Waldsassen
22.01.2024 - 12:46 Uhr

"Überlebenslust" im Kloster Waldsassen

Vor Auftritten in Friedrichshafen und in München im Februar kamen Jule Ronstedt und Evelyn Huber ins Kloster. Beide Künstlerinnen gestalteten zum Auftakt der Konzertreihe des Waldsassener Kammermusikkreises einen außergewöhnlichen Abend.

Der Waldsassener Kammermusikkreis (WKK) hat am Samstag seine Konzertreihe 2024 eröffnet. In der Aula der Abtei Waldsassen bekam das Publikum mit Jule Ronstedt (Texte) und Evelyn Huber (Harfe) unter dem Motto "Überlebenslust" eine musikalische Lesung serviert, "die stärkt, beruhigt und amüsiert", wie es auf dem Programmzettel hieß.

Die Ankündigung hielt, was sie versprach. Vor allem Beiträge aus dem Buch "Kummer aller Art" von Mariana Leky waren zu hören, außerdem Gedichte von Rainer Maria Rilke und Jean Cocteau. Die Autorin, Regisseurin und Schauspielerin Jule Ronstedt, die demnächst wieder in einem Münchener Tatort zu sehen sein wird, und Musikerin Evelyn Huber faszinierten gemeinsam über fast gut zwei Stunden lang nonstop ihr Publikum.

Ein besonderer Blickfang war die Harfe: Eine LED-Lichtleiste im Rahmen über den Saiten setzte das mannshohe Instrument mit der goldenen Harfensäule besonders in Szene. Zwei Stehlampen sorgten für eine besondere Illumination des Bühnenbereichs. Mitunter um Angst und Panik ging es in den Alltagsgeschichten, deren Inhalte mit musikalischen Einwürfen noch mehr vor dem geistigen Auge lebendig werden ließen – etwa als es in der Erzählung von einem stecken gebliebenen Aufzug und der Panik davor ging.

Die Geschichten handelten von einer Zugfahrt mit dem Patenkind und dem dabei erlebten Gemotze durch einen Unbekannten. Doch letztlich wendete sich die Handlung hin zum Freundlichen. In einem Beitrag ging's um Onkel Ulrich: Mit dem Psychoanalytiker, der am Ende seiner beruflichen Laufbahn steht, darf das Publikum eine Traumreise auf einer nachtblauen Breitcord-Couch unternehmen, die als einziges Utensil in der Praxis geblieben ist. Zum Schmunzeln waren skurrile Handlungsempfehlungen ("Survival-Tipps") etwa bei Begegnungen mit einem Alligator oder zu Beginn des Abends ans Publikum bei Feuer, Unwetter oder einem Stromausfall.

Zwischen den Textbeiträgen ließ Evelyn Huber virtuos die Harfe als Soloinstrument erleben. Melancholische Klänge wechselten sich ab mit temperamentvollen und rhythmischen Stücken, wobei die Klänge verstärkt und mit Effekten bereichert wurden – etwa als sich die Künstlerin immer wiederkehrende Sequenzen elektronisch aufzeichnete und sich damit begleiten ließ.

Überwiegend Eigenkompositionen und freie Improvisationen hörte das Publikum, außerdem das Stück "Baroque Flamenco" der amerikanischen Komponistin und Harfenistin Deborah Henson-Conant.

Waldsassen11.01.2024
Hintergrund:

Das nächste Konzert

  • Wann: Am Samstag, 24. Februar, 19 Uhr
  • Wo: Im Harmoniesaal des ehemaligen Abtschlosses Waldsassen (Finanzamt)
  • Was: Liederabend unter dem Motto "Liebesdinge" (Lieder von Hugo Wolf, Johannes Brahms, Wolfgang Amadeus Mozart, Franz Schubert, Richard Strauss und andere)
  • Wer: Monika Abel (Sopran), Kathrin Isabelle Klein (Klavier)
 
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