Waldsassen
30.06.2025 - 13:40 Uhr

Kräuterfestival im Klostergarten: Auch gegen Zorn und gegen Wutanfälle ist ein Heilkraut gewachsen

Im Kloster- und Naturerlebnisgarten Waldsassen erlebten die Besucher Wissenswertes über das Kraut und seine Heilwirkung. Viele Gäste interessierten sich vor allem für den Vortrag von Kräuterführerin Johanna Eisner.

Erstaunlich: Während die mächtige Pharmaindustrie mit immer mehr Gesundheits- und Medizinprodukte den Markt überschwemmt, bleibt das einfache Kraut aus dem Garten nach wie vor eine wichtige Alternative der Heilkunde. Gut 50 Leute interessierten sich beim jährlichen Kräuterfestival im Naturerlebnisgarten des Klosters Waldsassen für das Fachwissen von Kräuterführerin Johanna Eisner.

Während die Blaskapelle Waldsassen aufspielte und zahlreiche Besucher für ein Tässchen Kaffee unter den Kronen der schattigen Apfelbäume Platz nahmen, sammelte Eisner Blätter, Stiele und Blüten aus den Beeten des Erlebnisgartens. „Es ist zu heiß heute für den Vortrag zwischen den Beeten“, erklärte sie. Und zog mitsamt ihren Zuhörern hinter das alte Schulhaus unter das dichte Blattwerk kühlender Laubbäume am Ufer der Wondreb.

Falsche Hildegard-Gerüchte

Eisner klärte zuerst über falsche Gerüchte zu Hildegard von Bingen auf, die im Jahr 1098 geboren wurde und 1179 Äbtissin im Kloster Rupertsberg bei Bingen wurde. „Nein, sie war keine große und stattliche Frau, sie war sehr klein. Hildegard von Bingen hat nie in einem Kräutergarten gearbeitet. Sie war eine Äbtissin.“ Die Nonne habe auch keine Heilkräuterrezepte geschrieben. Vor gut 1000 Jahren seien Heilmittel je nach eigenem Ermessen ohne Waage zusammengestellt worden.

Johanna Eisner wusste zu jedem Kraut Spannendes und auch Lustiges. Sie referierte über den bekannten Baldrian, aber auch zum Beispiel über den eher Kräuterprofis bekannten Odermening. Dieser helfe bei Lungenleiden. „Alle Bauern hatten den daheim zur Tierbehandlung.“

Nützliche Rezepte

Im Verlauf des Vortrags gab es auch Rezepte. So sollen 75 Gramm Damaszenerrosenblätter, 150 Gramm Honig und ein Liter Wasser nach fünfminütiger Kochzeit und durch ein Tuch gesiebt ein herrliches Elixier ergeben zur Stärkung und Beruhigung. Rosenblätter und Salbei als Mischung sollen für bessere Laune sorgen. „Vergesst die Teebeutel mit Salbei aus dem Supermarkt“, riet Eisner. Zerstoßene Salbeiblätter sollen ihr zufolge null Heilwirkung haben. Dagegen bewirke ein einziges Salbeiblatt, in einem Liter Wasser drei Minuten aufgekocht, wahre Wunder.

Noch spannender gestaltete sich die Erklärung zur Wirkung von Fenchelkraut. „Wenn ihr Ärger oder Grant auf eine andere Person habt, sucht euch vor der Entladung eures Zorns Fenchelkrautsamen und esst sie.“ Überhaupt lohne es sich, Fenchel im Garten zu haben. „Der ist sehr teuer im Handel“, wusste Eisner. Tatsächlich werden die Samen unter anderem mit 22,50 Euro pro 500 Gramm gehandelt.

Heilende Schafgarbe

Die Schafgarbe für Wundheilung war weitgehend ein Begriff. Geschnuppert werden durfte am Wermut. Was man dazu laut Eisner wissen sollte: Nur im Frühling entwickle der Wermut Heilkraft. Neu war für viele, dass aus jungen Brennnesseln sogenanntes „Gedächtnisöl“ hergestellt wird. „Das ist gut, wenn einem mal wieder das richtige Wort nicht einfallen will“, erklärte Johanna Eisner.

Trotz der Hitze lohnte es sich, das gesamte Gelände zu erkunden. Sandra Scherbel aus Waldsassen zeigte zum Beispiel Kräuter zum Ausräuchern und welche Wirkung der jeweilige Kräutermix ermögliche. Blumigen Schmuck aus Glas bot zum Beispiel die Schmuckmacherin Magdalena Paukner aus der Glasstadt Zwiesel an, die „Mitterteicher Holzschmiede“ zeigte, wie aus dicken Baumstämmen und einer Kettensäge Kunstwerke für den Garten entstehen, und unter anderem bot eine Biogärtnerei all das feine Kraut an, das im Naturerlebnisgarten wächst. Um die Kinder kümmerten sich die Betreuerinnen der Umweltkindergruppen. Die Buben und Mädchen durften mittels einfacher Technik riesige Seifenblasen durch die Lüfte schicken.

Serie im Onetz: "Kraft der Kräuter"

Waldsassen23.06.2025
 
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