständige Verbrennung". Nach dem Öffnen der Containertür zog das Feuer ersichtlich die Frischluft an. Umgehend stand der vordere Teil des Containers in hellen Flammen. Die brennbaren Gase in der Rauchschicht entzündeten sich und zogen in Form von Flammenzungen über die Feuerwehrleute hinweg. Den Beginn der Rauchgasdurchzündung konnten die Teilnehmer hierbei kurzzeitig auf sich wirken lassen, ehe mit kurzen Sprühstößen das Feuer in den Löschübungen eingedämmt wurde.
Gefährliche Giftstoffe
Der Trainer erklärte situationsgemäß die Phasen des Brandverlaufs und erläuterte die Gefahren, die es gilt, im Ernstfall zu erkennen und im Einsatzverlauf die richtige Reaktion erfordern. Hitzetemperaturen von bis zu 900 Grad Celsius in Feuernähe und rund 250 Grad Celsius auf Köpfhöhe der im Container knienden Atemschutzträger im "Observationsraum" entstanden dabei.
Auch das richtige Ablegen der Ausrüstung nach dem Einsatz gehörte zum Umfang der praktischen Ausbildung. Kontaminierte Ausrüstung und Einsatzkleidung müssen vor Ort grob gereinigt und dann verpackt werden, um eine "Kontaminationsverschleppung" und Gesundheitsgefährdung durch Giftstoffe auszuschließen. Bestenfalls liege dafür im Ernstfall für die Einsatzkräfte eine Wechselbekleidung vor Ort bereit.
Teilnehmer
Die Teilnehmer kamen von den Feuerwehren aus Brand, Ebnath, Fuhrmannsreuth, Immenreuth, Kastl, Kemnath, Kulmain, Neusorg, Pullenreuth, Punreuth und Waldeck sowie von der Kemnather Siemens Werkfeuerwehr. In acht „Durchgängen“ nahmen je acht Atemschutzträger teil. In den Nachbesprechungen wurde im positiven Resümee der Teilnehmer deutlich, wie gut neue mehrlagige Schutzkleidung vor Hitze und Flammen schützt. Der „direkte Kontakt“ mit dem „echten Feuer“ war für viele ein erstmaliges und besonderes Erlebnis. (mde)
Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.
Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.