Am Geburtstag würdigt eine Runde, die ihn noch kennengelernt hat, im Rathaus den Germanisten, Lyriker und Romancier, den sie in Weiden immer noch den "Doktor Behnisch" nennen. Der Titel bleibt ihm in der Alltagssprache, obwohl er schon 1983 mit nur 63 Jahren gestorben ist. Franz Joachim Behnisch, wie er vollständig hieß, hat Generationen von Kepler-Gymnasiasten Neugier auf Literatur eingeträufelt.
Einer hat eine ganz besonders konzentrierte Dosis abbekommen: Dr. Thomas Stemmer, geboren 1966 in Weiden. Er lebt im Elsass und arbeitet als Schriftsteller, Orientalist und Lehrer. Der Behnisch-Verehrer ist heute einer der aktivsten Andenkenbewahrer des Berliner Autors neben Nachlassverwalterin Simone Lutz. Zum 100. Geburtstag brachte er in Zusammenarbeit mit dem Kulturamt Weiden eine Art Festschrift heraus.
Berufswahl beeinflusst
In den ersten Exemplaren dieser Hommage blätterten am Mittwoch OB Kurt Seggewiß, Jens Meyer, Petra Vorsatz, Veit Wagner und Sabine Guhl. Fast alle hatten ihn noch erlebt. Schnell ist die Rede bei persönlichen Erlebnissen. So wie dem von der "Salbenkocherin Libussa", Behnischs Pseudonym für seine Lebensgefährtin Edeltraud Dimpfl, die wie er am Kepler unterrichtete. "Sie ist mit schuld an meinem Beruf. Seit ich sie in der Schule hatte, wollte ich unbedingt was mit Geschichte machen", sagt Vorsatz. In ihrem Archiv liegt auch Behnischs Doktorarbeit. Der bekennende Großstädter hat ausgerechnet über die "Tracht im fränkischen Raum" promoviert.
Damit er in seiner Wahlheimat Weiden nicht in Vergessenheit gerät, heißt der Verbindungsweg zwischen Scheiben- und Landgerichtsstraße Franz-Joachim Behnisch-Anlage. So wie der gleichnamige Saal der angrenzenden Regionalbibliothek. Der Weg soll nun mit Tafeln aufgewertet werden, die Gedichten und Aphorismen Behnischs öffentlichen Raum geben. Dabei hat vor allem Stadtrat Veit Wagner angeschoben, ein früherer Lehrerkollege des "Beschwörers des Imperfekts", wie es auf einem Sterbebildchen einst stand.
Skandälchen am Kepler
Wagner weiß, dass die Idee auch Behnisch-Tochter Cornelia gefällt. Die gebürtige Weidenerin lebt bei München. Der Vater ist gern diesen Weg am Flurerturm entlang geradelt zu seinen ausgelagerten Klassen im Augustiner-Kloster vor dem Neubau des Kepler-Gymnasiums, lässt sie ausrichten. Dort, wo das Kepler dann entstand, hat die Familie gleich um die Ecke gewohnt, in der Wiesenstraße. Seinen Arbeitsplatz hat der Herr Gymnasialprofessor auch 1974 in der Literaturzeitschrift "Akzente" verewigt, wo er "höhere pädagogische Beamten" als Schiefschieber, Stehaufmann, Seelenverkäufer und braunen Vertrauensmann apostrophiert. "Eine "chronique scandaleuse" schrieb der Neue Tag damals pikiert.
Ganz verstanden hat man ihn im Oberpfälzer Grenzland eben nicht immer. Dazu passt eine Formulierung, die Wagner zitiert, als Behnisch an den Folgen einer Operation überraschend starb. "Sein Tod war eine Flucht aus einem unlebbaren Leben." Wie facettenreich dieses unlebbare Dasein trotzdem war, gibt Stemmers Hommage auf 31 fundiert recherchierten und editierten Seiten wieder. Sie nennt sich "Behnischiana". Interessierte können sich nach einem Exemplar im Kulturamt erkundigen.
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