Die Pandemie verhindert größere Festivitäten zum Jubiläum. Doch weil die Erhebung Waldsassens zur Stadt durch Prinzregent-Luitpold vor 125 Jahren dennoch gewürdigt werden soll, haben sich die Verantwortlichen im Rathaus eine Besonderheit ausgedacht: Bei einem "Schaufensterbummel durch die Zeit" gibt es bei einem Spaziergang durch Waldsassen interessante Details über die Geschichte von Häusern und Gebäuden zu erfahren.
Bürgermeister Bernd Sommer sowie Stadtarchivpfleger Hermann Müller sowie Inge Frank und Monika Sommer von der Tourist-Info stellten jetzt die Tour vor – am Basilkaplatz vorm Rathaus, das ebenfalls eine interessante Geschichte zu erzählen hat. "Eine super Sache, herzlichen Dank an alle Beteiligten", freute sich Bürgermeister Bernd Sommer über die gelungene Aktion.
"125 Jahre hätten wir anders gefeiert", sagte Sommer mit Blick auf die Einschränkungen durch Corona. Der Stadtbummel aber lasse sich dennoch unternehmen – alleine und den Infektionsschutzbestimmungen entsprechend.
Erzählungen aus eigener Erinnerung
"Das ist auch total spannend", fand Sommer und hoffte, dass viele das Angebot nützen werden – auch spontan als Freizeittipp für die Familie: "Heute Nachmittag machen wir eine Runde und schauen uns das an." Opa könne den Enkeln den Text vorlesen und im Idealfall noch Erzählungen aus der eigenen Erinnerungen beisteuern.
Besonderheiten gibt es genug, wie etwa der schmale Weg an der Egerer Straße, die früher "Bussiergassl" hieß – wo sich Paare trafen und "bussierten" – sich küssten. Stets mit der Pfeife zwischen den Zähnen unterwegs war "Gummi-Schatz". Als solcher bekannt war Jakob Schatz, der im Anwesen Dr.-Otto-Seidl-Straße 8 eine Vulkanisier- und Fahrradwerkstatt betrieb.
Außerdem erfahren die Spaziergänger, dass in der Dr.-Otto-Seidl-Straße 13 seit 1823 Wirtshausbesucher ein und aus gehen: Ende der 50er Jahre gab es im Hotel Zrenner eine Glastanzdiele; dieses Jahr feiert das Haus 70-jähriges Bestehen.
Kooperative Zusammenarbeit
Auch Hermann Müller fand bei der Vorstellung, dass bestimmt viele Waldsassener noch selbst viele Details wüssten – etwa über die früheren Rockstroh-Häuser, mit dem "Zenker" davor – einer Tankstelle mit einer kleinen Werkstatt. "Das war mein Nachbar", erinnert sich Müller. "Solche Dinge wissen die Leute vielleicht noch, wenn ein Älterer mitgeht."
"Die Laden- und Hausbesitzer waren auch sehr kooperativ", freute sich Inge Frank. Viele Telefonate und Besuche seien nötig gewesen – zunächst für die Recherche, später wegen der Erlaubnis für das Anbringen der Informationstafeln in den Schaufenstern. "Wir haben das so stehen lassen, weil es uns gefallen hat", berichtete Monika Sommer über den Begriff "Spezereien": Das kaum mehr gebräuchliche Wort steht für Gewürze, vorwiegend aus Übersee. Mit diesen Produkten handelte die Familie Rockstroh, denen zwei Häuser an der Prinz-Ludwig-Straße an der großen Ampelkreuzung in der Innenstadt gehörten.
Stöbern in Fotoarchiven
„Es war eine gemeinsame Aktion“, sagte Hermann Müller über die Entstehung des Projekts in den vergangenen Monaten. Inge Frank wies darauf hin, dass die Grundidee dazu Beatrix Rustler hatte. Die langjährige Sachgebietsleiterin im Rathaus befindet sich inzwischen in der Freizeitphase einer Altersteilzeitregelung.
Müller hatte alte Fotografien und die historischen Daten im Archiv herausgesucht; dabei waren die Aufzeichnungen von Robert Treml hilfreich. Er hatte eine Fülle von Beiträgen über viele der vorgestellten Gebäude und deren Besonderheiten verfasst. Inge Frank und Monika Sommer hätten sich dann um die textlichen Dinge gekümmert, berichtete Müller. In der gemeinsamen Runde entschied man sich dafür, die Häuser "erzählen" zu lassen: "Ich bin das Haus mit der Nr. 3", heißt es auf der Infotafel etwa über dem Rathaus.
"Es war erstaunlich, wie viele Geschäfte in den Häusern schon waren", staunte Hermann Müller über die Erkenntnisse während der Vorbereitung des Stadtbummels. Eine weitere Herausforderung sei es gewesen, das viele Material auf jeweils eine Seite zu bringen, berichtete Inge Frank. Die grafische Gestaltung habe Nils Wittmann übernommen, den Druck der Tafeln Roman Preis.
"Es war erstaunlich, wie viele Geschäfte in den Häusern schon waren."
Elf Stationen im Stadtkern Waldsassens
- Die Tour mit elf Stationen durch den Stadtkern ist eineinhalb Kilometer lang und kann als Spaziergang allein oder mit der Familie ohne Termin und Zeitdruck erkundet werden.
- Die Häuser sind mit großformatigen Schildern markiert, die mit kurzen und prägnanten Texten und historischen Bildern über die Details informieren.
- Per QR-Code lassen sich die Inhalte auch aufs Smartphone laden.
- Eine kleine Karte verweist auf weitere historische Standorte in der Umgebung und verweist auf bedeutende Nachbarhäuser.
















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