Die Projektträger OTH Amberg-Weiden, Landkreis Neustadt und die Kliniken Nordoberpfalz sind sich sicher: Die Auswahl als 5G-Modellregion bringt große Vorteile für die Gesundheitsversorgung in der Region und „einen gewaltigen Werbeeffekt“, wie Landrat Andreas Meier es bei der Vorstellung des Projekts in der OTH in Weiden formulierte. Sogar von einem „Sechser im Lotto“ sprach der Ärztliche Direktor der Kliniken Nordoberpfalz, Dr. Thomas Egginger.
Am 22. Oktober hatte Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer die Förderzusage über 8,4 Millionen Euro zur Durchführung des Modellprojekts „5G4Healthcare“ an die OTH-Professoren Dekan Clemens Bulitta und Steffen Hamm übergeben. Damit gehört der Landkreis Neustadt bundesweit zu den sechs Modellregionen, in denen die neue Mobilfunktechnik 5G versuchsweise erprobt wird. Ausschließlich hier wird das Anwendungsfeld „Gesundheitsversorgung im ländlichen Raum“ getestet. Einzelheiten dazu wurden jetzt von den Projektträgern bekanntgegeben.
Die Projektlaufzeit hat ab sofort begonnen und endet am 31. Dezember 2022. Verschiedenste OTH-Wissenschaftsbereiche sind zusammen mit den Kliniken Nordoberpfalz am Modellprojekt beteiligt. Neben der Medizintechnik geht es schließlich um Elektrotechnik, Informatik und künstliche Intelligenz. An vier Standorten im Klinikbereich werden sogenannte „Living labs“ aufgebaut. Eschenbach, Neustadt, Weiden und Vohenstrauß wurden dafür ausgewählt. 18 Projektmitarbeiter kommen zum Einsatz.
„Wir wissen, dass alles eine große Herausforderung ist“, bestätigte Professor Hamm. Schließlich sei ein umfangreiches Programm zu bewältigen. In drei Phasen wird die Projektlaufzeit untergliedert. Zunächst werden Einsatzfelder und Einzelprojekte festgelegt, die dann in der zweiten Phase umgesetzt und getestet werden, bevor alles im letzten Abschnitt ausgewertet und evaluiert wird. Schließlich sollen hieraus Erfahrungen für den späteren bundesweiten Einsatz dieser Mobilfunktechnik gewonnen werden.
Zwei Themenfelder wurden für die Erprobung festgelegt. Es sind die Bereiche „Integrierte Versorgung“ und „Homecare“, also häusliche Versorgung. Hamm nannte beispielhaft zwei Patientenprofile und Fallkonstellationen, in denen die neue Mobilfunktechnik getestet werden könnte. „Edith, 81 Jahre alt, alleinstehend, abgelegener Wohnort, häusliche Pflege, Bluthochdruck und Diabetes“ befindet sich in akuter Notlage. Ein zweites Beispiel lautet: „Jürgen, 54, Familienvater, Führungskraft, passionierter Läufer benötigt wegen fortgeschrittener Arthrose dringend ein neues Kniegelenk.“ In solchen oder ähnlichen Anwendungsfällen soll im Projekt 5G-Technik eingesetzt werden. „Ein Vielfaches an Daten, an angeschlossenen Nutzern und an Datengeschwindigkeit gegenüber bisher stehen zur Verfügung“, sagte Hamm. Andere Anwendungsfälle wie „Befunderstellung aus der Ferne“ bis zur Möglichkeit eine „Fern-OP mittels da-Vinci-Operationstechnik“ könnten vielleicht mit dieser Technik eines Tages genutzt werden.
Zahlreiche Partner aus dem gesamten Versorgungsnetz des Gesundheitswesens der Region, auch aus dem „Medical Valley“, sollen in das Projekt eingebunden werden. Erwartet wird, dass Unternehmen im Projekt neue Produkte testen. Hierdurch erhoffen sich die Initiatoren Multiplikatoreffekte und wirtschaftliche Vorteile für die Region.
Von einem „Meilenstein“ sprach deshalb OTH-Präsidentin Andrea Klug. Das Projekt leiste einen Beitrag für optimale medizinische Versorgung bei ökonomisch tragfähigen Kosten. Dekan Bulitta ordnete das Projekt generell der Entwicklung zur Digitalisierung zu. Qualitativ bessere Entscheidungen, Automatisierung von Teilprozessen, Vernetzung der Beteiligten, schnellerer Kundenzugang und neue telemedizinische Anwendungsmöglichkeiten seien damit verbunden. Für den ärztlichen Direktor gehe es auch um bessere Vernetzung mit den Patienten, der Klinikbereiche untereinander und aller Gesundheitssektoren. Landrat Meier sieht das Gemeinschaftsprojekt eingebettet in Strategien wie „Smart Region“, „Wasserstoffmodell-Region“ und „Mobilfunk/Glasfaser“ an und dankte für Unterstützung aus der Politik. Im kommenden Frühjahr soll dazu ein Fachsymposium stattfinden.
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