„Wir freuen uns darüber, dass wir im Vergleich zum Vorjahr unter allen 23 bayrischen Arbeitsagenturbezirken den niedrigsten Anstieg der Arbeitslosenzahlen gegenüber dem Vorjahr haben“, stellte Thomas Würdinger, Vorsitzender der Geschäftsführung der Arbeitsagentur Weiden, anlässlich der Sitzung des Verwaltungsausschusses der Arbeitsagentur Weiden fest. Anders als die Regionaldirektion Bayern, die in ihrem letzten Monatsbericht von einer weiteren Verschlechterung der Lage auf dem Arbeitsmarkt sprach, ist laut Würdinger die Situation in der nördlichen Oberpfalz „stabil“.
Zwar übertrifft aktuell auch hier die Arbeitslosenzahl den Vorjahresstand um gut 22 Prozent, doch sei diese Steigerung mit großem Abstand die geringste in ganz Bayern, sagte Würdinger. Der bayrische Durchschnitt liegt mit gut 44 Prozent beim doppelten Wert.
Positiv nennt Würdinger auch die große Ausbildungsbereitschaft in der Region. „Kein Ausbildungsplatzangebot ist bisher zurückgezogen worden.“ Während bayernweit der Zugang an freien Arbeitsstellen im Mai den Vorjahreswert um 26 Prozent unterschritt, gibt es im Agenturbezirk Weiden, als einzigem Agenturbezirk mit einer einstelligen Zahl, nur einen Rückgang von 9 Prozent. Über die Ursachen dieser unterschiedlichen Entwicklung zwischen der Nordoberpfalz und den anderen bayrischen Regionen wurden Arbeitsagentur, IHK-Geschäftsstelle und Kreishandwerkerschaft befragt. Man wies vorrangig auf die positiven Auswirkungen der in der nördlichen Oberpfalz vorherrschenden breiten Branchenstreuung hin. Sie verhindert laut Arbeitsagenturchef Würdinger einseitige Abhängigkeiten, zum Beispiel vom Fremdenverkehr oder der Automobilindustrie. Auch im zwischenzeitlich abgeschlossenen Strukturwandel von traditionellen Branchen hin zu mehr zukunftsorientierten Wirtschaftsbereichen sieht der Leiter der IHK-Geschäftsstelle Nordoberpfalz, Florian Rieder, einen Vorteil der hiesigen Region.
Eine starke stützende Rolle schrieben alle Befragten den mittelständischen Produktions- und Handwerksbetrieben zu. Dort gebe es zwischen Betriebsführung und Belegschaft nur kurze Wege. Für Kreishandwerksmeister Joachim Behrend besteht auch im Handwerk nach wie vor eine stabile Auftrags- und Beschäftigungslage und ein hoher Fachkräftebedarf. Viele Betriebe wären froh, überhaupt Nachwuchskräfte einstellen zu können. Einfluss auf die regionalen Unterschiede in der Arbeitsmarktentwicklung hat auch die Tatsache, dass der Bereich der Hartz-IV-Arbeitslosigkeit von der Corona-Krise weniger beeinflusst ist.
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