Denn hier hat Pablo Olbort seine Ehefrau Charlotte kennengelernt. Am 25. Juni 1982 hat das Paar in Weiden geheiratet. Der 73-Jährige hat beide Staatsbürgerschaften: Ist Deutscher und Paraguayer. Über 100 Nationalitäten sind in der Max-Reger-Stadt Zuhause. Pablo Olbort ist der einzige aus Paraguay und damit der zweite Vertreter seltener Nationen, die Oberpfalz-Medien vorstellt.
Noch älter als die Liebe zu seiner Frau ist bei Pablo Olbort die zu Autos. Das führt ihn 1969 nach Deutschland. Den Grundstock gelegt hat wohl die Arbeit in der Werkstatt seines Vaters in Asunción, der Hauptstadt von Paraguay. Dort kommt der Lateinamerikaner mit deutschen Wurzeln, der immer einen Scherz auf den Lippen hat, als jüngstes Kind der Familie zur Welt. Seine Eltern, die aus Mähren (Tschechien) stammen, hatten 1935 geheiratet und wanderten aus nach Paraguay. "Der Krieg zwischen Bolivien und Paraguay war damals erst kurz vorbei."
Der Vater baut in Asunción eine Schmiede und Kfz-Werkstatt auf. Technik und Autos haben es dem agilen 73-Jährigen schon als Kind angetan. Also verlässt er mit 13 Jahren die Schule und arbeitet beim Vater mit. "Wir haben alles gemacht. Auch das, was sich andere nicht getraut haben", erzählt er. Zum Beispiel Tanklaster geschweißt, Militärfahrzeuge repariert und Gewinde in Rohrleitungen geschnitten, die für den Neubau eines großen Hotels benötigt werden. Stolz erinnert er sich an diese Zeit. "Mein Vater war bekannt wie ein bunter Hund."
Trotzdem reizt ihn mit Anfang 20 ein neuer Job. "Ich wurde Filmvorführer." In Asunción, aber auch weiter entfernten Orten. "Da sind wir mit dem Bus oder dem Auto hingefahren. In der einen Hand hatten wir den Projektor, in der anderen den Rest. Nach San Lorenzo mussten wir sogar ein Stromaggregat mitnehmen." Mit Schwarz-Weiß-Filmen von Charly Chaplin, Dick und Doof oder Western bringt Pablo Olbort die weite Welt in so manche abgelegene Gemeinde. Doch ihn zieht es noch weiter weg. Er will raus aus dem strengen Elternhaus, geht mit 23 Jahren nach Deutschland.
Er beginnt einen Lehrgang, der ihn zu VW in Wolfsburg, NSU in Neckarsulm und zum Boschdienst in Stuttgart führt. "Dort hat man nicht viel gelernt", meint er heute enttäuscht. "Die tauschen nur fertige Teile aus. In Paraguay mussten wir Autos richtig instand setzen, schwierige Probleme lösen." Deshalb blutet ihm auch das Herz, als er bei seiner Ankunft in Deutschland, im Saarland, einen Schrottplatz entdeckt. "Da standen Autos, die in Paraguay noch lange gefahren wären." Pablo Olbort schließt den Lehrgang nicht ab. "Dann hätte ich wieder nach Hause gemusst." Er geht lieber zu seiner Cousine nach Roggenstein, kommt so in die Oberpfalz.
Zwei Jahre arbeitet er in der Werkstatt bei Omnibus Mädl. Doch sein unsteter Geist lockt ihn weiter. Zwei Jahre lang arbeitet er bei Elektra Beckum in Nordrhein-Westfalen, zwei weitere in einer Kunststoffspritzerei in Lemgo. Die Oberpfalz hat ihm besser gefallen. "Die Nordrhein-Westfalen sind recht verschlossen. Als Fremder gehört man nicht dazu. Hier bekommt man eher Kontakt." Zurück nach Weiden also. Hier lernt er 1980 seine Frau Charlotte kennen. 1982 adoptiert das Paar - bei einem Besuch des Bruders in Argentinien - die kleine Mariana. Wenig später folgt die Hochzeit.
Deutsch hat sich der Mann mit den lateinamerikanischen Wurzeln selbst beigebracht. "Über das Lesen von Westernheften." Als er 1969 nach Deutschland kam, konnte er nur zwei Sätze, erzählt er lachend: "Wie bitte?" und "Einer muss zuhören". Auch der Oberpfälzer Dialekt bereitet ihm längst keine Probleme mehr. Seine berufliche Laufbahn setzt er bis 1989 bei Omnibus Mädl fort, dann wechselt er zu A.T.U., wo er bis zum Eintritt in die Rente bleibt. Als Zeitungsträger für den "Neuen Tag" steht er aber jetzt noch jede Nacht früh auf. Kälte macht ihm dabei nicht mehr zu schaffen. Nur in seiner ersten Zeit in Deutschland hat er viel gefroren.
Er fühlt sich inzwischen als Weidener, ist aber überzeugt, dass er in Australien oder Brasilien genauso Wurzeln geschlagen hätte, wenn er dort eine Familie gegründet hätte. Was ihm in Weiden besonders gefällt? "Die Leute sind freundlich. Und" - fügt er grinsend hinzu - "hier gibt es keine Abgasprobleme." Das Thema Auto lässt ihn eben nicht los. Als Kind wollte er Rennfahrer werden. Er ist überzeugt, dass er selbst Michael Schuhmacher abgehängt hätte, als der noch aktiv war. "Nicht mit einem Rennauto, aber mit einem Golf Diesel auf der Landstraße. Denn wenn man einen Lastwagen überholen will, kommt es darauf an, dass man sich mit der Technik auskennt. Dann geht alles problemlos."















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