Mit der Kommunalwahl 2026 wird in Waldthurn ein neues Kapitel aufgeschlagen. Nach 24 Jahren heißt der Bürgermeister dann nicht mehr Josef Beimler. Drei Männer wollen die Arbeit vom "Gursn-Sepp" mit dem selben Erfolg, aber anderer persönlicher Note fortsetzen. Beimler hat den Begriff "Waldthurner Weg" geprägt. Gemeint ist damit eine Kommunalpolitik, die von parteiübergreifendem Zusammenhalt und damit fast ausnahmslos einstimmigen Beschlüssen des Marktgemeinderats bestimmt ist.
Hans-Peter Reil (SPD)
Hans-Peter Reil ist 61 Jahre alt, verheiratet und Vater einer Tochter. Beruflich fährt "HaPe" zweigleisig als Weinhändler und Vodafone-Berater. Vor 30 Jahren habe er sich für den Marktrat aufstellen lassen und prompt genügend Stimmen bekommen. Seitdem sei es laut eigener Aussage sein Ziel, sich für die Belange der Bevölkerung einzusetzen. Die Aufgabe als "Stellvertreter vom Gurs" sei eine gute Vorbereitung gewesen. Er handle nach dem Prinzip "Wenn ich gebraucht werde, bin ich da." Genauso klar ist Reils Vorstellung von der Arbeit im kommunalen Gremium: "Ich bin zwar bei der SPD, aber die Partei spielt für mich im Marktrat keine Rolle. Es geht darum, Politik für die Allgemeinheit zu machen und zu zeigen, was man miteinander bewegen kann, wenn man gemeinsam ein Ziel vor Augen hat." Als Teamleiter habe er ausreichend Erfahrung in Sachen Personalführung gesammelt: "Ich weiß, was man von Leuten erwarten kann und wie man es schafft, dass die Menschen Spaß haben bei der Arbeit."
Der gelernte Metzger fühlt sich wohl auf offener Bühne. Er singt und musiziert für sein Leben gern. "Damit werde ich auch nicht aufhören, wenn ich Bürgermeister werde", erklärt Reil ohne Umschweife. Die Waldthurner würden sehr gut wissen, dass "ich mich nicht verbiegen werde". Selbstverständlich werde sich nach der Ära Beimler einiges ändern: "So wie der Sepp kann man das nicht bewältigen. Keiner kann Tag und Nacht Bürgermeister sein." Reil werde eines seiner beruflichen Standbeine aufgeben, um mehr Zeit für das Amt zu haben. "Und dann hat man ja auch noch Familie und ein Privatleben."
Der SPD-Bürgermeisterkandidat setzt auf den "Waldthurner Weg": "Ich bin davon überzeugt, sonst hätte ich nicht 24 Jahre Beimlers Stellvertreter gemacht." Man müsse das Rad nicht neu erfinden. "Die Pflichtaufgaben stemmen und dabei die Kosten für die Bürger so gering wie möglich halten", umschreibt Reil seine Marschroute.
Georg Bocka (CSU)
Für die CSU kandidiert der langjährige Fraktionssprecher Georg Bocka. Der 50-jährige Landwirt und Landmaschinenmechaniker (mit Meisterbrief) ist verheiratet und Vater einer Tochter. Seine Wurzeln liegen in Lennesrieth. Die Familie verlegte das landwirtschaftliche Anwesen jedoch nach Irlhof. Seitdem Tod des Vaters betreibt Bocka die Landwirtschaft im Nebenerwerb. Als Dorfsprecher der Ortschaft Lennesrieth liegt ihm daran, die Traditionen wie Jakobifest, Sitzweil oder Pfingstschwanztreiben weiterzuführen. Seine politische Heimat hat Bocka schon früh gefunden. "Ich bin mit 16 Jahren der Jungen Union beigetreten. Seit 2008 bin ich im Marktrat und fast zehn Jahre Fraktionssprecher."
Als Bürgermeister will er "die Gmoi weiter vorwärts bringen". Und das funktioniere nur im guten Miteinander. Seine Aufgabe sei es, alle Beteiligten mit ins Boot zu holen. Dabei will er seine Qualitäten als guter Zuhörer einsetzen: "Ich bin keiner, der auf den Tisch haut. Natürlich habe ich eine Meinung, die ich auch durchsetzen kann. Aber man muss hinhören, was andere zu sagen haben." Er werde jedenfalls keine Vorschläge oder Anträge ablehnen, nur weil sie von der "falschen Person oder Partei" vorgebracht werden.
Bocka verspricht Geduld und Ausdauer: "Mir wird nicht gleich was zu viel." Sein Pflichtbewusstsein stelle er bislang als Landwirt und leidenschaftlicher Mitakteur im Waldthurner Wirtshaus "Kühnhauser", das seine Schwiegermutter Waldtraud betreibt, unter Beweis. Nach dem Vorbild von Beimler will er als Bürgermeister die vorhandenen "guten Drähte" zu den Abgeordneten weiter gut nutzen, "um die besten Förderungen für unsere Gemeinde zu bekommen". Bocka sei die Grundversorgung wie Kita, Schule, Ärzte, Marktladen und Infrastruktur am wichtigsten.
Andreas Troidl (Freie Wähler)
Für die Freien Wähler tritt der 44-jährige Andreas Troidl an. Der verheiratete Diplomingenieur für Holztechnik ist Projektleiter einer Firma in Luhe-Wildenau. In seiner Freizeit geht der aktive Feuerwehrmann gern auf die Jagd. Seit 2014 engagiert sich Troidl für die Freien Wähler im Marktrat. Kuriosität am Rande: Auch sein Bruder Michael erhielt bei dieser Wahl genügend Stimmen. "Wir waren damit das erste Brüderpaar, das gleichzeitig und in derselben Partei ins Gremium eingezogen ist."
"Die Entscheidung, als Bürgermeister anzutreten, kam nicht spontan", berichtet Troidl. Im Gespräch mit seinen Parteikollegen sei ihm klar geworden, "dass ich Verantwortung übernehmen möchte, um die positive Entwicklung unserer Gemeinde weiter voranzutreiben." Die Fußstapfen Beimlers seien ohne Zweifel sehr groß: "Er war praktisch 365 Tage im Jahr und rund um die Uhr für die Bürgerinnen und Bürger erreichbar. Eine solche Rolle sofort in vollem Umfang auszufüllen, ist kaum möglich. Besonders in den ersten Jahren wird das eine Herausforderung sein", gibt Troidl zu. "Ich bin jedoch überzeugt, dass ich diese Aufgabe mit viel Engagement, Lernbereitschaft und einem offenen Ohr für die Menschen erfolgreich übernehmen kann. Es wird sicher nicht immer alles auf Anhieb perfekt sein, aber man wächst an seinen Aufgaben." Sein Arbeitgeber habe ihm volle Unterstützung zugesagt.
Für Troidl sei entscheidend, über den eigenen Tellerrand hinauszublicken und unterschiedliche Meinungen zu akzeptieren. "Für mich bedeutet das auch, sich nicht in parteipolitische Auseinandersetzungen hineinziehen zu lassen, so wie wir es leider häufig auf höherer Ebene erleben." Die Marktgemeinde Waldthurn lebe dieses Prinzip bereits seit vielen Jahren. "Diese parteiübergreifende Zusammenarbeit weiterzuführen, ist von enormer Bedeutung, unabhängig davon, welche Partei am Ende den Bürgermeisterposten stellen wird."





















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