Von Heike Richter
Corona-Hund - na und? Man könnte vermuten, das hätten sich im vergangenen Jahr nicht wenige Menschen gedacht. Rund 20 Prozent mehr Hunde sollen in 2020 in Deutschland angeschafft worden sein. Mit den steigenden Zahlen von Hundekäufen wird wohl auch die Zahl der illegal eingeführten Welpen aus dem Ausland nach oben gehen.
Es gibt nicht wenige schwarze Schafe, die Tiere illegal unter widrigsten Bedingungen nach Deutschland schleusen und hier ans Herrchen oder Frauchen bringen. Eingepfercht in viel zu enge Boxen werden die kleinen Kerlchen oft viel zu früh dem Muttertier entrissen und müssen lange Fahrten überstehen, bevor sie hoffentlich in gute Hände kommen.
Labradore und Dackel
Anfang Januar wurde in Waldsassen ein solcher Tiertransport aus Ungarn mit 19 Hundewelpen beschlagnahmt. Am Abend des 9. Januar wurde Roswitha Gräßel vom Tierschutzverein Hof telefonisch informiert, und das Veterinäramt am Landratsamt Tirschenreuth brachte die Tiere noch in der gleichen Nacht ins Tierheim nach Hof-Erlalohe. Die Hundebabys, neun kleine Labradore und neun Dackel, waren in einem Hasenkäfig und einer Katzentransportbox eingepfercht.
Die armen Kerlchen, verwurmt und von Durchfällen geplagt, waren wochenlang in der Obhut des Hofer Tierheims in Quarantäne und wurden dort auch tierärztlich betreut. Tag und Nacht musste jemand anwesend sein, um die Exkremente der Welpen zu entfernen, damit sich diese nicht sofort wieder infizieren.
Nun, rund vier Wochen später, sind die gechipten und geimpften Vierbeiner vollkommen fit, mit einem Europass ausgestattet und bereit für ein schönes Zuhause mit viel Auslauf und aktiven Menschen. Es gibt bereits viele Interessenten für die etwa zwölf Wochen alten Racker. Die neuen Besitzer sollten sich aber darüber im Klaren sein, dass diese putzigen Fellnasen künftig sehr viel Zeit und Geduld beanspruchen - und das nicht nur in der ersten Zeit. Im Idealfall werden Labradore mindestens zehn bis zwölf Jahre, Dackel sogar zwölf bis 15 Jahre alt.
Große Verantwortung
Hund oder Katze als treue Begleiter und Weggefährten durch die Zeit des Lockdowns? Grundsätzlich kein schlechter Gedanke. Ohne Frage muss man aber auch an die Zeit nach Corona denken. Was, wenn man nicht mehr in Homeoffice oder Kurzarbeit ist oder vielleicht wieder in den Urlaub fliegen möchte? Wer hat die Zeit, Ausdauer und Konsequenz, ein Hundebaby zu erziehen oder der Energie und dem Tatendrang eines erwachsenen Labradors oder Dackels gerecht zu werden?
Grundsätzlich sollte man an genügend Platz, aber auch an die laufenden Kosten einer Tierhaltung denken: Futter, Equipment, Versicherung, Tierarztkosten. Sind all diese Fragen geklärt und wird das Bewusstsein über die große Verantwortung der Hundehaltung über die bloße Freude auf ein Kuscheltier gestellt, steht der Anschaffung eines treuen Begleiters auf vier Pfoten eigentlich nichts mehr im Wege.
Herrchen unter Lupe nehmen
Wenn dann vielleicht noch ein Tier aus dem Tierheim die Chance auf ein schönes Leben bei tollen Menschen in einer ihm gerechten Umgebung bekommt, ist das eine gute Sache. Wer sich für ein Tier aus dem Tierheim Erlalohe interessiert, wird als potenzieller neuer Besitzer selbst genauestens unter die Lupe genommen. Es werden Gespräche geführt, das Anwesen besichtigt und damit geprüft, ob der Schützling in der neuen Umgebung bestens versorgt ist und sich wohlfühlen kann. Zudem muss eine Schutzgebühr entrichtet werden, und man muss sich damit einverstanden erklären, das Tier im Falle von Problemen wieder zurück ins Tierheim Hof zu bringen. In Nachkontrollen wird geprüft, ob es dem Vierbeiner wirklich gut geht.
Das alles kostet Geld. Im Falle der 19 Welpen aus dem Tiertransport waren die Kosten während des Aufenthalts im Tierheim zudem noch um einiges höher als sonst. Entsprechend ist die Schutzgebühr auch höher als sonst, um die Kosten annähernd decken zu können.
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