Unter der Leitung von Carolin Schiml vom Rio-Raum hat sich Ende 2019 eine Gruppe junger Künstler zu einem besonderen Projekt zusammen getan. Das "Nippel-Projekt" begleiteten Leonie Eipelt, Ruth Ockl, Igor Michl, Beate Luber und Felicitas Girisch. Zuerst hat man versucht, über soziale Netzwerke möglichst viele Bilder menschlicher Brustwarzen zu sammeln.
Schon hier zeigte sich die Schizophrenie, mit der der Unterschied zwischen männlichen und weiblichen Nippeln in der Gesellschaft gehandhabt wird. Eines der Kunstwerke zeigt dies explizit. Der Aufruf, bebildert mit dem Foto einer weiblichen Brust, wurde von Facebook sofort geblockt. Er entspreche nicht den moralischen Standards. Fotos von männlichen Brustwarzen dagegen seien dagegen kein Problem, beklagte Ruth Ockl bei der Vernissage am Samstag. Dahinter stecke die „konstante Sexualisierung, der Frauen in jeder Lebenssituation ausgesetzt“ seien.
Vom Ölbild bis zur Plastik
Kunstverein-Vorsitzender Wolfgang Herzer, der dem Kollektiv bei der Realisierung zur Seite gestanden hatte, führte in die Ausstellung ein. So gut wie alle bildnerischen Darstellungsmittel seien zur Anwendung gekommen, sagte der ehemalige Kunsterzieher. Über 30 Ölbilder, Fotografien, Collagen und Plastiken gäbe es zu sehen. Man gehe der Frage nach, warum Frauen im Gegensatz zu Männern nicht topless im Alltagsleben unterwegs sein dürften. Herzer ging der Frage nach, ob die Unterscheidung bei männlichen und weiblichen Nippeln geschichtlich-soziale Wurzeln habe. Oder gehe es um frühe Anpassung an gesellschaftliche Geschlechterklischees?
Beispiele für die Rundform als weit verbreitete sexistische Metapher und Hieroglyphe seien vielfältig in der Ausstellung zu sehen: die bekränzte Gartenlaube, das Kriegerdenkmal in Brustform, eine Anspielung auf Fußballlegende Uwe Seeler, wenn man sagt: „Der Nippel muss ins Eckige“, Paris mit dem Eiffelturm als Symbol phallokratischer Technik-Überlegenheit – und die riesige „Nippel-Wand“, das Gemeinschaftswerk mit den eingesandten Brustwarzen- Bildern.
Die Ausstellung ist bis 20. November in den Räumen des Kunstvereins, Ledererstraße, zu den Öffnungszeiten zu besichtigen.
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